Der russische Quälzipfel im Baltikum
Das nördliche Ostpreußen wurde 1945 russisch. Es grenzt an Litauen und Polen und ist sowohl EU- als auch NATO-Außengrenze. Durch die Sanktionen hat sich die ökonomische Insellage verschärft. Rußland hat Maßnahmen ergriffen, um die Situation zu stabilisieren, was mit asiatischer Mitwirkung in einigen Bereichen offensichtlich gelingt. Der Gouverneur der Oblast Königsberg Alexey Beszprozvannih hatte die Auslandspresse zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Ein Blick durchs Schlüsselloch.
Auf der Oktobristen-Insel in Königsberg, neben dem Fußballstadion, finden unfangreiche Bauarbeiten statt: Hier entstehen die modernen Zweiginstitute des Bolschoi-Theaters Moskau, des Russischen Staatlichen Instituts für Schauspielkunst und der Tretjakow-Galerie. Die Übergabe war für dieses Jahr geplant, die Arbeiten mußten jedoch aufgrund der europäischen Sanktionen als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine verschoben werden. Der Flug ab Moskau hat sich nun um eine gute Stunde auf 2 Stunden und 40 Minuten verlängert, da die Flugzeuge, die den russischen Luftraum verlassen, gezwungen sind, über internationalen Gewässern nach Königsberg (derzeit Kaliningrad) zu fliegen. Verbotene Güter können nicht auf Schiene und Straße in die Enklave zwischen Polen und Litauen gelangen, der Schwerpunkt des Güterverkehrs hat sich auf das Meer verlagert. „Aufgrund der neuen Schwierigkeiten verzögert sich die Umsetzung der Pläne, aber wir haben alles neu organisiert, auch das Geschäftsleben.“ Wir zogen aus europäischen Ländern in andere Märkte, es entstanden neue Lieferketten. „Die Pläne für den Bau des Kulturclusters haben sich nicht geändert, er wird fertiggestellt“, sagte Alexey Beszprozvannih, der Gouverneur der Oblast Königsberg. In der westlichsten russischen Region, in der zuvor Pkw der Marken BMW, KIA und Hyundai sowie Transporter des Typs Ford Cargo produziert wurden, werden nun Autos der Marken Kaiyi, BAIC, SWM, JMC und Foton montiert, außerdem sind Produktionslinien für Forthing und Dongfeng Sokon geplant. Um den wachsenden Schiffsverkehr zu versorgen, werden vor Ort Fähren gebaut und auch die Militärindustrie ist tätig. Am 9. Dezember wurde in Kaliningrad im Beisein des indischen Verteidigungsministers Raj Nath Singh die Flagge auf der Fregatte Tushil, dem siebten Schiff dieser Klasse der indischen Marine, gehisst. Die achte, Tamala, wird im Frühjahr 2025 übergeben. „Das Investitionsniveau ist nicht gesunken, sondern steigt trotz des Sanktionsdrucks“, sagte der Gouverneur und wies darauf hin, daß darunter unter anderem chinesische Investoren seien. Auf dem Wirtschaftsforum in St. Petersburg sei ein Vertrag über mehr als 250 Milliarden Rubel an Investitionen bis 2030 unterzeichnet worden, darunter Tourismus, Wohnungsbauprojekte, neue Unternehmen und landwirtschaftliche Entwicklungen, fügte er hinzu. Auch an der Baltischen Föderalen Universität, benannt nach dem berühmtesten Sohn Königsbergs, Immanuel Kant, sei der Wandel spürbar. Die ebenfalls im Bau befindliche Bildungseinrichtung, die demnächst um ein neues Hauptgebäude erweitert wird, kooperierte bisher mit Universitäten in Europa, vor allem im Baltikum. Heute sind Zentralasien, China und Indien die Hauptpartner, und Studierende von der Deccan-Halbinsel kommen zum Studium auf Englisch.
