Im Osten nichts Neues – mein Sudelbuch im September 2024

Gastbeitrag von Helmut Roewer

An der Ostfront setzt der Russe stur seinen Vormarsch nach Westen fort, während der Westen hin
und her schwankt, wie weit er’s mit der Unterstützung des amerikanischen Mündels noch treiben
soll, weil Putin eine vermutlich allerletzte rote Linie zieht. Daneben fällt es kaum noch ins Gewicht,
dass die Kartell-Parteien in Ostdeutschland und Österreich trotz deutlicher Wahlschlappen den
Wählerwillen weiter beugen.

Die noch tagelang nach der Wahl in meiner unmittelbaren Wohnumgegend hängenden Plakate
sprechen Bände (die weiter unten widergegebenen Exemplare sind die am wenigsten drastischen, sie
dienen lediglich der Dokumentation des Geschehens).

Erster September 2024

Gestern beim Aldi: Es gibt jede Menge Weihnachtsgebäck – Spekulatius, Dominosteine, Lebkuchen
und so. Christbaumständer und Punsch sah ich nicht im Angebot. Ich entschied mich für einige
Flaschen hellroten Sommerweins.

Gestern (2) war ich nicht bei Edeka. Da gehe ich erst wieder hin, wenn die Lebensmittelkette fürs
mittel-gehobene Bürgertum ihre irre-redenden anti-blauen Polit-Funktionäre abgeräumt und sich
entschuldigt hat.

Von gestern (3): In den Leserbriefen der Zellerzeitung finde ich das hier zum Thema Edeka vor:
„Offenbar haben sich Politiker mit nebulösen Geschichtskenntnissen im Edeka-Vorstand eingenistet.
Wussten sie wirklich nichts von den NS-Verstrickungen Edekas auch bei SA und SS und dem Erstarken
durch die Vertreibung der jüdischen Einzelhändler nach 1933?“ Tja, die Scheiben des Glashauses sind
mitunter braun getönt. Man sieht es auch ohne blaue Brille.

Zweiter September 2024

Lustige Leute am gestrigen Wahlabend zu Gast. Gutes Essen und Trinken machen die leere
Fernsehwelt erträglich, die man, vom Laptop aus an die Wand geworfen, fast drei Stunden
konsumiert. Danach wird alles wieder normal.

Wahlabend (2): Die Ergebnisse beider Länder sind erstaunlich ähnlich. SPD und Grüne an oder unter
der 5-Prozent-Marke, FDP deutlich darunter, ebenso Werteunion und Freie Wähler. Linke im
Sturzflug, Sahra wie Kai aus der Kiste, sogleich über 10 %, AfD deutlich 30 plus. Leichte Unterschiede
bei der Union, in SN als 30 plus, in TH als 20 plus durchs Ziel, deren Jubel als Wahlsieger glauben die
Helden wohl selber nicht.

Wahlabend (3): Ein Unbeeinflusster würde beim Blick auf die wahrscheinliche Sitzverteilung sagen:
Die Wähler wollen mit übergroßer Deutlichkeit eine konservativ-bürgerliche Regierung. Kriegen sie
aber nicht, weil die Christunion das Rennen mit harten Linksextremisten machen will, man sehe sich
nur die beiden erstmals aufgetauchten Spitzenfrauen aus der Wagenknecht-Retorte an. Die haben
mit der schönen Frau in Aussagen und Auftreten nichts gemein, nichts außer dem Parteinamen. So
gesehen ist das Wahlergebnis ein großer Sieg von Mainstream aus der Reklametrommel. Man hat
Grün gegen Hardcore-Kommunisten ausgewechselt, um am Ruder zu bleiben.

Wahlabend (4): Man kann es auch so zusammenfassen, wie Bernd Zeller es heute Nacht in
Schlagzeiten der Zellerzeitung tat: a) Christian Lindner dankt für das Vertrauen, dass es ohne die FDP
irgendwie anders würde. b) Problem: Wahlergebnis repräsentiert nicht die Mehrheit der
Demonstranten.

Dritter September 2024

Wahlen (2) durch die Berliner Brille: Wir sind sehr zufrieden mit uns. Also, weiter wie gehabt.

Wahlen (3) durch die Brille der Konrad-Adenauer-Stiftung: Die Ampel und die Linken verschwinden,
die Union stagniert. So kann man es auch ausdrücken.

Wahlen (4) und die Sache mit der Sperrminorität in SN: Noch am Wahlabend wieder rückgängig
gemacht durch Rechenfehler und Wechsel des Auszählungsverfahrens. a) von falscher Basis
ausgegangen, richtig wäre 119 statt 120 gewesen, weil ein Unabhängiger direkt gewählt wurde (der
OB von Grimma bei Leipzig). b) Wenn falsches Auszählungsverfahren seit Jahren und auch am
Wahlabend zunächst angewendet wurde, stellt sich die Frage nach der Qualifikation oder der Absicht
der amtlichen Statistiker, die hierfür zuständig waren und immer noch sind.

Vierter September 2024

Nachtgedanken zur Verschiebung des Parteienkartells: Die Treibhaus-Orchidee mit Namen BSW führt
zwei ideologische Wurzeln zu einem Spross zusammen, eine anti-kapitalistische und eine betont
nationalistische. Früher nannte man das Nationalsozialismus, und die Partei, die ihn erfolgreich
betrieb, war die NSDAP. Das darf man natürlich nicht erwähnen, weil…und so weiter. Hätten unsere
politischen Kleinhirne nicht so ein eingeschränktes Geschichtswissen, dann wüssten sie dies.

