Folgen von Trianon und Jalta
Kürzlich war das hundertste Mal in der Lügenpresse zu lesen, daß Victor Orbán eine rußlandfreundliche Politik betreibt. Dabei schwingt immer ein Hauch von Vorwurf mit. Wieweit ist der gerechtfertigt?
Ungarn ist seit 1920 erpreßbar. Seit dem Vertrag von Trianon, der damals diktiert wurde, leben viele Ungarn im Külföld, im „Außenfeld“, also zum Beispiel in orthodoxen Staaten.
Sicher, es war nicht leicht 1920 die Grenzen zu ziehen. Denn durch die moslemische Landnahme, Vertreibungen, Flucht und Wiederbesiedlung entvölkerter Landstriche war ein buntes Völkermosaik entstanden. Aus aller Herren Länder wurden nach 1700 Bauern angeworben, sie kamen aus Kroatien, Deutschland, der Slowakei, Serbien und anderen Gebieten.
Die Deutschen wurden nach 45 auf russischen Druck wieder herausexpediert. In der Jenaer Straße 27 in Weimar trafen sich nach dem Krieg die nach Weimar vertriebenen Ungarn in einer kleinen Küche, in der auch noch geschneidert wurde. Kein Wort wurde da deutsch gesprochen. Man flog aus Ungarn vorsichtshalber schon raus, wenn man einen deutschen Verwandten hatte.
Es gibt nur wenige Rumänen und Serben in Ungarn, aber viele Ungarn in Rumänien und Serbien. Das deutet darauf hin, daß die Siegermächte Ungarn schaden wollten und die Grenze so zogen, daß in den Nachbarländern viele Ungarn leben. Im Ergebnis wohnen in Serbien gut eine Viertelmillion Ungarn, in der Ukraine knapp 160.000.
Serbien hat außer in der Titozeit immer ein gutes Verhältnis zu Rußland gepflegt. Den orthodoxen Klerus betrifft diese Einschätzug noch mehr als die Staatsführung, die seit dem Zerfall Jugoslawiens zwischen Europa und Asien hin- und herpendelt. Deshalb wirkt ein gutes Verhältnis Ungarns zu Rußland wie eine Lebensversichung für die in Serbien lebenden Ungarn.
Durch die in Jalta geschlossenen Pakte und die Westverschiebung der Tschechoslowakei wurden die Karpatenungarn 1945 Einwohner der Sowjetunion. Nach deren Zerfall leben sie in der Ukraine. Nach der orangenen Revolution hatte sich ihre Situation sehr verschlechtert. Neue Sprachgesetze und die gegenseitige Ausweisung der Konsuln waren die letzten Aktionen vor der Abwahl des Soros- und Merkellieblings Poroschenko. In der Ukraine hatte Ungarn gleichlaufende Interessen mit Rußland, dessen Einwohner in der Ukraine gleich schlecht wie die Ungarn behandelt wurden.
Nach der Präsidentenwahl in der Ukraine, bei der der Komiker Wolodomir Selenski gewählt wurde, könnte sich die Lage an der Ostfront entspannen. Selenski hat eine Überprüfung der diskriminierenden Gesetze aus der Poroschenko-Ära angekündigt.
Gute Frage am Rande: Merkels Favorit Poroschenko wurde ja abgewählt und durch das unbeschriebene Blatt Selenski ersetzt. Könnte Merkels Zitteranfall beim Staatsbesuch des neuen Präsidenten durch Wut über die verlorene Wahl verursacht worden sein? Oder war es doch die deutsche Nationalhymne? Oder ist die Messer- und Blutkanzlerin schwer krank? Viele Fragen, wie üblich keine Antworten.
Die serbische Karte könnte in Brüssel erfolgreich gespielt werden. Orbán engagiert sich stark für die Aufnahme Serbiens in die EU. Damit würden natürlich auch die Ungarn im Banat in die EU überwechseln und der Grenzverkehr etwas einfacher werden. Andererseits hätte Moskau nach Griechenland und Zypern einen dritten Verbündeten in der EU.
Ungarn muß seine nationalen Interessen wahren. Das geht nur ohne Moskau zu verärgern und wie die jüngere Geschichte zeigt manchmal in Interessengleichheit mit dem Kreml. Seit Trianon und Jalta sind die Verhältnisse verzwackt. Für die deutschen Redaktionsstuben sind diese Zusammenhänge zu kompliziert. Da hocken hauptsächlich Leute herum, die dumm wie Brot sind.
Zum Beitragsbild: Magyar Történelem heißt ungarische Geschichte. Zu sehen sind Lajos Kossuth, Grof Gyula Andrássy (?) und der Kuruzengeneral Ferencz II Rákóczi.
Die Orthodoxie ist keine Garantie für Russland, in diesen Ländern Verbündete zu haben. Der orthodoxe Glaube ist auch in Rumänien und Bulgarien die maßgebliche Religion. Mehr noch, die bulgarische Sprache ist von russischen Linguisten reslawisiert worden, nachdem nach jahrhundertelanger türkischer Herrschaft von der ursprünglichen slawischen Sprache so gut wie nichts mehr übrig war.
