Das finstere Geheimnis der Renten- und Kapitallebensversicherungen
Renten- und Kapitallebensversicherungen haben oft Unglück gebracht. Und zwar immer dann, wenn die zugrunde liegenden Vermögensgegenstände wertlos geworden sind.
Wir haben uns mit zwei Fragen zu beschäftigen:
– was sind das für Vermögensgegenstände ?
– wann und warum kommen diese in Schwierigkeiten ?
Vermögensgegenstände in Betriebsrenten- und Kapitallebensversicherungen
Traditionell dienen folgende Vermögensgegenstände der Wertsicherung und dem Wertzuwachs der Versicherungen:
- Festverzinsliche Staatsanleihen (das sind zu verzinsende Schulden von Staaten)
- Aktien und festverzinsliche Unternehmensanleihen
- Schuldverschreibungen
- Grundstücke und Immobilien, Wald
- Seit 2002 sind in Deutschland auch die berüchtigten assed backed securities zugelassen, welche die deutschen Landesbanken ruiniert haben.
Praktisch sieht es 2011 in deutschen Lebensversicherungen so aus:
- 83 % festverzinsliche Wertpapiere (Staats- und Unternehmensanleihen …)
- 5 % Aktien
- 4 % Grundstücke und Immobilien
- 4 % Hypotheken
- 3 % Barmittel
Früher sagte die Bauersfrau: „Tu nie alle Eier in einen Korb.“ Sie wollte das Risiko des gleichzeitigen Rühreis vermeiden. Ein Risiko, bei dem ein großer Teil des Vermögens einseitig angelegt ist nennt man „Klumpenrisiko“. Wie kommt es zu diesem Klumpenrisiko der Versicherer bei Staatsanleihen?
Das Übel dieses Risikos liegt in einer für den Bürger sehr hinterhältigen, von Presse, Funk, Politikern und Versicherungsvertretern jedoch geheimgehaltenen gesetzlichen Regelung.
Es handelt sich um die Verordnung über die Anlage des gebundenen Vermögens von Versicherungsunternehmen vom 20.12.2001. Hier ist detailliert geregelt, welche Vermögensgegenstände Versicherer und Pensionsfonds in welcher Menge zu halten haben. Gegenstände mit unternehmerischem Risiko sind auf 35 % begrenzt. 65 % sind also der Mindestgehalt an Staatsanleihen.
Es ist logisch: Wenn Beamte und Politiker etwas verordnen, denken sie erstmal an die Verschleppung des Staatsbankrotts und zwingen die Versicherer in das Schneeballsystem der Staatsanleihen.
Risiken von Staatsanleihen
Wir haben 50 Jahre hinter uns (1955 bis 2005), wo deutsche Staatsanleihen nahezu risikolos waren. Man konnte sich auf hohe Zinsen verlassen. Spätestens seit 2007 ist das nicht mehr so. Zahlreiche EU-Staaten sind mehr oder weniger zahlungsunfähig und müssen halbjährlich gerettet werden. Die Zinsen der deutschen Staatsanleihen, die offiziell noch als sicher gelten, müssen in den nächsten Jahrzehnten von immer weniger Steuerzahlern bedient werden, weil die Bevölkerung schrumpft und Krethi und Plethi einwandern, die mehr Kosten verursachen, als Steuern zahlen. Weiterhin wird die deutsche Zahlungsfähigkeit ruiniert, wenn andere Staaten der EU endgültig pleite sind.
Gerade wenn man in die deutsche Geschichte geht, so sieht man die hohe Unsicherheit von Staatsanleihen. Eine Rentenversicherung, die 1910 mit 10.000 Goldmark abgeschlossen worden war, brachte 1960 eine Rentenleistung von 4,50 DM monatlich, im Osten wäre sie ganz wertlos gewesen. Grund für das Desaster waren beide Weltkriege und zwei Inflationen, wo deutsche Staatsanleihen wertlos wurden.