Nachtgedanken (2): Auch das Original hatte ein einschlägiges Parteiprogramm, die 20 Punkte, von
dem später behauptet wurde, niemand hätte es je gelesen.

Nachtgedanken (3): Auch das Original schöpfte seine Anziehungskraft aus seinem Führer – allein aus
diesem.

Nachtgedanken (4): Auch das Original erreichte niemals eine gesicherte Wählermehrheit, sondern
bediente sich williger Hilfstruppen aus dem bürgerlich-konservativen Lager. Hugenberg, von Papen,
Schacht, von Weizsäcker e tutti quanti, die, als es zum Schwure kam, den Schwanz einzogen. Später
logen sie, sie seien „im Widerstand“ gewesen, wo sie das Schlimmste verhindert hätten.

Fünfter September 2024

Paradox: Die Überzeugung von der Unvergleichlichkeit der Geliebten folgt einem Vergleich mit
hundert anderen Frauen – zuweilen genügen auch wenige.

Paradox (2): Die Mühelosigkeit, in welcher der Machterwerb zuweilen gelingt, weckt Staunen in einer
angeblich komplexen Welt. Doch das eigentlich Erstaunliche ist, wie schwer es ist, das Eroberte zu
bewahren. Das deutsche Sprichwort „Wie gewonnen, so zerronnen“ bringt es auf den Punkt. Das
Ganze ist also auch schon anderen aufgefallen.

Der Sultan von Ankara hat seinen Wunsch auf Mitgliedschaft in der anti-amerikanischen BRICSFormation zum Ausdruck gebracht. Macht er das wahr, wird das Schwarze Meer für die Russen zum Mare nostrum.

Türkei (2): Gleichzeitig entführen türkische Nationalisten auf einer belebten Geschäftsstraße mitten
in der westtürkischen Hafenstadt Izmir (vormals Smyrna) zwei US-Marine-Soldaten unter dem
Schlachtruf „Ami go home“. Was nun? Wie man die eigenen Noch-Verbündeten militärisch attackiert,
haben die US-Boys vor Kurzem erst in Sachen Nord Stream öffentlich vorgeführt. Öl- und
Gaspipeline-Ziele in der Türkei gibt es die Masse. Vermutlich werden noch Ukrainer gesucht, denen
man die Sache hernach in die Schuhe schieben kann.

Ostfront: Selenskyj wechselt das halbe Kabinett aus. Meine Vermutung im vergangenen Jahr, dass er
dasselbe politisch nicht überleben werde, war falsch. Er wird in dem Moment stolpern, wenn keiner
damit rechnet. Vielleicht übermorgen schon.

Ostfront (2): Derzeit agiert an der Vorderseite der ukrainischen politischen Bühne der neue
Verteidigungsminister, ein Mann mit den Ausmaßen eines Mittelschwergewichts-Boxers. Man
müsste ihn mal neben dem Bürgermeister von Kiew stehen sehen. Doch derzeit muss ich mich mit
Gruppenfotos begnügen, auf denen eher schmächtige Leute zu betrachten sind, wie Soros jun., der
Kiew heimgesucht hat, und US-Sicherheitsberater Sullivan, als der Ukrainer nach DC gejettet war, um
Luftziele in der Tiefe Russlands anzupreisen.

Sechster September 2024

So geht Demokratie: Im Zwergstaat hat man sich dem Vernehmen nach geeinigt. Den Posten des
Parlamentspräsidenten erhält im Wege einer Vorschusszahlung die SPD. Kleiner ging’s nicht im Land
der Gartenzwerge, denn die Grünen sind bekanntlich nicht mehr am Start.

Demokratie (2): Die Leutchen haben Sarah gewählt und Katja bekommen. Die soll jetzt
Ministerpräsident werden. Bodo hat gerechnet und siehe: Der 3er-Linksblock hat die Mehrheit (33
Sitze) gegen 32 AfDler. Das reicht dann im dritten Wahlgang, wo es auf die einfache Mehrheit
ankommt. Und die Christunion des etwas vorschnell selbernannten Wahlsiegers „Doktor“ Voigt?
Super-Mario und seine weiteren 22 Brandmauer-Schützen gehen während des Wahlgangs aufs Klo.
Sodann waschen sie ihre Hände auf Kosten des Wahlbürgers in Unschuld. Realistisch? Noch zweifle
ich, denn es ist eine Rechnung der arg glatten Zahlen, ohne den menschlichen Faktor.
Demokratie (3): In den USA hat man sich auf einen Fernseh-Schaukampf Trump vs. Kamela am 10.
September geeinigt. Nur die demokratische Justiz ist dagegen, sie will in einem neuerlichen Anlauf
Trump in den Knast stecken – soundsovielter Aufguss eines der absurden Verfahren.

Mehr Demokratie (4) wagen: Das jüngste Buch von Bernd Zeller heißt, in Anspielung auf einen
Autobiographie-Titel, „Frechheit“.

Siebenter September 2024

Exportweltmeister? 28 Afghanen in einer Woche, und die kommen auch noch zurück.

Exportweltmeister (2): 12 Panzerhaubitzen 2000 und etliche zu entmottende Leos 1, beides aus
Altbeständen, gehen an den Dnjepr, falls sie nicht unterwegs verdunsten. Gestern in Ramstein
beschlossen, wohin Wehrminister P. den kleinen Wolodomir eingeladen hatte. Ich dachte, dieses
Ramstein läge in den USA, doch der große schwarze Häuptling war diesmal nicht dabei. Vielleicht
kränkelt der. Jedenfalls sah er vor Tagen, als er den polnischen Wehrführer in DC empfing, nicht eben
gesund aus. Jaja, das Alter.