Von der orthodoxen Ukraine als Verbündeter Russlands ganz zu schweigen.
Das von Poroschenko erlassene Gesetz über den Status des Ukrainischen in der Ukraine wird wie frühere Bestrebungen aus den 1920 Jahren genauso scheitern, ob dieses Gesetz bleibt oder nicht.
Zelenski, dessen ursprünglicher Vatersname Selzman ist, beherrscht etwa 700 bis 800 ukrainische Worte. Immer wenn er einen komplizierteren Sachverhalt erläutern muss, muss er Russisch benutzen.
Hinsichtlich der im Vertrag von Trianon Ungarn geraubten Gebiete: es ist keinesfalls so, dass die Ungarn überall, wo sie damals als Mehrheit und heute als Minderheit wohnen, spätere Zugewanderte sind. Im Gegenteil, in Siebenbürgen waren sie Erstbewohner. Die dortigen Deutschen wurden von ungarischen Königen dort angesiedelt. Interessant in diesem Zusammenhang ist, dass die ersten schriftlichen Zeugnisse aus Siebenbürgen wie überhaupt aus Rumänien im 12. Jahrhundert in Deutsch verfasst wurden.
Für einen ungewöhnlichen Blick auf die ungarische Geschichte ein Buchtip für Geschichtsinteressierte:
Ungarns wirkliche Frühgeschichte: Arpad eroberte schon 600 das Karpatenbecken Taschenbuch – 23. Oktober 2003
von Klaus Weissgerber (Autor)
Bislang gab die Geschichte des Karpatenbeckens im ersten Jahrtausend n. Chr. große Rätsel auf. Zwar sind Steppenvölker wie Hunnen oder Awaren bekannt, doch verabschiedeten sie sich viel zu früh aus der Geschichte, so dass die Ungarn unter Arpad gegen 900 unbesiedeltes Land in Besitz genommen hätten. Doch die seit dem späten 6. Jahrhundert in ihren heutigen Gebieten ansässigen Slawen ignorierten die ‚Awarenwüste‘, als wäre sie durchgehend besiedelt gewesen. Das aber muss die Archäologie verneinen.
Der Historiker Klaus Weissgerber hat die Phantomzeitthese von Heribert Illig – Stichwort ‚erfundenes Mittelalter‘ – auf das Karpatenbecken angewendet und geprüft. Er kann erstmals eine stimmige Bevölkerungsabfolge vorlegen, nach der die Ungarn bereits um 600 eintrafen. Indem erfundene Zeit entfällt, bringt das Zusammenspiel von Schriftquellen und archäologischem Befund einen ganz neuen Geschichtsablauf für den gesamten Raum bis zu Byzantinern und Franken.
@ jselig
Rein genetisch ist der Großteil der Ungarn genauso europid wie Deutsche, Italiener etc. Es ist ja immer nur eine kriegerisch oder kulturell überlegene Herrscherschicht eingefallen, die die geltende Sprache bestimmt hat.
Typen dieser asiatischen Urmagyaren gibt es noch. Ich hatte einen Kommilitonen mit stark mittelasiatischen Gesichtszügen und glänzend schwarzen Haaren.
Nach Herbert Galton und Fürst Trubetzkoy sind die Slawen im Rahmen der Einfälle der Awaren nach 700 in Mittel- und Südeuropa aufgetaucht. Und mit dieser Einwanderungswelle kamen auch die Magyaren Ins Pannonische Becken.
Ständig etabliert haben sich die Magyaren wahrscheinlich erst nach 800.
Frappierend und hochlobenswert ist, dass sie in indogermanischer Umgebung über mehr als tausend Jahre ihre uralische Sprache nicht nur bewahrt sondern auch weiterentwickelt haben.
Diese Erfahrung macht sie als Menschenschlag auch ideell so wertvoll.
Und was für eine Sprache: einfach geht anders 😂
@ jselig
Ja, sehr ungewohnt für indogermanische Ohren. Aber sehr logisch aufgebaut und man kann alles, was man will verständlich rüber ringen. Hat übrigens sehr große Ähnlichkeit mit dem Norduralischen Mansisch.
„Hat übrigens sehr große Ähnlichkeit mit dem Norduralischen Mansisch.“
Ach – jetzt weiß ich, woher ich das kenne. 🙂 🙂 🙂
Und wieder hat Putin seine Finger im Spiel.
Der Kapitän vom Tenkesberg lässt grüßen.
OT:
Ich habe diese Schauspielerin mit den dicken blonden Zöpfen geliebt…….
@ Cindy
Wie hieß die? Zsuzsa Konc?
Nee.
Emöke Pöstenyi?
Nee – der blonde Zopf war schon so dick wie die ganze dürre Tänzerin.
Leute beleidigen mittels ach so ironischem Unterton plus Pseudopsychologie: selbstgefälliges, überhebliches Gelaber eben.