Danke Martin, aber die Senkung der Dividendenbesteuerung war nicht nötig
Die Rheinische Post hatte nach der Groko-Einigung kommentiert:
„Die wichtigste Botschaft der drei Parteichefs gestern Morgen war: Wir haben verstanden. Merkel, Schulz und Seehofer gehen in dem Sondierungspapier mehr als bisher auf die Sorgen, Wünsche und Nöte ihrer Wähler ein: Rente, Steuern, Pflege, Bildung, Begrenzung der Flüchtlingszahlen, Familienförderung, Digitalisierung. (…) Wenn man die wichtigen Weichenstellungen für die kommenden vier Jahre einer Nation in einer 24-stündigen Marathonsitzung vornimmt, dann kommt da eben ein Papier heraus, das sich liest wie ein Notfallplan zur Zurückgewinnung von Wählern.“
Also zugegeben, ich habe 2017 AfD gewählt. Mal sehen, mit welcher Notmaßnahme mich Merkel und Schulz zurückholen wollen.
Mühsam, die 28 Seiten Sondierungsprosa durchzulesen. Mütterente betrifft mich nicht. Internet habe ich schon. Aus dem Schulalter bin ich raus. Und dann finde ich endlich bei den Steuern die Häppchen, welche mir das Duo Infernale, das frische Liebespaar, hingeworfen hat.
„Wir wollen den Soli schrittweise abschaffen und in dieser Wahlperiode mit einem deutlichen ersten Schritt beginnen durch den rund 90 Prozent aller Soli-Zahler durch eine Freigrenze (mit Gleitzone) vollständig vom Soli entlastet werden. (…). Die Abgeltungssteuer auf Zinserträge wird mit der Etablierung des automatischen Informationsaustausches abgeschafft.“
Also etwa 5,5 % weniger Einkommenssteuer wegen Wegfall des Solis und statt 25 % Abgeltungssteuer für Erträge meiner Aktien nur noch die Versteuerung mit dem deutlich geringeren persönlichen Steuersatz. Macht bei mir etwa 195 € Soli im Jahr und 60 € weniger Kapitalertragsbesteuerung.
Danke lieber Martin, daß Du meine Dividendenversteuerung senken willst. War aber nicht unbedingt nötig. Die Einführung der Abgeltungssteuer war 2004 übrigens eine Idee Deiner Partei, der SPD. Hast Du das schon vergessen? Ach ja, du warst ja zu der Zeit in Brüssel…
Wirklich danke, Martin. Aber so billig kriegst Du mich nicht. Denn ich hatte mich schon auf die Abschaffung der EEG-Umlage und der GEZ gefreut, wenn die Blauen drangekommen wären. Über EEG und GEZ kannst Du ja in vier Jahren verhandeln. Wenn die SPD dann noch die 5 % schafft.
es wird (absichtlich) immer wieder vergessen, darauf hinzuweisen, daß mit einführung der abgeltungssteuer auch die spekulationsfrist für aktien (damals: 1 jahr) abgeschafft wurde. sprich: wenn ich meinem kind ein aktiendepot in höhe von 10.000 € anlage und es 20 jahre lang liegen lasse, bis es studiert, dann ist dieses depot beispielsweise 30.000 € wert. wegen der kurssteigerungen der werte. der nominale zuwachs bedeutet aber nicht unbedingt reichtum- vielleicht kostet durch die inflation alles das dreifache wie 20 jahre zuvor. ich hätte also nur das vermögen des kindes erhalten. ich müsste aber auf den nominalen zuwachs von 20.000 € steuern bezahlen. das war ein furchtbarer schlag gegen die altersvorsorge der kleinen leute. der werbungskostenabzug wurde in dem zuge auch abgeschafft.und wenn es jetzt wieder zur normalbesteuerung kommt- jeder single facharbeiter zahlt mittlerweile einen spitzensteuersatz, weil die progressionssätze seit 50 jahren nicht an die inflation angepasst wurden.
unterm strich bleibt: im vergleich zu 2004 stehen wir deutlich schlechter da. wieder einmal mehr.
Einige Bekannte machen das so: Sie erarbeiten nur das unbedingt erforderliche und passen auf, daß sie nicht zuviel Steuern bezahlen. Als Selbständiger kann man ja bestimmen, wann man Pause macht.
ich kenne das problem bei den selbstständigen, werter herr prabel. das steuer (und zwangsmitgliedschafts)system ist auch hier pervertiert- man wird gezwungen, quasi von der hand in den mund zu leben. und ab und an mal etwas unter der ladentheke zu machen. tafelgeschäfte, sozusagen.
was mich am meisten entsetzt, ist, daß die reGIERung die möglichkeit zur altersvorsorge immer mehr unterminiert. ob aus gier oder aus dem kalkül, daß ein abhängiger untertan besser zu beherrschen ist als ein wirtschaftlich unabhängiger bürger, sei dahin gestellt.
ebenso schändlich ist, daß kein journalist, nicht mal bei focus money, wiwo, handelsblatt, diesen missstand aufzugreifen gewillt ist!