Ostfront und die Westunterstützer vor Ort: Da traf in der jetzt vergangenen Woche ein RaketenDoppelschlag die ukrainische Kadetten-Akademie in Poltawa im vollen Betrieb. Die dortzulande
verhängte Nachrichtensperre bekam Löcher, als die schwedische Firma Saab den Verlust ihres
technischen Personals beklagte, das vor Ort die Instruktion an einem aus Schweden gespendeten
Fernaufklärungs-Flieger übernommen hatte. Tage zuvor war ein Hotel zusammengeschossen
worden, das als Versammlungsort von Militärgeheimdienstlern mit fremden Legionären diente.

Nachrichtensperre (2): Die von den Westunterstützern seit Kriegsbeginn strikt verordnete Stille über
eigene Verluste hat durch die Schweden ein Loch bekommen. Deren Außenminister trat zurück. Die
Nato verlangt ihre Opfer vom Neuling Schweden.

Ostfront (2): Die Lage der Sturmtruppen im russischen Oblast Kursk lässt sich zuverlässig nicht
beschreiben. Es sieht so aus, als machten russische Drohnen- und Luftverbände Jagd auf jedes
einzelne Fahrzeug und jeden Soldaten, soweit er sich noch nicht ergeben hat, wenn er denn
überhaupt Gelegenheit gehabt hat, dies zu tun. Chef Selenskyj redet derweil öffentlich vom
Faustpfand, das er in Händen halte. Ich zweifle, ob der Mann noch die Wirklichkeit vor Augen hat.
Ebenso bleibt anzuzweifeln, was ukrainische Kriegsgefangene vor laufender Kamera sagen: Sie hätten
von ihrem Oberbefehlshaber (Syrsky) persönlich den Auftrag erhalten, das Kernkraftwerk Kursk so in
die Luft zu jagen, dass man dies den Russen selbst in die Schuhe schieben könne. Das klingt irrwitzig.

Ostfront (3): Die Lage im Donbass ist für die Ukrainer verzweifelt zu nennen. Im Frontbogen rücken
die Russen weiterhin an etlichen Stellen gen Westen vor. Sie benutzen die Taktik kleinster,
überraschend auftretender Infanterieeinheiten, zum Teil auf Motorrädern. Ortschaften werden
umgangen und von den Versorgungssträngen abgeschnitten. Russische Offiziere kommen vor der
Kamera mit der Behauptung zu Wort, dass ihre Einheiten keine Verluste mehr erleiden würden. Das
Schicksal der Mittelstadt Pokrowsk scheint besiegelt.

Ostfront (4): Es ist kaum zu entscheiden, ob die ukrainischen Verbände fliehen oder sich
zurückziehen, um gezieltem russischen Beschuss zu entgehen. Widersprüchliches wird auch zur Zahl
der Deserteure gemeldet. Falls es stimmt, dass sich auf dem Weg ins Einsatzgebiet bis zu 30 % der
Soldaten verflüchtigen, gerät das Ende der Kampfhandlungen in greifbare Nähe.

Achter September 2024

Da hat er mich genasführt, Mr. Lloyd Austin, der mächtige Mann aus dem Pentagon. Er kam gestern
erst nach Ramstein, um Herzbruder Wlod mit 250 Millionen US-Dollar zu beschenken, die dieser in
der US-Waffenindustrie verjubeln darf. Da wirken die Geschenke von Boris P. von vorgestern
geradezu kniepig. Doch ach, auch das große und gute Amerika hat sich Zügel angelegt, wenn man die
Viertelmilliarde mit den 61 Milliarden vergleicht, die DC im April erst locker machte. Doch wo ist das
viele Geld in der Kürze der Zeit hin? In die US-Waffenindustrie geflossen, das ist klar. Und die
Einkäufe? Auf den Schlachtfeldern des Donbass und vor Kursk versickert – und, natürlich, auf dem
Schwarzen Markt.

Zehnter September 2024

Die Rache des Giftzwergs: Vor Jahr und Tag warfen die Ungarn die Europa-Dependance des
Weltwohltäters Schwarz György nebst seiner Privat-Universität aus ihrer Hauptstadt raus, weil er
unter seinem amerikanischen Namen George Soros unzulässig Einfluss auf die Innenpolitik nehme. Es
war kaum anzunehmen, dass der Rauswurf keine Folgen haben würde. Diese traten jetzt ein, als der
Gerichtshof der Europäischen Gemeinschaften (Kurz: EuGH) soeben den Staat Ungarn zu einer
Geldbuße von schlappen 200 Millionen Euro und weiteren Millionenstrafen pro Tag verurteilte, da
die aufmüpfigen Ungarn die Vorgaben der Kommission über die Aufnahme von Ungelernten aus aller
Welt missachtet habe und hieran festhalte. Was das eine mit dem anderen zu tun hat? Dem
Vernehmen nach waren oder sind noch mehr als die Hälfte der Richter von den Zuwendungen des
Milliardärs abhängig oder mit dessen Finanzhebeln in ihrer Positionen gehievt worden.

EU-Europa (2): Wenn die Ungarn hartleibig bleiben, wozu schon allein die Höhe der Strafe Anlass
geben könnte, wird der nächste Schritt sein, sie aus dem Staatenbund EU hinauszuwerfen. Manche
wollen das ohnehin wg. der ablehnenden Haltung der Ungarn in Sachen Russland-Feindlichkeit.

