Schuldendienst ist viel höher, als das Wachstum in der Eurozone
„Eurozone kommt aus der Rezession“. So lauten die Überschriften der Mainstreamgazetten. Null-Komma-Drei Prozent Wachstum in der Eurozone geschafft!
Der durchschnittliche Stand der Staatsverschuldung in der Eurozone liegt bei 92,2 % des BIP. Wenn diese Schuld mit 3 % verzinst würde, so bräuchte es 2,8 % Wachstum, damit die Schulden gemessen am BIP nicht weiter steigen, bei 4 % Verzinsung wäre bereits ein Wachstum von 3,7 % erforderlich. Griechenland verzinst seine 10jährigen Anleihen mit über 10,2 %, Portugal mit 6,3 %, Spanien mit 4,7 und Italien mit 4,4 %. Deutschland zum Vergleich 1,7 %.
Etwa 3 % Wachstum sind erforderlich, um den Schuldenberg nicht anwachsen zu lassen und 0,3 % beträgt das Wachstum. Das ist ein Verhältnis von 1 : 10. Ein gemessen am Schuldendienst viel zu geringes Wachstum wird als Sieg über die Krise verkauft. Die Journalisten sollten mal einen Rechenkurs in der Grundschule besuchen.
Dieses Nullwachstum ist in Europa übrigens recht gleichmäßig verteilt, Die Wirtschaftsdaten von Frankreich (+0,5%), Deutschland (+0,7 %), Italien (+0,2 %) und Spanien (-0,1 %) unterscheiden sich nur hinter dem Komma voneinander. Da sollte keiner mit dem Finger auf jemand anderen zeigen.
100-m-Läufer laufen bei einem Wettbewerb nicht mit einem schweren Rucksack ins Ziel. Schwimmer packen sich keine Bleigewichte in die Badehose. Und Boxer legen sich vor dem Kampf keine Handschellen an. Eine Volkswirtschaft, die mit Schulden bis zur Halskrause 5 % Wachstum erreichen will, ist wie ein Läufer, der mit zwei Betonkoffern in den Händen 100 m in 10 Sekunden laufen will.
Wachstumsziele von 4 % und mehr sind beim aktuellen Schuldenstand unrealistisch. Darum ist ein Schuldenabbau oder das Halten des derzeitigen Schuldenquote mathematisch nicht möglich. Es bleibt zur Beendigung der Krise nur die Niederschlagung der europäischen Schulden als Lösung, wie von Professor Polleit kürzlich vorgeschlagen. Das führt zur Entwertung von Riesterrenten und Lebensversicherungen und damit zu Unruhen. Aber was nutzt es dem Kleinsparer, eine Lebensversicherung zu haben, und dafür über Lohn- und Verbrauchssteuern sowie die ökonomische Versklavung der eigenen Kinder selbst die Zeche zu zahlen? Die Rendite der Lebensversicherung schwitzt man selbst aus oder die eigenen Kinder landen später im Zinskerker der staatlich kontrollierten Banken. Was hat das für einen Sinn? Lieber ein Ende mit Schrecken, als ein Schrecken ohne Ende. Denn nur ohne Staatsschulden gibt es wieder normale ökonomische und gesellschaftliche Zustände.
Wachstumszwang
1. Die aggregierten Sparguthaben einer Ökonomie entsprechen genau den aggregierten Schulden. Die Verzinsung von Sparkapital und der dadurch bedingte Anstieg der Sparguthaben erzwingt eine symmetrisch zunehmende Verschuldung und entsprechende Zinszahlungen der Unternehmen.
2. Wächst das Bruttoinlandsprodukt weniger stark als die Zinsanteile, so verringern sich die Einkommen in der Ökonomie. In diesem Fall fließt ein größerer Teil des Bruttosozialprodukts über Zinszahlungen an die Geldkapitaleigner, während sich der Lohnanteil entsprechend verringert. Damit erzwingen Bestrebungen, den Zinsanteil im Bruttoinlandsprodukt zu begrenzen, ein ständiges Wirtschaftswachstum.
3. Die Haushalte mit geringem Lohneinkommen können sich den Konsum bei wachsendem Zinsanteil im Bruttoinlandsprodukt zunehmend weniger leisten und verschulden sich schließlich. Dies kann als Verarmung oder als Beschäftigungslosigkeit charakterisiert werden. Die Verarmung eines zunehmend größeren Prozentsatzes der Haushaltsgruppen destabilisiert schließlich die Ökonomie.
4. Gruppen mit vergleichsweise geringem Vermögen verfügen über geringfügige oder keine Zinseinnahmen, zahlen aber über ihren Konsum soviel Zinsen, dass sie Netto-Zinszahler sind. Bei Gruppen vergleichsweise vermögender Haushalte überwiegen dagegen die Zinseinnahmen über die Zinszahlungen. Diese Gruppe besteht aus Netto-Zinsempfängern. Damit fließt in der Ökonomie ein stetiger Zinsstrom von den Netto-Zinszahlern zu den Netto-Zinsempfängern. Es ist ein auf den ersten Blick nicht sichtbarer Umverteilungsmechanismus, dessen negative Auswirkungen bei hohen Wachstumsraten der Wirtschaft kaum erkennbar sind. Zerstörerisch wird dieser Mechanismus aber dann, wenn das Wachstum nachlässt.
5. Die zeitliche Entwicklung von Einkommen, Vermögen und Konsum bleibt für jede Haushaltsgruppe stabil, wenn der Zinssatz der Ökonomie auf Null gesetzt wird. Dies gilt insbesondere auch dann, wenn das Wirtschaftswachstum nachlässt oder stagniert. Die Verzinsung von Kapital hat nur dann langfristig keine destabilisierende ökonomische Wirkung, wenn die Wirtschaft stetig und zeitlich unbeschränkt, d. h. exponentiell, wächst. Aufgrund der Endlichkeit der Ressourcen der Erde ist ständiges Wachstum jedoch weder wünschenswert noch möglich. Wenn eine Wirtschaftsordnung langfristig stabil bleiben soll, dann muss sie sich vom Konzept der Vermögensverzinsung verabschieden.
Der blinde Fleck der Volkswirtschaftslehre
http://opium-des-volkes.blogspot.de/2011/11/der-blinde-fleck-der.html
Warum ist das so schwer zu verstehen? Die Allermeisten fürchten sich weniger vor dem Untergang unserer gesamten „modernen Zivilisation“ als vor dem „Verlust“ der Religion:
http://www.deweles.de/intro.html