NSDAP-freie Redaktion gesucht
Hadmut Danisch fragte auf seine erfrischende Art am 24.9.2017 trotz nachtschlafender Zeit um 23:57 auf seinem Blog:
„Erste NSDAP-freie Partei im Bundestag?
Hahaha!
Ein Leser hat sich auch die Fernsehdiskussionen und deren Gehacke angesehen und weist mich auf ein pikantes (aber von mir jetzt nicht näher überprüftes) Detail hin:
Mit der AfD zieht zum ersten Mal eine Partei in den Bundestag ein, in deren Personal keine ehemaligen NSDAP-Mitglieder sind.
Man könnte sich mal Gedanken über Presse, Medien, Parteienlandschaft machen.“
Also über die Presse hat sich schon mal jemand Gedanken gemacht. Willi Winkler hat ebenfalls mitten in der Nacht am 11. Mai 2010 im Süddeutschen Beobachter eine Sammlung von Nazibiografien in den westdeutschen Medien veröffentlicht. Die vielen kleinen Fische hat er mal weggelassen, auch das NSDAP-verseuchte „Neue Deutschland“ hat ihn nicht interessiert. Uninteressanter Ossikram sowas. Östlich der Elbe waren ja sowieso alle dunkeldeutsch.
Winkler beginnt im Oberhaus des westdeutschen Journalismus mit Henri Nannen. Wikipedia über ihn:
„Im Zweiten Weltkrieg diente er bei der Luftwaffe als Kriegsberichterstatter in der Propagandakompanie, soweit bekannt in der Abteilung Südstern der SS-Standarte Kurt Eggers. Diese war mit Propaganda gegen die Westalliierten in Italien befasst. Das Südstern-Teileinheitszeichen soll Vorbild für das Logo des späteren Magazins Stern gewesen sein. 1944 veröffentlichte er den Heftroman Störfeuer von MI71 der Serie Kriegsbücherei der deutschen Jugend (Band 144), die von 1939 bis 1945 in 156 Bänden im Steiniger Verlag, Berlin, erschien (…) 1948 rief Nannen die Illustrierte Stern aus der Jugendzeitschrift Zick-zack ins Leben. Schon 1951 verkaufte er seine Anteile am Stern, unter anderem an den Druckereibesitzer Richard Gruner und die Wochenzeitung Die Zeit von Gerd Bucerius. Von 1949 bis 1980 war er Chefredakteur des Stern, bis 1983 war er dessen Herausgeber. In der Anfangszeit wirkte auch Kurt Zentner, der Begründer und erste Chefredakteur der nationalsozialistischen Zeitschrift Der Stern neben Nannen ein halbes Jahr lang als dessen Stellvertreter.“
Aus dem Artikel von Willy Winkler in der Süddeutschen:
„Der Luftwaffen-Propagandist Karl Holzamer brachte es zum Intendanten des ZDF (und Vorgesetzten Löwenthals). Werner Höfer, Gründer und Leiter des Internationalen Frühschoppens, war ebenso Nazi-Lohnschreiber gewesen wie Peter von Zahn, durch seine Windrose-Sendung der Inbegriff des weltkundigen Reporters.
Josef Müller-Marein besang die „Hölle über Frankreich“ und reportierte kämpferisch „Panzer stoßen zum Meer“ (beide Bücher 1940 erschienen), um 1956 Chefredakteur der Zeit zu werden. Herbert Reinecker, der seine Derrick- und Kommissar-Drehbücher dutzendfach ans TV verkaufte, hatte vor 1945 kaum weniger erfolgreich Massenware produziert. Bereits 1936 sah der spätere Chefredakteur der HJ-Zeitschrift Der Pimpf die „Jugend in Waffen“ und jauchzte zum Kriegsbeginn 1939: „Panzer nach vorn!“
Giselher Wirsing, der als Mitarbeiter des NS-Chefideologen Alfred Rosenberg Jahrzehnte vor Osama bin Laden von einem islamischem Dschihad gegen die Juden, gegen Amerika und den Westen träumte, wurde (…) Chefredakteur der damals wichtigsten Wochenzeitung Christ und Welt.“
Beim Spiegel gaben sich Spitzenkader der SS und der Partei die Türklinken in die Hand. Offensichtlich mit dem Wissen Augsteins. Wenn nur die Hälfte der Anschuldigungen stimmt, schoß das Sturmgeschütz der Demokratie, DER SPIEGEL mit Nazimunition.