EU-Europa (3) und die Weltmacht: Was werden die Bestimmer in DC dazu sagen? Ich vermute:
Regime Change, denn die vortreffliche Samantha Powers mit ihrem US AID – das ist die EinflussOrganisation des State Departments, die den bedürftigen Ländern die democracy bringt – ist bereits in Budapest vor Ort.

EU-Europa (4): In Paris hat der kleine Mann im Elysee den ehemaligen EU-Verhandler Barnier, dessen
Aufgabe es gewesen wäre, die Briten bei der Stange zu halten, zum Ministerpräsidenten ernannt.
Wie der bei der Dreiteilung der Macht im französischen Parlament agieren können soll, ist rätselhaft,
aber es läuft beim westlichen Nachbarn wie bei uns. Es geht um politische Spielchen. Wie das Land
weiter zerfällt, erscheint demgegenüber ohne Bedeutung.

Elfter September 2024

Im Buchladen: Da blickt doch tatsächlich der noch halbjugendliche Führer auf dem bekannten Foto
von 1924 aus dem Regal. Das Titelbild des querstehenden Buchstapels von Mein Kampf zeigt den
Mann wie er inhaltsschwer ins Nichts blickt. Ich eile hinzu, denn das kuriose Buch auf Dänisch stelle
ich mit erheiternd vor. Doch ach, es ist auf Deutsch, ein plumper Neu-Nachdruck. Dessen Text wird
auch auf holzfreiem Papier nicht lesbarer. Dass allerdings das Buch – oder besser: die Bücher –
überhaupt hier stehen, zeigt eine gewisse ironische Distanz der Dänen zu ihrem großen Nachbarn,
bei dem sie offenbar eine gewisse sehr spezielle Leselust zu befriedigen trachten.

Die fernen Nazis (2): Auf einem Flohmarkt entdecke ich eine schwarze Zinnfigur: Ein SS-Mann zu
Pferde mit gleich zwei roten Hakenkreuz-Armbinden. Die Händlerin erkennt mein Interesse und gibt
mir noch drei Infanteristen aus dem finnischen Winterkrieg, einen Dänen von 1864, einen
Landsknecht und drei Indianer dazu. Auf dem Kaffeehaus-Tisch wird meine Beute bestaunt. Als ich
den Preis verrate (100 Kronen), erwecke ich den Neid der Habenichtse.

Die fernen Nazis (3) sind Schuld, dass der Migrationsgipfel geplatzt ist, bevor er noch begann. Das
war zu erwarten, wiewohl die Geschwindigkeit mich schon erstaunt hat, mit der man feststellt, dass
man sich nicht einigen könne, weil jeder angebliche deutsche Alleingang echt Nazi sei. Die Clique ist
sich wenigstens darin einig. Sie ist es schon seit den 1980er Jahren, als man sich angewöhnte, alle
Schwierigkeiten mit der Forderung nach einer europäischen Lösung vom Tisch zu fegen. Jetzt hat
man sie, die europäische Lösung: Deutschland muss in die Knie gezwungen werden. Die echten Nazis
hatten eine Vokabel hierfür: Überfremdung.

Die fernen Nazis (4) verhindern ein klares Wort, wenn sich die Wohlmeinenden in der Stuttgarter
Liederhalle treffen, wie am Wochenende geschehen, und sich gegenseitig versichern, wie
unentbehrlich sie sind. Das ist nicht weiter schlimm, ganz im Gegenteil, doch auch in diesem Fall
steht ein Elefant im Raum. Diesmal ist er blau. Seine Programmatik ist nahezu Konsens bei den
erlauchten Geistern, nur seinen Namen vermeidet man peinlich. Ja, peinlich.

Zwölfter September 2024

Kann man kurz machen: Brücke in Dresden eingestürzt. Stadtratsmehrheit verweigerte im Vorjahr die
Zustandsprüfung, weil der Antrag von den Falschen kam, nämlich Susanne Dagen von den Freien
Wählern. Jetzt dient die Eingestürzte der Verkehrsberuhigung (zumindest in der Elbe), einem
erklärten Ziel aus Wokistan.

Kurz (2): Kandidaten-Sprech-Duell im großen und guten Amerika brachte nichts, jedenfalls nicht für
mich, da die Ergebnisse vorher feststanden, zumindest bei der Journaille, und die interessiert mich
nicht.

Kurz (3): Die ersten ukrainischen Kampfdrohnen erreichten den Stadtbezirk von Moskau – eine Tote.

Kurz (4): Der Krieg in der Ukraine müsse gegen die Russen gewonnen werden, so der republikanische
Senator Lindsey Graham, denn das Land sei die Goldmine der USA.

Kurz (5): Kriegstreiber Oberst Kiesewetter aus der CDU schließt sich an. Es gehe um unsere LithiumVorkommen daselbst, sonst ist es nix mit den woken Elektro-Spielzeugen, mit denen wir die Welt
retten.

Dreizehnter September 2024

Flaggenwechsel: Da setzt doch dieser Joe Biden gestern bei einem parteiübergreifenden
Traurigkeitsheucheln wg. Nein-ielewwen (9/11) die Trump-Maga-Mütze von einem ehemaligen
Feuerwehrmann auf. Dieser ist, als der Präsident ihn um die Mütze bittet, geistesgegenwärtig genug
um zu fragen, ob er die Mütze signieren solle. Ganz Amerika lacht, die Dems allerdings etwas
säuerlich. Hernach erklären sie bierernst, es sei Biden darum gegangen, ein überparteiliches (bipartisan) Zeichen zu setzen. Wir zweifeln.

