TikTok ist amüsanter als NGOs
„Und auf vorgeschriebnen Bahnen zieht die Menge durch die Flur, den entrollten Lügenfahnen
folgen alle“ wußte schon der Frankfurter Geh. Rath um 1831. Ich bin mit den Lügenfahnen und zusätzlich noch Halstüchern aufgewachsen. Bereits als Erstensklässer mußte ich Jungpionier werden, vier Jahre später Thälmannpionier, mit 14 FDJler. Dazu kam die Gesellschaft für Deutsch-Sowjetische Freundschaft und die Gesellschaft für Sport und Technik. Etwas später mußte ich in den FDGB eintreten. Der demokratische Frauenbund blieb mir wenigstens erspart, genauso wie die VdgB oder der Kulturbund. Lenin nannte diese Dinger die Transmissionsriemen der Partei.
Auch die Nationalsozialisten ließen sich von Lenin und Stalin inspirieren. Damals gab es die Hitlerjugend als braunen Komsomol, den Bund deutscher Mädchen, Kraft durch Freude, den Reichsarbeitsdienst, die Deutsche Arbeitsfront und die NS Frauenschaft, Ob auch die SA eine NGO war? Wahrscheinlich nicht, denn zumindest bis 33 war sie nicht staatlich finanziert.
Wie heutzutage wurden die NGOs für Aufmärsche verheizt. Die Großmutter ärgerte sich, daß die Hitlerjugend fast regelmäßig sonntags morgens vor der Kirche getrommelt hatte. Ich war bestimmt gut zehnmal zum Fackelzug beim Republiksgeburtstag unterwegs, genauso oft als Deko bei Buchenwaldtreffen, zwanzigmal oder mehr zum Ersten Mai, einmal an der Autobahn als Juri Gargarin vorbeirauschte. Ungefähr 500mal hab ich mich bei Fahnenappellen gelangweilt, unzählige Pioniernachmittage, Jugendweihestunden, LG-Meisterschaften, das Abzeichen für gutes Wissen usw. hinter mich gebracht. Der einzige Lichtblick war das Blauhemd, Da wurde man schon mal auf die Alternative eingestimmt. Zusammengenommen habe ich sicher ein Lebensjahr mit den NGOs verplempert, Da ist selbst TikTok amüsanter.
Die Ossis sind angesichts dieser Fülle an Aktivitäten in der Regel organisationsmüde. Ich wäre angesichts der eigenen Erfahrungen für ein Verbot von NGOs.
Nur eine Anmerkung: Es handelte sich damals nicht um „NGO“ oder Lügenfahnen. Im Gegensatz zu heute: Klar formulierte Kante, wo der Hammer hing. Und wozu verbieten von „Omas gegen rechts“, usw.? Rein private Finanzerung, keinerlei Steuergelder – genügt vollkommen.
In einem Detail volle Zustimmung: Ich war einmal spätabend mit LKW auf den Ettersberg gekarrt worden; eine unterirdische Massen – Liturgie. Nach der „Wende“ dann nochmal allein mit dem Fahrrad hoch, halbe Stunde gesessen und das Thema abgehakt.
Die Oma (Waltraud L.) aus dem Wohnblock gegenüber der Straße ist eine nette Person. Ich begegnete sie immer wieder mal auf dem Supermarkt-Parkplatz, wo ich beim letzten Mal ihr half, den zusammengeklappten Rollator in den Kofferraum des kleinen Honda zu verfrachten. Sie soll früher Unterstufenlehrerin der hiesigen POS gewesen sein und Pionierleiterin,
Später hat sie als Chemie- und Physiklehrerin unterrichtet – meine Tochter, in der Oberstufe, schwärmte von ihr. Gesellschftlich war sie als Leiterin der Ortsgruppe vom Kultubund aktiv, sie organisierte Ausstellungen von Arbeiten der Laienküstler.
Vorgestern passierte etwas S.onderbares.