Das öffentlich-rechtliche Fernsehen und einige große Zeitungen waren in der Nachkriegszeit von Nazis durchsetzt, so wie ARD, ZDF und ein Teil der Presse heute von Honeckers roter NSDAP geführt wird. Als abschreckendes Beispiel nur die ARD-Chefin Karola Wille, die in ihrem ersten Leben an der Karl-Marx-Uni Leipzig im Institut für Internationale Studien beschäftigt war, welches den „Klassenfeind“ – die Bundesrepublik – fest im Blick hatte. Wikipedia dazu:
…veröffentlichte sie zusammen mit einem Geheimdienstoffizier im besonderen Dienst die Zusammenfassung zur Internationalen Konferenz zu aktuellen Fragen des Revanchismus in der BRD, in welcher u.a. zu lesen ist: „Im politischen und ideologischen Arsenal der aggressivsten und reaktionärsten Kräfte des Monopolkapitals nimmt der Revanchismus einen gewichtigen Platz ein…“.
Naja. Da weiß man, warum die Öffentlich-Rechtlichen nicht objektiv berichten. Wird es immer wieder geben, daß die ArschkriecherInnen von Diktatoren im Nachfolgestaat wieder eine Beschäftigung erhalten. Aber warum sich die Arbeitgeber in den Medien dann über die AfD aufregen und sich nicht wie beim schiitischen Aschurafest selbst geißeln – Unklar!
Update: Es kann sein, daß die Bayernpartei, die von 1949 bis 1953 im Bundestag war, auch schon NSDAP-frei war. Dann wäre die AfD die zweite nazifreie Partei im Bundestag.
Die Nazimania wird immer schlimmer!
> Die Nazimania wird immer schlimmer!
Ja, betrifft auch den Artikel. Woertlich genommen voellig irrelevant – schon der Lucke haette wohl 2012 (?) zur Gruendung der Partei sehr suchen muessen, noch einen aktiven Nazi in seinem Laden unterbringen zu koennen. Einfach aus Gruenden des Datums.
Nimmt man die Variante Neonazi mit dazu, wird sich in der AfD Einiges finden. Bei mir hinten in der Saechsischen Schweiz sind schon deren Waehler zur Bundestagswahl nicht ploetzlich im Nirwana verschwunden, sondern haben sich eine Alternative gesucht. Parteimitgliedschaften wird das natuerlich auch nicht unberuehrt lassen. Man koennte jetzt noch eine Diskussion Neonazis != Nazis lostreten oder wie Herr Prabel Gleichnisse der Art ‚rote NSDAP‘ von oben nach unten und zurueck bewerten. Damit kaeme ich aber zu meinem Kernpunkt:
Man sollte sich m.E. vom ganzen Thema endlich einmal abnabeln. Das ist Teil des noch herrschenden Zeitgeistes, den kann man als neue Kraft auch einmal hinter sich lassen und ihm nicht ohne Not Nahrung geben.
Sollte die Partei AfD Erfolg haben, werden ihre ganz eigenen U-Boote und Altlasten in wohl dann anderer Form auftauchen. Die werden sie dann sowenig als Ganzes stoeren wie die anderen Parteien heute die genanten Beispiele.
Für Politik, Justiz und den Medien war nach dem Krieg kein anderes Bodenpersonal vorhanden, ein Straßenfeger, Maurer, Schlosser, etc. hatte andere Sorgen, Interessen und Aufgaben und war i.d.R. zudem intellektuell unpassend bestückt. Und so konnten diese Alt-Parteiseilschaften weiter wirken, wenn auch leicht „entnazifiziert“.