Flaggenwechsel (2): Derweil im Bundestag gibt der Herr Scholz die spröde Braut, die im Traum nicht
daran denke, ihren glücklichen Dreier zu Gunsten des Herrn Merz, der ihr einen Antrag gemacht
habe, aufzugeben. Das Hohe Haus johlt, wiewohl der zurückgewiesene Bräutigam mit entgleisten
Zügen. Mir fehlt der Frohsinn, denn in Wirklichkeit spielt die Posse vor der Kulisse der
Zuwanderungslawine, welche die Möchtegern-Komödianten eines nicht zu fernen Tages verschütten
wird. Und nicht nur sie.

Flaggenwechsel (3): Dem Vernehmen nach haben sich die schöne Frau Sahra und der sog. Doktor
Voigt in Berlin getroffen, um die Bedingungen der Schwarz-rot-rot-rot-rot-roten Koalition im
Zwergstaat zu besprechen. Natürlich liegt die Reichshauptstadt nicht an der Ilm und auch nicht an
der Gera, in deren Auen merkwürdiger Weise die Zwergen-Metropole Erfurt liegt, doch lassen wir
das mal beiseite. Mein Tipp lautet: Rot-rot-rot, und der Doktor soll das dulden. Im Gegenzug kriegt er
einen unabnehmbaren Ehren-Doktor der Rosa-Luxemburg-Hochschule Bernau. Am 2./3. Oktober
werden wir das spätestens wissen, es sei denn, die Vereinigten Demokratischen Kräfte beschließen
erneut einen Verfassungsputsch.

Vierzehnter September 2024

Vorgestern pressekonferenzte US-Außenminister Blinken und sein britischer Kollege (ein neues
Gesicht mit Hintergrund) zusammen mit dem kleinen Wlod in Kiew. Zu den üblichen Treueschwüren
gab es einen neuen Unterton: Man werde alles – wie schon vom ersten Tag des Krieges an – tun,
damit die Ukraine den Krieg gewinne. Ich nehme mal an, dass soll die Ankündigung sein, dass anglo-
amerikanische Fernwaffen von der Ukraine aus in Kürze gen Moskau fliegen werden. Putin reagierte
noch am selben Tag: Da diese Raketen nicht ohne fremdes britisches und amerikanisches Personal
und aktive US-Lenkungs-Unterstützung aus dem Weltraum fliegen könnten, werde Russland den
Einsatz als Angriff durch diese Ländern betrachten und entsprechend darauf reagieren.

Nebengeräusche: Die im Frühjahr geschasste Vertreterin von Blinken, Victoria Nuland, kommentierte
in der Presse, US-Interessen hätten nicht zugelassen, den im März 2022 zwischen Russland und der
Ukraine bereits ratifizierten Waffenstillstand zu akzeptieren, und ihn deswegen rückgängig gemacht.
So also sah die US-Unterstützung der Ukraine vom ersten Tag des Krieges in Wirklichkeit aus.

Nebengeräusche (2): Wehrminister Pistorius – von Mainstream zum beliebtesten Politiker der SPD
(falls nicht mehr und überhaupt) ausgerufen – setzt noch eins drauf: Die Raketenangriffe auf
Russland seien vom Völkerrecht gedeckt. Wenn er damit den Einsatz deutscher TaurusMarschflugkörper meint, sei er erinnert, dass die deutschen Generale Keitel und Jodl den Angriff der
Wehrmacht auf Polen vor 85 Jahren für völkerrechtlich gerechtfertigt hielten. 1946 wurden sie in
Nürnberg von den Siegern deswegen als Kriegsverbrecher aufgehängt.

Nebengeräusche (3): Der bayerische Verfassungsschutz ernennt kritische Berichterstatter zum
Ukraine-Krieg zu Einflussagenten Russlands. Jetzt ist man in München beleidigt, weil die verbal
Gemaßregelten die Substanz zu diesem Unflat gerichtlich verlangen. Man sei missverstanden
worden. Soso.

Nebengeräusche (4) zum Brückeneinsturz: Ich lese in den überbordenden Häme-Kommentaren den
Namen des sächsischen MP zu Crashmer verballhornt. Gestehe, gegrinst zu haben.

Sechzenhter September 2024

Manchmal möchte man nicht recht behalten haben. Als vor Jahresfrist deutlich wurde, dass Trump in
einem neuerlichen Anlauf das Präsidentenamt anstreben würde, machte ich mir spontan Gedanken
darüber, dass man den nur quitt kriege, wenn ihn einer umlegt. Die Schüsse kürzlich überlebte er mit
schierem Glück. Gestern geschah es schon wieder, und erneut war ein Sturmgewehr die Tatwaffe. –
Aller guten Dinge sind drei, sagt das Sprichwort. Es möge nicht zutreffen. Diesmal.

Recht behalten (2): Die dänische Buchhandlung vorgestern noch einmal aufgesucht. Diesmal ist der
Führer ausverkauft. Ich hatte vor Tagen schon keinen Bedarf, dafür ist der Königskalender jetzt
eingetroffen: Wie einst 13 amüsante leicht unscharfe Amateuraufnahmen. Sie werden erneut mein
Badezimmer verschönen, nachdem in den beiden letzten Jahren, vermutlich wegen Gevatter Tod,
eine Pause eingetreten war.

