Schlanke Parlamente sind effizienter
Wir erleben gerade, wie die Zahl der Abgeordneten sich bei fast jeder Wahl auf wunderbare Weise durch Ausgleichmandate vermehrt. Dabei sieht das der Wähler nicht so gerne.
Ich mußte für die AfD mal Unterschriften sammeln, damit die in den Kreistag kommt. Da hört man von den Wählern, was die wirklich interessiert. Das war 2014, als das Messer-, Vergewaltigungs- und Kontrollverlustthema noch nicht der große Aufreger war.
Aber die Leute interessierten sich 2014 auch nicht für die Mietpreisbremse, nicht für mehr Busse, nicht für die Bankenrettung und die angeblich so brennenden Fragen wie Digitalisierung, selbstfahrende Trabanten, Kohleausstieg und Schulstundenausfall. Das einzige, womit sie mir permanent in den Ohren lagen, waren die Politikerprivilegien. Diäten, Aufwandsentschädigungen, Freifahrten, Prostituierte, Übergangsgelder, Abfindungen und die komfortable Altersversorgung der Parlamentarier. Das waren die heißen Themen.
Neben mir hatten noch die Piraten und die NPD gesammelt. Die drei APO-Truppen haben den ganzen Unmut der Wähler über die Regierungsparteien abbekommen. Unverdientermaßen. Oder wie bei der Bildgeschichte von Wilhelm Busch, wo der Meister Druff seinen Sprößling vor der Tat schon prophylaktisch vorverprügelt.
Knopp begibt sich weiter fort
Bis an einen andern Ort.
Da wohnt einer, den er kannte,
Der sich Meister Druff benannte.
Druff hat aber diese Regel:
Prügel machen frisch und kregel
Und erweisen sich probat
Ganz besonders vor der Tat.
Unsere Wähler wollen also weniger Geld für den politischen Betrieb bezahlen, der in ihren Augen zum Selbstzweck für den Broterwerb geworden ist. Darüber hinaus reicht es noch für die Ludenuhr der Angebermarke Rolex. Ich habe mal bei Amazon geillert. Frau Schebli wird so zwischen 8.000 und 23.000 Euro bezahlt haben. Es gibt allerdings auch eine diamantbesetzte Ausgabe. Aber die hat sie wohl nicht, wenn ich das Foto richtig deute. Also die Apollschen Wähler interessieren sich für Luxusuhren viel mehr als für Parteiprogramme. Bis zu einem gewissen Grade haben sie damit auch recht. Insbesondere die CDU verspricht immer das Gegenteil, von dem was sie macht.
Ich habe hier mal aufgestellt, wie aufgeblasen die meisten Landesparlamente sind.
Okt 18 | Abgeordnete | Mio Einwohner | Einw./Abg. |
NRW | 199 | 17,9 | 90000 |
Baden-Württemberg | 143 | 10,9 | 76000 |
Bayern | 205 | 12,8 | 62000 |
Niedersachsen | 137 | 7,9 | 58000 |
Hessen | 110 | 6,2 | 56000 |
Rheinland-Pfalz | 101 | 4 | 40000 |
Berlin | 160 | 3,5 | 22000 |
Brandenburg | 88 | 2,5 | 28000 |
Schleswig-Holstein | 73 | 2,9 | 40000 |
Thüringen | 91 | 2,2 | 24000 |
Hamburg | 121 | 1,8 | 15000 |
Mecklenburg-Vorp. | 71 | 1,6 | 23000 |
Sachsen | 126 | 4,1 | 32000 |
Bremen | 100 | 0,7 | 7000 |
Saarland | 51 | 1 | 20000 |
Sachsen-Anhalt | 87 | 2,2 | 25000 |
Es ist natürlich auch ein offenes Geheimnis, daß die Qualität der Arbeit in den Parlamenten an einer Überzahl von Abgeordneten leidet. Die optimale Größe eines gesetzgebenden Körpers für ein Bundesland beträgt zwischen 50 und 80 Leutchen. Das reicht, um die Ausschüsse zu besetzen, man kennt sich untereinander, die Atmosphäre ist auch unter verfeindeten Parteien vertrauter, es entsteht weniger Leerlauf, weil weniger Unterbeschäftigung herrscht.
Wenn man mal ehrlich ist: Die eigentliche Arbeit in einem Landesparlament machen etwa 20 bis 30 Leute. Die restlichen nennt man Hinterbänkler. Man braucht sie eben für die Besetzung der Ausschüsse. Es hat einen guten Grund, warum die nicht öffentlich tagen. Damit niemand die fachlichen Defizite mitbekommt.
Ein Berliner Parlament mit 160 Abgeorneten ist ein Beschäftigungsprogramm für Wichtigtuer, dasselbe trifft auf Hamburg und Bremen zu. Die kleinen Bundesländer sollten sich mit 50 bis 60 Abgeordneten bescheiden, die wirklich großen mit 100.
Auch sollte die Frage nicht tabu sein, ob man das nach dem Ersten Weltkrieg abgetrennte Saarland mit Rheinland-Pfalz wieder vereinigt. Das nach dem Wiener Kongreß entstandene Kunstgebilde Sachsen-Anhalt könnte man entsprechend den historischen Traditionen zwischen Sachsen, Thüringen und Brandenburg aufteilen. Auch die Vereinigung vom hochverschuldeten Bremen mit Niedersachsen zu einem Bundesland würde ein Problemgebiet des Länderfinanzausgleichs beseitigen. Drei Parlamente mit ihren Kostgängern und Bürokratien weniger.
Das alles würde den Wählern gefallen. Aber die fragt ja keiner…
Sie enttäuschen mich, Herr Prabel! Sie „mußten“ mal Unterschriften sammeln? Ich dachte, Sie machen das freiwillig! Naja, wer sich mit dem Teufel einlässt…..
Muß man seine Mitbürger verstehen, für die Diäten, Aufwandsentschädigungen, Freifahrten, Prostituierte, Übergangsgelder, Abfindungen und eine komfortable Altersversorgung erstrebenswert sind und sie deshalb die AfD wählen? Mancher kommt halt mit dem Gegebenen nicht so zurecht. Aber mal ehrlich, Diäten sind eher was für Kranke oder Frauen, die Prostituierten dagegen sprechen sicher eher Männer an. Freifahrten gibts auf dem Rummel. Davon wird manchem aber schnell übel. Abfindungen sind mehr was für fantasielose Menschen und die komfortable Altersvorsorge etwas für Rentner.
Aber glauben die Menschen wirklich, daß die AfD ihnen diese Wünsche erfüllt? Wenn ich mir den z.B. den schicken Herrn Brandner anschaue in seinem eleganten Anzug – der hat es geschafft – Politikerprivilegien, Diäten, Aufwandsentschädigungen, Freifahrten, Prostituierte, Übergangsgelder, Abfindungen und die komfortable Altersversorgung! Und außerdem eine Hilfskraft, die seine Tasche trägt! Glauben Sie, der will davon was abgeben?
Lieber Herr Sanders, sie müssen mal schauen, wer in Bund und Land für die letzten Diätenerhöhungen gestimmt hat: CDU/CSU, SPD und Grüne. Die AfD und die Linke waren das nicht. Da muß ich den Brandner in Schutz nehmen. Auch Wagenknecht mit ihren nicht ganz billigen Fummeln steht da eher auf der Bremse. Am gierigsten ist derzeit die ReGIERung.
Im übrigen hatte Brandner im Landtag die meisten Ordnungsrufe. Der tut was für sein Geld!