Die Oblast ist reich an militärischen Objekten und dient als Hauptstützpunkt der russischen Ostseeflotte. In diesem Zusammenhang stellte der Gouverneur fest, dass die Ernährungssicherheit für die Oblast Königsberg wichtig sei und die Selbstversorgung in den meisten Bereichen erreicht sei. „Der Präsident hat eine Reihe wichtiger Entscheidungen bezüglich unserer Sicherheit getroffen, daher sind wir zuversichtlich“, sagte Beszprozvannih.
Die Region außerhalb der Grenzen des Mutterlandes – das ehemalige Ostpreußen – spielt eine immer wichtigere Rolle im russischen Inlandstourismus, aber auch vor dem internationalen Tourismus ist die Region nicht zurückgeschreckt. Die 1948 vertriebenen Deutschen und ihre Nachkommen kehrten in den 1990er-Jahren hierher zurück, doch am Ende des Jahres hörte man in den weihnachtlich geschmückten Städten laut Aussage der Einheimischen häufiger deutsche, polnische und litauische Sprache. Die Einreise von Ausländern war nicht beschränkt, der knapp über eine Million Einwohner zählende Oblast wird jedes Jahr von mehr als zwei Millionen Touristen besucht. Das Gebiet mit seinem milden Klima, seiner europäischen Atmosphäre und seinen reichen historischen Traditionen ist auch bei denjenigen beliebt, die aus anderen Regionen Russlands umsiedeln möchten.
Hier beginnt die Märchenerzählung des Gouverneurs. Meine ehemalige Nachbarin erzählte etwas ganz anderes. Sie versteckte sich in einem Gebüsch und hörte durch das offene Küchenfenster wie ihre Mutter von den sogenannten „Befreiern“ ermordet wurde. Die Deutschen wurden nicht erst 1948 vertrieben und viele Überlebende wollten die Orte des Schreckens nie wieder sehen. Der organisierte Tourismus aus Europa ist deutlich zurückgegangen, weil die Leute dem Frieden derzeit nicht trauen. Trotzdem werden auch 2025 organisierte Reisen angeboten, was mich angesichts des ganzen Mediengedöns erstaunt. Es gibt genug Unerschrockene.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „“Da ist der August Hagen in Königsberg, ein herrliches Talent; haben Sie seine Olfried und Lisena gelesen? Da sind Stellen darin, wie sie nicht besser seyn können; die Zustände an der Ostsee und was sonst in dortige Localität hineinschlägt, alles meisterhaft. Aber es sind nur schöne Stellen, als Ganzes will es niemanden behagen.“ (Geh. Rath v. Goethe zu seinem Eckermann am 18.09.1823)
Es gibt eine Zeitung namens preußische allgemeine Zeitung, kurz paz. Die berichtet ebenfalls aus dieser Region.
Die schrecklichen Ereignisse des zweiten Weltkrieges darf man nicht wegretuschieren oder gegenrechnen. Das erwarte ich von jedem, also auch von Russland.
Warum? Es zerstört den Blick auf das was wir haben, unsere Zukunft. Wir müssen uns im klaren sein dass wir die Vergangenheit nicht ändern können, aber die Zukunft. Und welche Zukunft wünschen wir uns? Ich will ein freies und friedliches Europa.
Die Frage ist, wer ist jetzt der Unruhestifter in der Welt? Ich gebe keine Antwort, sondern stelle nur fest: Für manche die Amis, für andere die deutschen Nazis, und für wieder andere die Russen.
Wer hat nun Recht? Und wie kommen wir da raus? Mit Aufrüstung oder mit Verhandeln? Angesichts der Rüstungstechnik und der Besiedlungsdichte in Deutschland plädiere ich nicht für Krieg. Der dreißig jährige Krieg wäre nichts gegen das, was unsere industriel gefertigten Waffen jetzt zusammen bringen können.
Also, solange ich in Kaliningrad Königsberg sagen kann, ist für mich die Sache erledigt. Meine Großtante war von dort. Ich weiß also wovon ich spreche.