Recht behalten (3) habe ich nicht, als ich vor Jahr und Tag leichtfertig annahm, die Uckermark sei das
letzten Stückchen Land in D, das fernab der hektischen Zivilisation sein idyllisches Leben friste. Die
Windmafia hat nun die Natur besiegt. Dicht bei dicht. Es ist grauenhaft.

Siebzehnter September 2024

Die Granden der CDU haben sich dem Vernehmen nach auf die Kanzlerkandidatur von Fritze Merz
geeinigt. Recht so, so hat es der Deutsche gern, denn das bedeutet im Falle seines für sicher
prognostizierten Wahlsieges im kommenden Jahr ein fesches Weiter-so: Klimablödsinn nebst
notwendig folgendem Abwracken von Industrie und Landwirtschaft, Krieg mit Russland und ein
devotes Bei-Fuß gegenüber dem Kolonialherrn aus Washington.

Weiter so (2): Soll es mit der regierenden Ampel nicht geben. Sie befindet sich in der
Gründungsphase eines Bürgerrats „Forum gegen Fakes“. Zur Mutterschaft dieses Embryos bekennen
sich: die Bertelsmann Stiftung, die Michael Otto Foundation, die Stiftung Mercator und zur
Austragung des Früchtchens die Bundesministerin des Innern. Ziel der diversen Leihmütter ist es, die
Veröffentlichung von Informationen zu verhindern und zwar bereits, bevor diese öffentlich ruchbar
werden können. Technische Zensur nennt man diesen Vorgang. Sie ist dem Staat nach Art. 5
Grundgesetz verboten. Also schiebt man das Verbotene auf willige Private ab, damit das Allfällige
geschehen möge. Das kennen wir bereits aus dem Netzdurchsetzungs-Gesetz vergangener Jahre.
Jetzt bekommt das Ganze ein demokratisch Mäntelein umgehängt, die Bürgerräte, vulgo: ZensurSowjets. Die Totalitären kennen kein Halten, sie haben noch ein ganzes Jahr, um das durchzusetzen.
– Sie tun’s. Ich verlasse mich drauf.

Achtzehnter September 2024

Merkwürdig genug: Beim kürzlich misslungenen Attentat auf Trump unternahm die Wachmannschaft
nichts gegen den bewaffneten Mann auf dem Dach, von dem sie Stunden, bevor er auf den ExPräsidenten schoss, Kenntnis hatte. Beim jetzt erfolgten zweiten Versuch handelte es sich um einen
nicht geplanten Ausflug Trumps auf den Golfplatz, von dem niemand informiert war – bis auf die
Wachmannschaft und der mutmaßliche Täter. Fragen? Ich hätte da welche, die jede EinzeltäterTheorie zunichte machen würden, denn hier handeln offenbar Leute nach dem Motto: Koste es, was
es wolle.

Fragen (2): Wer bestückte die Pager von Leuten, die dem Hisbollah-Umfeld zugerechnet werden, mit
Sprengstoff, der gestern im Libanon überall gleichzeitig explodierte und Tote sowie Hunderte von
Verletzten auf dem Schlachtfeld zurückließ? Passt das mit der Aussage von Netanjahu zusammen,
man müsse den Krieg in den Libanon tragen, um die Nordgrenze Israels zu schützen?

Fragen (3): Wer oder was legitimiert die Bertelsmann-Stiftung und ihre Mittäter, ohne Scham einen
detaillierten Plan zur Abschaffung der Meinungsfreiheit vorzulegen? Ich nehme an, es handelt sich
um eine Mischung aus überbordendem Reichtum und offen ausgebrochenem Größenwahn.

Neunzehnter September 2024

Mein Lieblingsdesinformations-Format, der Newsletter der Bundeszentrale für politische Bildung,
verbreitet heute mal zur Abwechslung Amerika-Hass. Die Brandstifter heißt das Werk, und es wird
vom Herausgeber wie folgt beschrieben: „Annika Brockschmidt analysiert die Entwicklung der
Republikanischen Partei der Vereinigten Staaten und zeichnet so das Bild eines stetigen
Radikalisierungsprozesses.“ Woher weiß die Annika das? Ja, das ist die Frage, die sich nicht stellt,
wenn man auf der Propaganda-Strecke tätig ist. Ob die Behörde BpB mit diesem Buch für den
pädagogischen Haus-und Schulgebrauch deutsche Interessen beschädigt, interessiert von den
Verantwortlichen offensichtlich niemanden.

Amerika (2): Willy Wimmer und ich reden bei Nuoviso-TV eine gute Stunde lang über die USA,
obwohl das Thema der Sendung mein neues Buch Deutschland und der Ukraine-Konflikt ist. Nein
besser: Wir reden darüber, weil die USA der Auslöser und das Problem bei diesem Konflikt sind. –
Nebenbei bemerkt: Es ist eine Freude, mit diesem Mann zu diskutieren. Es ist mein erstes
Zusammentreffen mit ihm nach 35 Jahren bei der denkwürdigen letzten Wintex/Cimex-Nato-Übung
im Regierungsbunker in Ahrweiler. Nach dem Vorstellig-werden von Wimmer beendete Kohl die
deutsche Beteiligung, als es darum ging, deutsche Städte als Angriffsobjekte für US-Atomwaffen
durchzuspielen. Ob ich das alles seinerzeit im Detail richtig mitgekriegt habe, darf bezweifelt werden.
Mein Dienst-Tagebuch bemerkt lediglich: „ÜbEnde – BMVg Min üb“ [der „Minister-üb“, das war
Wimmer, wie ich gestern bestätigt bekam]. Vielleicht war es auch die uns Übungsteilnehmern
auferlegte strikte Geheimhaltung, die mich zu dieser kryptischen Notiz veranlasste.
https://www.youtube.com/watch?v=Tk263MGlbow
Kriegs-Realität: In einer zweiten Anschlags-Serie explodierten gestern im Libanon zeitgleich
Handfunkgeräte. Erneut starben zahlreiche Nutzer, die von der Presse der Hisbollah zugerechnet
werden, und deren zufällige Umfeldpersonen, Hunderte wurden verletzt. Hier handelt es sich
offensichtlich um sorgsam vorbereiteten, staatlich organisierten Terror.

