Ein Baustein des Nationalsozialismus

Der Nationalsozialismus hatte zwei Obsessionen: Den Führerkult und die eindimensionale Vorstellung daß an allen Übeln die Juden Schuld sind. Beschäftigen wir uns heute mit dem ersteren. Er war keine Erfindung Hitlers, sondern 1920 schon weit verbreitet.

Der Führerkult kam aus der Jugendbewegung. Es gibt aus dieser Zeit ein Gedicht von einem Vorreiter dieser Sekte – Stefan George – in dem er die Hoffnung ausspricht, daß die Zeit

Den einzigen, der hilft, den mann gebiert…
Der sprengt die ketten, fegt auf trümmerstätten
Die ordnung, geisselt die verlaufnen heim
Ins ewige recht, wo grosses wiederum gross ist,
Herr wiederum herr, zucht wiederum zucht. Er heftet
Das wahre sinnbild auf das völkische banner.
Er führt durch sturm und grausige signale
Des frührots seiner treuen schar zum werk
Des wachen tags und pflanzt das Neue Reich.“

Auf stramm links gestrickt las sich das bei Kurt Hiller so:

„Wer könnte uns Führen? Die charakteriellen Voraussetzungen: Er muß wahrhaftig sein (was Diplomatie nicht ausschließt), uneitel (was Ehrgeiz zwecks Verwirklichung des sozial Guten nicht ausschließt) und zielklar, zielsicher, zielfest (was Elastizität und Wendigkeit in den Methoden nicht ausschließt; denn ein Mensch mit Wirklichkeitssinn, der obendrein ein Charakter ist, haßt zwar die Kompromisse, weiß aber, daß es praktisch ohne sie nicht geht; er wird sie nicht suchen, aber ihnen auch nicht sektiererstur ausweichen).
Die intellektuellen Voraussetzungen: Er muß mit den philosophischen Grundproblemen gerungen haben, übrigens erfolgreich. Er muß erfolgreich mit den Grundproblemen der Politik gerungen haben, der innern wie der äußern, der kulturellen wie der ökonomischen, der deutschen wie der europäischen und planetarischen. Er muß, bei aller Kenntnis der geschichtlichen Entwicklung, ungekettet an das Gewordene sein, vielmehr konstruktiv unter der Perspektive des von der sittlichen Vernunft Gebotenen; wiederum muß er, bei aller Ethizität, Gefühl für das Mögliche haben. Historismus und Utopismus müssen seinem Bewußtsein Scylla und Charybdis bedeuten; Idealistenfeuer und Wirklichkeitssinn müssen in ihm als eine schöpferische Einheit leben …“
Diese Zeilen stammen aus dem Buch „Logokratie oder ein Weltbund des Geistes“ des „Weltbühne“-Autors Kurt Hiller aus dem Jahr 1921.

Während des Ersten Weltkriegs hatte der schwule Soldat Walter Flex in seinem Buch „Der Wanderer zwischen den Welten“ phantasiert: „Nur wer beherzt und bescheiden die ganze Armseligkeit der Vielen, ihre Freuden und Gefahren mitträgt, Hunger und Durst, Frost und Schlaflosigkeit, Schmutz und Ungeziefer, Gefahr und Krankheit leidet, nur dem erschließt das Volk seine heimlichen Kammern, seine Rumpelkammern und seine Schatzkammern. Wer mit hellen und gütigen Augen durch diese Kammern hindurchgegangen ist, der ist wohl berufen, unter die Führer des Volks zu treten.“ Trifft zufällig auf Adolf zu.

Hunderttausende Wandervögel und Jungdeutsche hatten Führerphantasien; es handelte sich um ausgelatschte Topoi der Jugendbewegung. Der Bauhäusler Walter Gropius zum Beispiel reklamierte 1930 in einer Werbebroschüre die „führerpflicht“ bei der Verankerung der „antiakademischen geisteshaltung“ für sich. Die Wandervögel stellten für ihre Natschalniks „Führerausweise“ aus.