Bei den Siegern der Weltkriege lief es nicht viel besser. Frankreich war von hoher Inflation gebeutelt und die französischen Versicherer hatten vor dem Ersten Weltkrieg in russische Staatsanleihen „investiert“, die nach der Oktoberrevolution dauerhaft wertlos waren. Optimisten könnten nun behaupten, daß es keine Kriege und Revolutionen mehr gibt, und diese Umstände nicht mehr eintreten können. Griechenland zeigt jedoch, daß auch eine ausufernde und kriminelle Bürokratie ein Land zugrunde richten kann. Spanien ist wegen Bauspekulation pleite, Irland wegen staatlicher Bankenrettung, Zypern wegen des überdimensionierten Staatsapparats und dem Ausfall griechischer Staatsanleihen. Im Bereich der Staatsanleihen geht manches schief.
Wären die Versicherungen statt in Staatsanleihen in Aktien investiert, gäbe es in Krisen zwar Verluste, aber keine Totalverluste. Aktien können sich erholen, Staatsanleihen nicht. Würden die Versicherungen in Gold und Wald investieren, würde es zwar keine ausschüttbaren Gewinne geben, aber auch keine Verluste. Staatsanleihen sind über die Jahrhunderte betrachtet immer das hochriskanteste Investment gewesen.
Warum schreibt die Anlagenverordnung den hohen Anteil an Staatsanleihen dann vor? Weil die Bundesregierung (egal wer regiert) so verschuldet ist, daß Staatsanleihen zwangsweise an die Versicherungen vertickt werden müssen, um sie überhaupt loszuwerden.
Und die Versicherungen verkaufen sie in Lebensversicherungen, Betriebsrenten und Riesterprodukte verpackt an Kleinsparer und Kleinverdiener.
An der Wahlurne hat der kleine Mann keine Chance. Alle im Bundestag vertretenen Parteien machen und wollen dasselbe: Den Bankrott verschleppen.
Man kann bei der persönlichen Vermögensplanung jedoch auf alle Finanzprodukte verzichten, in denen mit Staatsanleihen spekuliert wird oder wo eine Zahl draufsteht.
Ein warnendes Beispiel zum Schluß: Die Chefredakteure Sven Scheffler und Gabor Steingart des „Handelsblatt“ riefen am 3. Mai 2010 zur Solidarität mit Griechenland auf. Man wolle „in dieser aufgewühlten Debatte eine Stimme der Vernunft sein“. Da ein Ausscheiden der elf Millionen Griechen aus der Währungsunion deren Ende bedeute, was das europäische Haus erschüttere und „nicht im politischen und wirtschaftlichen Interesse Deutschlands“ liege, riefen oben genannte zum Kauf griechischer Staatsanleihen auf. Die Aktion wurde von namhaften Sportlern, Vorständen von Versicherungskonzernen, Journalisten und Sozialdemokraten unterstützt. Darunter Hans Eichel und Manfred Lahnstein (ehem. SPD-Bundesfinanzminister), der RWE-Vorstandsvorsitzende Großmann, Michael Vassiliadis von der Gewerkschaft Bergbau, Gert Rürup, Wirtschaftsminister Matthias Machnig, SPIEGEL-Redakteur Fleischhauer, Herbert Haas, Vorstandsvorsitzender der TalanxAG und der Ex-Fußballer Willy Lemke von Werder Bremen. Der Ökonom Hans-Werner Sinn vom ifo-Institut empfahl, lieber in Griechenland Urlaub zu machen als Staatsanleihen zu kaufen. Er hat Recht behalten. Nach dem Schuldenschnitt vom Februar 2012 sind die Zeichner der griechischen Staatsanleihen mehr als die Hälfte ihres Geldes los.
Jeder ist seines Glückes Schmied (Friedrich Schiller). Ich rate allen Lesern, Metaxa zu trinken, um Griechenland zu retten. Da dauert der Kater nur ein paar Stunden.
Das geheimnis ist sehr dunkel 😉
Allerdings gibt es auch bei Anleihen sehr viel zu beachten. Ich erkläre den Kollegen auf der Arbeit sehr viel, aber keiner weiss wie man z.B. selbst die Rendite berechnen kann. Zur Not kann man auch Rechner wie http://www.finanzrechner.org/geldanlage-rechner/anleihenrechner/ verwenden.
Von Staatsanleihen würde ich, genau wie bei Rentenversicherungen und Kapitallebensversicherungen, abraten.