Zwanzigster September 2024

Dem Russen Pawlow verdanken wir den nach ihm benannten Hund, der bekanntlich losspeichelte,
wenn des Professors Glöckchen erklang, weil er daran gewöhnt war, dass dies vor dem Fressen
geschah. Und siehe da: Der Speichel lief ihm ins Maul, auch wenn das erwartete Fressen ausblieb.
Von da wanderte das arme Tier ins deutsche Sprichwort.

Pawlow (2): Daran fühlte ich mich heute früh erinnert, als ich drei Zeitungsbeiträge las: a) Thurnes
auf Tichys Einblick zur meck-pommerischen Ministerpräsidentin Schwesig, b) Bemerkungen zur
Brandenburg-Wahl bei Epoch Times (deutsche Ausgabe) und c) Don Alphonso zur oberbayerischen
Kleinstadt-Idylle. Die Speichel auslösende Stichwörter heißen AfD und dem Putin sein Angriffskrieg.
Hierfür haben sog. Medienwissenschaftler den gut-deutschen Begriff des Framing (sprich: fräjhming)
erdacht. Er gedeutet: Befrachte die eigentliche Meldung mit Propaganda-Müll.

Pawlow (3): Man mag über die Blondine aus dem hohen Norden denken was man will, aber wenn
man ihre verfehlte Energiepolitik rügen will, muss man nur – wie ich vor einigen Tagen – durch die
verschandelte Uckermark fahren. Mit dem Putin hat das nur insofern zu tun, als man deutscherseits
dessen Öl und Gas drastisch abbestellt hat. Für Tichys Einblick spricht eindeutig, dass die Leser den
Autor auf die Dümmlichkeit seiner Bezugnahmen (Diktator Putin und völkerrechtswidriger Überfall)
aufmerksam machen.

Pawlow (4): Die Epoch Times (deutsche Ausgabe) kommt kaum einmal hin, ohne an den Begriff AfD,
wenn er denn wirklich unumgänglich erscheint, den Relativsatz „die von der xyVerfassungsschutzbehörde als gesichert rechtsextremistisch eingestuft wird“ einzufügen. Auch hier
gilt: Die Leser empfinden zunehmend Überdruss über diesen Schnickschnack, und der Redaktion
wäre anzuraten, sich einmal über die Struktur ihrer Leserschaft Gedanken zu machen.

Pawlow (5): Was die Zeitung Die Welt sonst so schreibt, kriege ich nur ab und zu mit und denke mir
mein Teil. Regelmäßig indessen versorgt mich einer mit den Bemerkungen des Kolumnisten Don
Alphonso. Er beschreibt in freimütig ironischer Weise den Niedergang unserer Mainstreamgesteuerten Gesellschaft, der er die oberbayerische Realität, in der er selbst lebt, gegenüber stellt.
Manchmal denke ich, jetzt reicht es wirklich, aber dann besinne ich mich eines besseren. Der Mann
ist wie ein Widerhaken im woken Springerkonzern, von dem durch anstehende Spaltung bald nur
noch das deutsche Medienhaus übrig sein wird, während der diverse Rest nach Amerika abwandert.
Dieser Widerhaken hat das Format, zum Rettungsring für Döpfner, Springer und Co zu werden, denn
vermutlich trifft er die Hoffnungen der letzten verbliebenen bürgerlichen Leserschaft oberhalb des
Bildungs-Prekariats. Auch diese Leute bedürfen des Glöckchens, damit ihnen die Spuke nicht ausgeht.

Fünfundzwanzigster September 2024

Fünf Tage ohne Computer. Das ist wie Urlaub auf einer einsamen Insel im Kreise von freundlichen
Insulanern. Mehr Erholung geht nicht.

Ohne Computer (2): Die Tagebuch-Kladde im Handgepäck führt ein Eigenleben. Sie grinst mich an
und ruft: Hier bin ich. Die Gewissheit, dass sie für niemanden bestimmt ist, öffnet erstaunliche
Perspektiven.

Ohne Computer (3): Doch die Rückkehr an den Schreibtisch ist ernüchternd. Einerseits ist, bei Lichte
betrachtet, nichts geschehen, andererseits ist die Flut der eingetrudelten Nachrichten erschreckend.

Ohne Computer (4): Den Leserbriefen der Zellerzeitung entnehme ich heute Nacht das hier: „Wir
haben die FDP digitalisiert. Da spielt es sich eben zwischen Null und Eins ab.“

Ohne Computer (5): Erst dachte ich, es wäre ebenfalls Satire: Selenskyj legt in New York seinen
Siegesplan dar.

Sechsundzwanzigster September 2024

Von der eigenen Intelligenz überzeugt zu sein, ist mitunter keine gute Voraussetzung, um einen
klugen Gedanken zu fassen.
Zeitverschwendung ist ein spontanes Ärgerwort, das manch einer verwendet, ohne sich über die
Referenzgrößen Gedanken zu machen. Erst wenn ins Bewusstsein vordringt, dass es sich hier um die
eigene begrenzte Lebenszeit handelt, wird man unruhig.