Es liegt zwangsläufig in der Natur einer vollkommen zerstörten Volksgemeinschaft, eingestürzte Gebäude auf alten Grundstücken und mit den vom alten Putz befreiten Steinen aus den Ruinen wieder neu zu errichten, das war im Osten wie im Westen unumgänglich.
Wenn nun politisch „kluge“ Köpfe behaupten, mit der AfD ziehen Nazis in den Bundestag ein so vergessen, verdrehen oder verleugnen all diese politisch korrekten Dreckschleudern bewusst die Tatsache, daß ihre Parteien und viele ihrer einstigen, braunen Parteigenossen die Fundamente für ihr heutiges Wirken und Schaffen errichteten und sie damit traditionsgemäß den Nazis weitaus mehr verbunden sind, als es die Mitglieder der AfD jemals sein könnten. Doch wer nicht mehr zum politischen Diskurs bereit oder fähig ist, der greift aus Gründen der geistigen Armseligkeit zur abgestandenen „Nazi-Keule“ und schlägt damit auf Andersdenkende ein, wie der abgefuckte, niveaulose Wahlkampf und die dümmlichen Verbal-Nachwehen der vom Wähler abgestraften Politversager unzweifelhaft belegen.
Man sollte bei dieser ganzen leidigen „Nazi“-Diskussion auch eines nicht vergessen. Als Nazis wurden in der Zeit von 33-45 die Nationalsozialisten genannt, also die Parteimitglieder der NSDAP. Das war auch zu der Zeit kein Schimpfwort, so wie Sozis als SPD-Mitglieder auch nicht und schon gar keine Verallgemeinerung. Diese wurden auch in Deutschland von den Linken und Wendehälsen erst von den Alliierten übernommen, die pauschal in ihrer Propaganda von Nazideutschland sprachen und so ihren Soldaten das Feindbild „Nazi“ für alle Deutschen eingeimpft haben. Man erinnere sich nur daran, wie erstaunt vor allem auch die Amerikaner waren, als sie nach Deutschland kamen und feststellten, daß die eigentlichen Nazis, also die Mitglieder der NSDAP, in der klaren Minderzahl waren und es daneben weiterhin Sozis, Kommunisten usw. gab, und eben auch parteilose Mitläufer und NS-Gegner. In der totalen Geschichtsvergessenheit und politischen Dummheit und Propaganda heute wird wieder ein allg. Feinbild „Nazi“ allen übergestülpt, die man als Kritiker oder Gegner ansieht. Wir sind damit praktisch wieder im Stadium der Kriegspropaganda des 2.WK. Daneben muß man aber auch bei den Mitgliedern der NSDAP unterscheiden. Auch hier waren nicht alle „stramme“ Nationalsozialisten und bis zum Schluß Hitlergläubige und Fanatiker. Viele Mitglieder sind vor der Machtübernahme oder in den wirtschaftlich und außenpolitisch erfolgreichen Jahren bis 1939 in die NSDAP eingetreten, um idealistisch die damalige Gesellschaft auf allen möglichen Gebieten politisch und wirtschaftlich zu verändern und mitzugestalten. Viele von ihnen mußten dann aber die zunehmende Radikalisierung Hitlers, der Partei und des NS-Staates und die Hinwendung Deutschland zu einem diktatorischen NS-Führerstaat, zu Rassismus, Unrecht und Gewalt feststellen, dann sogar in einem Krieg gipfelnt. Auch unter den Parteimitgliedern gab es genügend, die dies nicht wollten und zu spät erkannten. Nun kann man in Diktaturen nicht so einfach aus einer Staatspartei austreten, wie aus einem Kaninchenzüchterverein, jedenfalls nicht ohne die Sorge um persönliche oder gar familiäre Konsequenzen. Viele blieben daher bis zum Schluß Parteimitglied, waren aber längst keine Nazis mehr, im ideologischen Sinne. Man kann das Ganze und dieses Phänomen auch auf andere diktatorische Systeme und Parteien übertragen, wie die KPdSU oder die SED usw. Auch dort gab es ehrlich besorgte Parteimitglieder, die entweder mutig offen Kritik übten,so lange dies möglich war, oder in vertrauten Kreisen, mit dem System, den entsprechenden Personen und der Partei jedoch trotz Mitgliedschaft längst gebrochen hatten. Und wenn man heute schaut, wer in der CDU alles über Merkel und die Parteiführung wütend und empört schimpft, aber sich in Versammlungen nicht traut den Mund aufzmachen oder gar auszutreten, ist dieses Phänomen auch in einer demokratischen Gesellschaft vorhanden. Insofern war auch nicht jedes Mitglied der NSDAP zum Schluß ein „waschechter“ Nazi, wie dann in den Untersuchungskommissionen der Alliierten auch festgestellt und mit Posten honoriert wurde. Man sollte also nicht immer historisch unrichtig verallgemeinern.