Es klingelte, ich öffnete die Tür, und vor mir stand die freundliche Oma Waltraud. Sie zeigte mir einen Zettel mit einem Aufruf und Unterschriftenliste. Sie bat um meine Unterschrift, falls ich zustimme. Ich las und …?
Da stand tatsächlich eine „Oma gegen Rechts“ vor mir, und die wollte eine Pedition von mir unterschreiben haben, in der Herr Merz aufgefordert wird, die 500 Fragen an die Ampel zur Verwendung der Staatsgelder in NGOs zurück zu ziehen. Die Unterschrift lehnte ich ab, worauf sich Waltraud ihr Gesicht deutlich verfinsterte. Es war mir selber etwas peinlich.
Ich fragte, warum Omas denn gegen „Rechts“ sind, es gibt auch „Links“, und das genauso wie es rechte und linke Hände gibt. Warum sollte ich beispielweise gegen den Nordpol sein, wenn ich damit die Eigenschaft des Magnetismus nicht aufhebe, auch einen Südpol zu haben.
„Aber,“ sagte sie, „Sie können doch Rechts nicht mit dem Nordpol des Magneten gleichsetzen.“
Ich entgegnete: „Trennen Sie den Nordpol vom Magneten ab,. Der Magnet wird gekürzt, aber der Nordpol bleibt. Machen Sie das Gleiche mit dem Südpol, so besteht dieser weiterhin. Aber das wissen Sie als ehemalige Physiklehrerin bestimmt besser als ich.“
Darauf Waltraud: „Mit Rechts meinen wir die immer stärker werdende AfD, nicht den Nordpol.“
Ich antwortete: „Wenn Omas gegen Rechts es erreichen, die von 12 Millionen demokratisch gewählte AfD zu verbieten, welche der übrigen Parteien sind dann Rechts? … Die Schwarzen? …Nein, es wird immer Rechts geben, selbst dann, wenn nur noch die Grünen oder die Roten im Bundestag verbleiben, werden die ihre jeweils rechte Seite haben.
Darauf Waltraud: „Da sind Sie also gegen Links?“
Dann wieder ich: „Nein, ich bin Demokrat genug, um zu wissen, dass 12 Millionen Menschen nicht aus dem gellschaftlichen Meinungsbildungsprozess herausgeworfen werden dürfen!“
Oma Waltraud, wortlos, drehte mir den Rücken zu und ging hinaus. Ich glaube, sie wird mit mir nicht mehr sprechen wollen, auch nicht mehr auf dem Supermarkt-Parkplatz..
Es ist ganz einfach: Diese Omas denken nicht, daher sind sie auch nicht zu überzeugen. Sie fühlen. Sie wollen etwas retten. Ob es früher Mal das Klima war, jetzt ist es die Demokratie. Früher CO2, jetzt AFD. Retten!!! Retten! Jeder tut was. In der Feuerwehr nannte man das Helfersyndrom. Und diese Leute sind am schadlichsten, denn sie denken nicht ruhig nach.
Sorry: Der angesprochene Ettersberg ist eine wunderbare Wandergegend! Man startet vom Parkplatz Schloß Ettersburg, findet im Frühjahr ein verstecktes Bärlauchtal und im hat im Herbst eine wunderbare Parklandschaft (um die Schanze rum), kann gelegentlich auch Pilgern aus aller Welt den Weg zu den KZ Anlagen weisen,
Na ja, was man „musste“ lag auch an einem selbst. Ich war auch erstmal Pionier und in der FDJ, habe aber mit zunehmendem Alter korrigiert. Raus aus der FDJ nach der Armee, nie FDGB, nie DSF. Das hatte z.T. Konsequenzen, aber damit wollte man umgehen oder eben nicht. Die westliche Arschkriecherei ist tiefergelegt und auch auf mir einstmals neuen Gebieten wie „dem Chef“ gegenueber schon immer widerwaertig gewesen. Besonders, wenn mit einer spezifischen Art von Auftrumpferei verbunden.