Das Arbeitsamt und das Jobcenter
Heute ist ein Eintrag über die Jobcenter hinter der Bezahlschranke der WELT. Es würden 3,8 Mrd. € für Vermittlung ausgegeben und 6,5 Mrd. für den Selbsterhalt des Amts. Das ist gemäß Professor Parkinson halt der Lauf der Welt. “Work expands so as to fill the time available for its completion”, so der Wissenschaftler.
Von 1990 bis 2014 hatten wir ungefähr 100 Leute in unseren Pkanungsbetriebén beschäftigt, davon kam einer vom Arbeitsamt. Er war sehr o.k. und ist sogar Geschäftsführer geworden. Aber er war eine Ausnahme.
Beim ersten Schwung der Einstellungen war das Arbeitsamt noch im Aufbau. Die Mitarbeiter der Stunde Null kamen aus dem Bekanntenkreis oder hatten sich selbst beworben. Es waren sehr gute Leute, am besten waren die eigentlich fachfremden Baustoffverfahrenstechniker. Bald machte ein Bauträger in Legefeld pleite. Wir haben aus der Konkursmasse jemanden eingestellt, und der zog über die Jahre alle anderen nach. Nach zehn Jahren war der ganze ehemalige Betrieb bei uns. Eine sprudelnde Quelle der Beschäftigungsanbahnung waren auch die reichlich vergebenen Studentenjobs.
Zuweilen fragten wir im Arbeitsamt nach, aber sowohl das Arbeitsamt als auch die privaten Personalvermittler hatten kaum geeignete Kandidaten. Ich vermute mal, daß sich fähige Leute kaum vom Amt oder von privaten Profis vermitteln lassen. Es gibt vermutlich den Makel der Unflugfähigkeit.
2006 trat das Diskriminierungsgesetz AGG in Kraft. Es erhöhte das Risiko verklagt zu werden. Wir hatten seitdem auch keine Anzeigen mehr geschaltet, um Anwaltskosten zu versparen. Kürzlich las ich in der WELT, daß ein Transdingsbums (ich verwende vorsichtshalber kein Personalfürwort, um nicht wegen falscher Verdächtigung verklagt zu werden) eine sechsstellige Summe für Nichtberücksichtigung aus verschiedenen Firmen rausgepreßt hatte. Man sollte das Geld lieber in Lohnerhöhungen und Prämien stecken oder es verprassen. Wenn man seine Mitarbeiter gut behandelt, ziehen sie per Mundpropaganda ständig Kandidaten nach. Wenn man gut organisiert ist, kann man alle Stellen heimlich unter der Hand besetzen, ohne aufwändige und pinselig dokumentierte Auswahlverfahren mit und ohne Tabellen und ohne Anwälte. Am besten war immer der Handschlag.
Letztlich nutzt die Heimlichtuerei ohne Amt und Öffentlichkeit den Beschäftigten. Wenn Bürokratie verspart wird, ist mehr Luft zum Leben. „Angestellte schaffen sich gegenseitig Arbeit“, so Prof. Parkinson. Das hat auch eine gute Seite der Medaille.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Unselige Gespenster! so behandelt ihr
Das menschliche Geschlecht zu tausend Malen;
Gleichgültige Tage selbst verwandelt ihr
In garstigen Wirrwarr netzumstrickter Qualen.
(Geh. Rath v. Goethe)