Meine These seit ’89:
Die Wessis wären die besseren SED-Genossen gewesen.
Lieber @treu, genau so ist es und ich teile Ihre Auffassung völlig. Aber das hat mit dem Totschlagargument der Medien gar nichts zu tun, weil es darum nicht geht. Man benötigt mangels stichhaltiger Argumente und auch mangels Interesse daran, sich auf dieser Ebene auseinanderzusetzen, eine möglichst zerstörerische Zuschreibung für den – noch nur – politischen Gegner, die jede sachliche Auseinandersetzung auch überflüssig macht.
Und das ist in diesem Land nunmal die im Westen hervorragend funktionierende Nazikeule. Die Superbombe, die danach noch kommen kann, ist „Antisemitismus“. Man ahnt, dass diese bald hervorgekramt wird, man sehe sich die beginnende Scharfmacherei um die Soldaten der großen Kriege und die Folgen der behaupteten „Staatsräson“ an. Es ist nicht mehr weit zur Anklage.
Wir werden abwarten müssen, ob die neue Bundestagsfraktion das Rückgrat haben wird, dieses Staats- und völkerrechtliche Unding, das wieder nur ein spontaner Einfall einer einzigen Person ist, abzulehnen. Ich wünsche es mir.
@Robert Meyer, ich teile Ihre Auffassung vollkommen, habe da aber wenig Hoffnung. Der sog. „Kampf gegen Rechts“ ist zum einen zum Selbstzweck der völlig linksgerückten Gesellschaft und vor allem der regierenden Eliten und sog. „Etablierten“ verkommen und er dient gleichzeitig der Unterdrückung und Stigmatisierung von Kritikern und der Verbreitung von Angst und Unsicherheit in der gesamten Gesellschaft und damit zur Lähmung praktisch aller konservativen und nationalen Kräfte. Es ist Staatsräson und ein Machtinstrument, daß man jederzeit herausholen und nutzen kann und das ideal über alle Unfähigkeit und Versäumnisse in der ganz realen Politik hinwegtäuschen kann und auch davon ablenken soll. Wir werden in den kommenden 4 Jahren die Zuspitzung dieses Kampfes mit allen denkbaren unlauteren Mitteln erleben, denn es ist der Überlebenskampf eines Systems, das nicht gewillt ist, die Macht und die vom Bürger stets prallgefüllten Fleischtöpfe mit irgendjemanden zu teilen.
Hier geht es ja schon munter los und ist bezeichnend dafür, was ich vorhin hierzu schrieb. Das sind die Probleme der angeblichen „Demokraten“, nicht das Land oder die Bürger. Weiter wie Herren, die sich Land und Menschen angeeignet und unterworfen haben. Frei nach Richard von Weizsäcker: „Die Parteien haben sich den Staat zur Beute gemacht!“
https://www.welt.de/politik/deutschland/article169143872/Einer-der-Tuerme-steht-uns-zu.html
Sie haben auch hier Recht. Hoffen wir darauf, dass die neue Fraktion souverän reagiert, sich aber nicht unterbuttern lässt.