Die SPD und die Fleischpreise
Kürzlich fand ich im Internet ein SPD-Plakat aus der August-Bebel-Zeit, konkret von 1912, als die SPD noch 30 % der Wähler erreichte.
Die SPD wollte billiges Fleisch, billiges Brot und die Beseitigung der indirekten Steuern. Die Gegner der SPD kämpften für teures Brot und Fleisch. Die Gegner waren die Großgrundbesitzer (damals in der Kampfpublizistik Junker genannt) und die Landwirte, aber auch die schon damals agierenden Grünen.
Um die Rolle der Sozialdemokratie zu verstehen, muß auch ein Blick auf das unterschiedliche Verhältnis der Reformsandalen und der Sozialdemokraten zum technischen Fortschritt geworfen werden. Unter dem Einfluß Nietzsches, der Denkmalpfleger, Heimatschützer und Tierschützer war die bürgerliche Reformbewegung der Kaiserzeit überwiegend technikkritisch. Aus dem Industrialismus von Marx ergibt sich dagegen logisch ein entspanntes Verhältnis der SPD zu Maschinen, Bauten und modernen Verkehrsmitteln.
In ihrer kindlichen Einfalt sehr zum Herzen gehende Beschreibungen der sozialdemokratischen Reformvorstellungen findet man in „Die Frau und der Sozialismus“ von August Bebel. Die erste Auflage erschien bereits 1878. Die sozialdemokratischen Vorstellungen sind älter als die der Lebensreform und sie gehen oft in eine völlig andere Richtung. Während die saturierte Jugendbewegung der Kaiserzeit die vollkommene Natur in den Gegensatz zum sinnlosen Fortschritt setzte, hatte die Sozialdemokratie ein naiveres Bild.
„Es müßten großartige und umfassende Bodenmeliorationen, Bewaldungen und Entwaldungen, Be- und Entwässerungen, Bodenmischungen, Terrainänderungen, Anpflanzungen usw. vorgenommen werden, um den Boden zu höchster Ertragsfähigkeit zu bringen.“
„Der Weinbau der Zukunft“ ist ein ganzes Kapitel genannt, das vorschlägt, in großen geschützten Hallen die Gemüse-, Beeren- und Obstproduktion sowie den Weinbau ganzjährig voranzutreiben. Ausdrücklich zitiert Bebel das Gedicht „Irland“ von Ferdinand Freiligrath, um den Naturschutz, der der Volksernährung im Wege stand, an den Pranger zu stellen:
So sorgt der Herr, daß Hirsch und Ochs,
Das heißt: daß ihn sein Bauer mäste,
Statt auszutrocknen seine Bogs –
Ihr kennt sie ja: Irlands Moräste!
Er läßt den Boden nutzlos ruhn,
Drauf Halm an Halm sich wiegen könnte;
Er läßt ihn schnöd dem Wasserhuhn,
Dem Kiebitz und der wilden Ente.
Sicher, das war eine sehr einseitige Betrachtung. Nicht jeder Morast muß kultiviert werden. Ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Fortschritt und Tradition ist nie schlecht. Aber in Afrika und Asien denkt man heuer so, wie die Sozialdemokraten die Dinge um 1900 sahen.
Wie sich die Zeiten ändern! Heute will die SPD die Fleischpreise und die indirekten Steuern erhöhen. Kein Wunder, daß sie in den Umfragen auf 11,5 % deutschlandweit runtergerasselt ist.
Und da ist die SPD gelandet (WELT): „Der Musiker spielt also ein Lied, in dem sich das lyrische Ich den Arbeitstag eines knallharten Kapitalisten vorstellt. „Ich sitze im Büro, ganz nach oben kam ich schnell“, singt er zu tänzelnden Akkorden. Und stellt dann fest, dass er für diese Karriere absolut nichts tun muss. Auf „Ich, männlich, weiß, hetero und cis“ reimt er „haben viele Vorurteile, weil das mal so ist“.
Die Festgemeinschaft ist eine Mischung aus Rentnern, Alt-Sozialdemokraten und Eisenacher Prominenz wie dem parteilosen Bürgermeister Uwe Möller. Der sieht aus wie die noch knuddelbärigere Variante von Martin Schulz.
Besonders bemerkenswert: Ein etwa 50-jähriger Besucher trägt ein T-Shirt der kalifornischen Punkband NOFX, die mit Songs wie „Drugs Are Good“, „I Wanna Be An Alcoholic“ oder „Kids Of The K-Hole“ nach wie vor eine sehr progressive Drogenpolitik verfolgen.“
Die Häme über solche verzopften Veranstaltungen mischt sich mit dem Bedauern, dass der sektiererische Anteil in der SPD die Oberhand hat.
Es gibt einen uralten Spruch: nicht Arbeit macht reich, sondern über Arbeit zu reden. Stehkragenproletarier nannte man Sozialdemokraten und Gewerkschaftler schon zu Bismarcks Zeiten. Daran hat sich nur geändert, das die Klientel dieser Bonzen heute eine andere ist. Früher waren es Arbeiter und Angestellte, die diese Stehkragenproletarier angeblich verteidigten vor Ausbeutung und sich dabei selbst dick und fett mästeten, heute sind es Sozialschmarotzer aus aller Welt, die gepampert werden, weil sie so benachteiligt sind.
Was hat ein Bonze wie z.B. Bsirske mit einem Jahreseinkommen von einer halben Million mit einer 450€-Verkäuferin gemeinsam? Nichts, außer, dass diese Verkäuferin, wenn sie denn Mitglied in Bsirskes-Gewerkschaft ist, nicht verstanden hat, dass sie einen Schmarotzerbonzen mästet.