Eine traditionelle Gestalt der Machtkonzentration, die immer noch im Weimarer Hinterkopf spukte, war zudem der Monarchismus, der seit 1750 zunehmend unter Druck kam, denn die Sinnhaftigkeit der Erblichkeit von Krone und Szepter wurde immer mehr in Frage gestellt. Der deutsche Kaiser verlor seine Glorie insbesondere mit der Bülow-Affäre 1908, In der Weimarer Republik gab es bis etwa 1925 eine starke retrospektive Haltung, ein Zurücksehen nach der guten alten Zeit.

Otto Reuter sang 1919/1920:

Ich möchte erwachen beim Sonnenschein
Und es müsst alles wie früher sein.
Ihr Leute verzeiht mir, wie ich es halte,
Ich lob mir die Zeit, die gute, alte.

Die diktatorischen Ideen konkurrrierten mit der demokratischen Fassade der Weimarer Republik. Ich gehe davon aus, daß eine parlamentarische Demokratie nur kraftvoll in Verbindung mit Marktwirtschaft und einer von der Kundschaft bezahlten und gewollten Kultur ist. Wenn die Regierungen ständig engmaschig ökonomische Details reglementieren und alle „Kulturschaffenden“ über Subventionen dirigieren, verhalten sie sich letztlich wie Diktatoren. Und das war in Weimar ausgeprägt der Fall. Viele Fehlsteuerungen wurden unter dem Druck der Sieger getroffen. Die Reparationen begünstigten planwirtschaftliche Haltungen, teilweise erzwangen sie diese auch. Unter diesen Bedingungen bleib die parlamentarische Demokratie in den 20er Jahren äußerst wacklig. Insbesondere die Sozialdemokratie redete sich den staatlichen Dirigismus als Einstieg in den Sozialismus schön. Der Gedanke, daß andere den sozialistischen Tiger besteigen und reiten könnten, kam den Sozialdemokraten nicht. Geliefert wurde 1933 wie bestellt.

Unter diesen Zwischenkriegsbedingungen war Deutschland kein Einzellfall. Die meisten Länder hatten in den 20er und 30er Jahre autoritäre Regime. Die Jugendbewegung hatte es ja nicht nur in Deutschland gegeben, sondern auch in Rußland, Italien, Österreich-Ungarn, Katalanien und in den zahlreichen Nachfolgestaaten untergegangener Reiche. Und eine planwirtschaftliche Welle raste durch ganz Europa.

Die NSDAP bediente das allgemeinde Sehnen nach Führung am konsequentesten. Von Anfang an war die NSDAP auf Hitler ausgerichtet, nach 1933 der ganze Staat. Das kulturelle und ökonomische Umfeld hat seinen Aufstieg extrem begünstigt. Zur Machtergreifung wäre es nicht gekommen, wenn er den in Teilen obskurantistischen Mainstream nicht von skurrilen Auswüchsen bereinigt und modernisiert hätte.

Nur ein wichtiges Beispiel: Die Jugendbewegung war extrem technikfeindlich. Mit diesem intellektuellen Dünnschiß brach Hitler konsequent, um Arbeiter und Bauern zu erreichen, die zur Vermeidung großer körperlicher Anstrengung die Maschine mochten. Auch esoterische Auswüchse und ausufernde Germanenschwärmerei wurden zurückgedrängt. So bekam die Jugendbewegung eine modernere und akzeptable Fassade, obwohl sie so fortschrittlich im Kern nie war.

Was man bei Planwirtschaft und Jugendbegeisterung immer annehmen kann: Daß auch der Totalitarismus sein Haupt erhebt. Aktuell sehen wir gerade die wachsende Machtkonzentration bei H-beck. Annalena, Ricarda und deren Beisteller hat er abgeräumt, um eigene Gefolgsleute an die Parteispitze der Grünen zu lancieren. Ähnliche auf Zentralisierung der Macht hinauslaufende Personalrotationen waren in der Weimarer Republik sowohl bei der KPD, wie auch bei der NSDAP an der Tagesordnung. Es lief relativ schnell alles auf den Stalin-Statthalter Thälmann und auf Hitler hinaus.

Ich habe diesen Eintrag zusammengestellt, um vor den Gefahren von gesteuerter Wirtschaft und Kultur zu warnen. Vielleicht geht sich das Grüne Reich ja noch aus. Oder es guckt sich weg.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst:

Gerechtigkeit des Himmels,
Wann wird der Retter kommen diesem Lande?

(Fr. Schiller)