Die Kunst und die Folgen
Um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert konnte die „Kunst“ sich frei entfalten, ohne daß die Justiz einschritt. Hier drei Beispiele:
1896 hatte Rainer Maria Rilke seine Erzählung „Der Apostel“ veröffentlicht. In der menschlichen Seele gäbe es keine schlimmeren Gifte als Nächstenliebe, Mitleid und Erbarmen, Gnade und Nachsicht. Deshalb geht der „Apostel“, das Sprachrohr des Dichters, in die Welt, um die Liebe zu töten. Höhnisch bekennt er:
„Wo ich sie finde, da morde ich sie.“ Denn das christliche Gebot der Nächstenliebe schwächt diejenigen, die es „blind und blöde“ befolgen; und „der, den sie als Messias preisen, hat die ganze Welt zum Siechenhaus gemacht“.
Träger des Fortschritts kann nie die stumpfe Menge sein, sondern nur „der Eine, der Große, den der Pöbel haßt“; nur er kann rücksichtslos den Weg seines Willens gehen, „mit göttlicher Kraft und sieghaftem Lächeln“. Ein Recht zu leben hat nur der Starke. Der marschiert vorwärts, selbst wenn die Reihen sich lichten.
„Aber wenige Große, Gewaltige, Göttliche werden sonnigen Auges das neue gelobte Land erreichen, vielleicht nach Jahrtausenden erst, und sie werden ein Reich bauen mit starken, sehnigen, herrischen Armen auf den Leichen der Kranken, der Schwachen, der Krüppel. Ein ewiges Reich!“
Das Leitmotiv des Kampfs des Starken gegen das Schwache berührte auch Frank Wedekinds Bänkelgesang „Tantenmörder“ (1897):
Ich habe meine Tante geschlachtet .
Meine Tante war alt und schwach.
Ihr aber, oh Richter, ihr trachtet
Meiner blühenden Jugend-Jugend nach.
Bei der Umwertung der Werte wollte Gottfried Benn nicht abseits stehen. Das Tier stellte Benn konsequenterweise über den Menschen:
Der Mund eines Mädchens, das lange im Schilf gelegen hatte,
sah so angeknabbert aus.
Als man die Brust aufbrach, war die Speiseröhre so löchrig.
Schließlich in einer Laube unter dem Zwerchfell
Fand man ein Nest von jungen Ratten.
Ein kleines Schwesterchen lag tot.
Die andern lebten von Leber und Niere,
tranken das kalte Blut und hatten
hier eine schöne Jugend verlebt.
Und schön und schnell kam auch ihr Tod:
Man warf sie allesamt ins Wasser.
Ach, wie die kleinen Schnauzen quietschten!
Kunst bleibt selten folgenlos. 1933 bekam Deutschland die Rechnung. Es kam eine Regierung ans Ruder, die mit herrischen Armen über die Leichen von Kranken, Schwachen und Krüppeln ging und Tanten schlachtete. Für den Tierschutz hatte Hitler dagegen eine große Schwäche. Ach ja, ein ewiges Reich wollte der Führer auch noch. Blos sieghaft lächeln, das brachte er nicht zustande. Er war und blieb verkrampft.
Auch in unserer ach so aufgeklärten und freien Bundesrepublik genießt die Kunst Narrenfreiheit und ist außer Rand und Band. Ulrike Walker ist das auch aufgefallen. Sie hat auf ihrem Blog unter der Überschrift „Mein Name ist Kunst und wer bist Du?“ den Irrsinn der Kunstfreiheit auf den Punkt gebracht:
Ich bin Künstler – ich darf alles. Besonders gegen konservative Familienmodelle darf ich hetzen. Als Künstler habe ich einen Freipass für jede Schweinerei, kann auf der Bühne die Zombies tanzen lassen.
Du hättest eben Künstler werden sollen, so wie ich. Die Vorteile sind immens. Alles was sonst verboten ist, darf ich tun, ganz ohne Einschränkung, besonders wenn ich gegen konservative Familienformen und deren Anhänger, wie von Beverfoerde, Kelle oder von Storch hetze. Nach meinem Vorstellungen sind all diese Leute “Neo-Nazis”. Frag mich aber bitte nicht warum, es ist eben einfach so, in meiner imaginären Welt.
Nicht mal Verantwortung für meine künstlerischen Ideen muss ich übernehmen. Ich kann tun und lassen was ich will, selbst wenn ich zu Hass, Rufmord oder Gewalt wie im Schauspiel “Fear” ausrufe, passiert nichts. Sogar Richter knicken ein, wenn ich ihnen erkläre, dass es künstlerische Freiheit sei, die rein gar nichts mit Gewalt zu tun habe. Die schlucken das, einfach so. Ich bin eben wie ein Kind, bei dem drückt man auch immer ein Auge zu, wenn es sagt: “Das ist doch nur ein Spiel”.
Kunst ist so etwas wie ein “Freipass”, für Leute, wie mich. Um unseren Frust loszuwerden, sind uns alle Wege und Mittel der künstlerischen Ausdrucksformen recht. Schaden wird uns das nie – im Gegenteil – sogar bezahlt werden muss unsere Kunst von Leuten, die wir auf der Bühne wie Zombies tanzen lassen und zum Freiwild erklären. Ich muss schon sagen, mir geht es wirklich gut.
Künstler – wie ich – sind eben die neuen Götter, wir inszenieren und kassieren. Du solltest Dich vor mir verbeugen.
Mal schauen wie diese „Künstler“ dann nach einer anderen Pfeife tanzen, wenn sich der Wind dreht. Vergessen werden ihre widerwärtigen Auswürfe sicher nicht.
Es gab da im 3.Reich eine Kunstform: unartige Kunst hies die glaube ich ..
das hieß „Entartete Kunst“
Da hätte Akif Pirincci seine Dresdner Rede wohl besser in ein Theaterstück verpackt.