Landschaften der Lüge
Jürgen Fuchs veröffentlichte 1991 eine fünfteilige Artikelfolge über die verdruckste, unterwanderte, zensierte und zersetzte DDR-Kulturszene unter dem Titel „Landschaften der Lüge“. Kein Mensch konnte in den 80er Jahren irgendeinen literarischen, musikalischen, gesellschaftskritischen oder unterhaltsamen Pups lassen, ohne daß aufmerksame Würdenträger wie Gisela Steineckert begutachteten oder Maulwürfe wie Cäsar oft eingebettet in eigene Eskapaden Berichte schrieben.
Ich kann mich an ein Konzert erinnern, wo Cäsar frisch aus der politischen Haft entlassen, sturzbetrunken auf den Brettern, welche die Welt bedeuten, den Prinzen Hamlet gab und mehrmals von seinen Freunden von der Bühne gezerrt wurde, bevor es zu brenzlig wurde. Einige Minuten später trampelten die drei Aufpasser von der Stasi zum Blues von Stefan Diestelmann begeistert mit den Füßen. In solchen Momenten wird die ganze Fragilität von Widerstand und Druck für den verwunderten Konzertbesucher geläufig.
Solche Landschaften der Lüge unter dem Leichentuch der Zersetzung hat die elitäre Intelligentsia aus Redakteuren, Soziologen und Politikwissenschaftlern über ganz Deutschland ausgebreitet. Es gab diese Diktatur der intoleranten Kleingeister schon vor Frau Dr. Merkel. Die Überreaktionen auf die Sonntagsreden von Philipp Jenninger (1988) und Martin Hohmann (2003) legen nahe, daran zu glauben. Zumindest hat sich am Spitzelklima in den Provinzen Germaniens nichts gebessert. Nicht nur die Spitzen der Gesellschaft werden eingeschüchtert, sondern auch der kleine Mann.
Bei der Nachwahlbefragung nach der Stimmabgabe zu den Landtagswahlen rückten die Wähler vorsichtshalber nicht mit der Wahrheit heraus. In Baden-Württemberg gaben 12,5 % an, AfD gewählt zu haben, in Wirklichkeit waren es 15,1 %. Bei den Prognosen in der Vorwoche hatten drei Institute gar nur 11 % vorhergesagt.
Ähnlich gering war der Wahrheitsgehalt der Umfragen in Rheinland-Pfalz. 11 % gaben nach der Stimmabgabe an, das Kreuz bei der AfD gemacht zu haben, nach der Auszählung waren es 12,6 %. Die Prognosen vor der Wahl hatten im Durchschnitt 9 % geweissagt.
In Sachsen-Anhalt hatten vor der Wahl 18 % angegeben, die Alternative wählen zu wollen, 23 % gaben es nach der Wahl zu und 24,2 % haben es hinter dem Vorhang der Wahlkabine tatsächlich gemacht.
Die Wähler sind von den Fallbeildemokraten Maas, Stegner und Merkel so eingeschüchtert worden, daß sie aus Angst vor Nachteilen mit der Wahrheit hinter dem Berg halten. Ein stalinistisches Klima der Hexenjagd hat sich ausgebreitet. Viele normale Leute haben Bedenken von ihren Behörden oder Betrieben entlassen zu werden oder Aufträge zu verlieren, wenn sie von ihrem demokratischen Wahlrecht Gebrauch machen.
In Baden-Württemberg waren es etwa 4 % von 15,1 %, in Rheinland-Pfalz rund 3,5 % von 12,6 % und in Sachsen-Anhalt 6 % von 24 %, die mit der Wahrheit lieber hinter dem Berg hielten. Das sind Landschaften der Lüge mitten in Deutschland.
Frau Dr. Merkel und ihr Rechtsverdreher Maas befolgen scheinbar die Ratschläge, die Josef Stalin seinen Nachfolgern hinterlassen hat: Gebt euch demokratisch und liberal, macht viele Versprechungen. Wenn das nichts nützt: Macht es wieder so wie ich.
Geht es auch eine Nummer kleiner, Herr Dr. Prabel? Wenn Bürger bei Befragungen keine Auskunft geben*), dann müssen Sie zur Erklärung nicht gleich Иосиф Виссарионович aus dem Gruselkarton holen, oder? MfG 🙂
*) Das mache ich, in boshafter Kenntnis dieses statistischen Störfaktors, prinzipiell immer.
Da die Abweichungen bei der AfD zu den Umfragen besonders groß waren, scheint die Prabelsche These hier schon irgendwie schlüssig, zumal sie eine übliche Verhaltensweise in repressiven Gesellschaften beschreibt.
Der Herr Iossif Wissarionowitsch Dschugaschwili war nun mal einer, der unter seinem Künstlernamen „Stalin“ grundlegende Pionierarbeit zur Unterdrückung von Völkern geleistet hat, deshalb kann man diesen hier auch ruhig nennen. Natürlich sind die heutigen Demagogen dagegen recht zwergenhaft. Aber warten wir mal ab, welche Talente da noch auftauchen.