Zeitverschwendung (2): Das Mega-Palaver über den Rücktritt des grünen Vorstands anzuhören, ist
eine solche. Schade eigentlich nur um jene Ricarda, von denen mir einer vor wenigen Tagen in
Dresden sagte, sie sei das grüne Gewölbe. Ihr ahnungsloses Dauergequatsche wird mir fehlen, gut,
zugegeben, ihr Anblick auch. Die Ankündigung der grünlichen Jugend-Führer, die Partei verlassen zu
wollen, gibt Anlass zur Hoffnung – wenigstens zwei, drei Tage lang.

Siebenundzwanzigster September 2024

Da hat es der hiesige Zwergstaat gestern in die Schlagzeilen geschafft. Ziel der BeschimpfungsOffensive die ungezogene AfD, die darauf beharrte, dass Landesverfassung und Geschäftsordnung
bei der Konstituierung des frisch gewählten Landtags eingehalten werden. Dagegen tumultierte der
sog. „Doktor“ Voigt, selbsternannter Wahlgewinner aus der CDU. Die anderen demokratischen Kräfte
aus der gesichert linksextremen Ecke pöbelten mit. Willkommen in „unserer Demokratie“.

Unsere Demokratie (2): Witz am Rande: Jetzt soll es das Verfassungsgericht, das zu 100 Pro aus
unserer Demokratie besetzt ist, richten. Das Ergebnis kann kaum zweifelhaft sein. Die Richter werden
ein Urteil zur Selbstabschaffung unterschreiben.

Übern Teich: In New York City ließ eine Grand Jury gestern die Anklage gegen den Bürgermeister aus
den Reihen der sog. Demokraten wg. Betrug, Bestechung und Bestechlichkeit zu. Der muss es ja
wirklich doll getrieben haben, sonst wäre ein strikt demokratisch besetztes Gremium kaum zu solch
einem Entschluss gekommen.

Übern Teich (2): Der kleine Wlod hat Joe gestern im Weißen Haus von seinem Sieg erzählt. Doch
genau weiß man es nicht, schließlich kommt es auf den Empfängerhorizont an, und den kennt keiner,
bis auf Jill.

Achundzwanzigster September 2024

Während der kleine Wlod durch die USA tourt, haben ukrainische Drohnen drei russische
Munitionsdepots angegriffen und getroffen. Ich will nicht behaupten, dass dies sein letztes Aufgebot
zur Illustrierung des illusionären Siegesplans gewesen ist, aber es riecht danach, denn an dem
Frontbogen im Donbass geht die russische Armee mittlerweile an beliebigen Stellen gleichzeitig zum
Angriff vor.

Ostfront (2): Da ist nicht mehr viel, was sich den Russen ernsthaft entgegenstellt. Sie benutzen stets
dasselbe Schema: rechts und links an den Dörfern und befestigten Städten vorbei und abwarten, bis
die durch Artillerie und Gleitbomben dezimierten Verteidiger aufgeben. Eine geordnete
Schwerpunktbildung ist derzeit nicht zu erkennen. Die Übermacht der Angreifer muss erdrückend
sein.

Ostfront (3) beim Hegemon: Der kleine Wlod trifft auch den Orange Man. Schwer, den Inhalt des Gesprächs zu begreifen, denn beide reden zumeist gleichzeitig. Doch diese Worte hier entnehme ich aus dem aufgezeichneten Wortschwall: a) Trump: Ich habe ein ausgezeichnetes Verhältnis zu Präsident
Putin, b) Selenskyj: Ich hoffe, dass zwischen uns ein besseres Verhältnis bestehen wird, c) Trump: Um Tango zu tanzen, braucht man zwei.

Neunundzwanzigster September 2024

Ich empfinde es als Privileg, Berlin nicht betreten zu müssen, wenn ich vom gleichnamigen Flughafen
aus dem Lande reise, nachdem ich, Heim und Herd hinter mir lassend, via Hermsdorfer Kreuz und
Berliner Stadtring A 10 von Südwesten her Schönefeld erreicht habe.

Privileg (2): Ich habe nicht nachgerechnet, wie viele Jahre vergangen sind, seit ich das letzte Mal den
Landtag zu Erfurt betreten habe. Wozu auch? Mir genügt Schilda. Da muss ich nur die Ilm überqueren, um zum Verfassungsgericht zu gelangen, einem Muster an juristischer Urteilskraft, das zudem vorgestern in der Lage war – so könnte man als Jurist formulieren –, die Regeln über die Befangenheit von Amtsträgern außer Kraft zu setzen: Vater Richter, Sohn unmittelbarer Teil der begünstigten Prozesspartei. Diese Entscheidung setzt mancherlei Maßstäbe – nicht nur wegen der aus meiner Sicht unzulässig besetzten Richterbank, sondern weil sie schon wg. ihres Umfanges dem Verdacht ausgesetzt ist, dass sie formuliert war, bevor das Verfahren überhaupt anstand.

Privileg (3): Jeder Dritte im Ländchen wählt augenscheinlich AfD. Das wurde kürzlich in größerer
Runde an meinem Esstisch belacht. Nur einer blickte versonnen ins Glas, das war der anwesende
CDU-Wähler.

Dreißigster September 2024

Das Parteiverbot (der AfD), sagt der Rechtsprofessor, gehe auf die Zielgerade. – Ich: So? – Er: Nach
Erfurt hege er keine Zweifel mehr. Das war ein Putsch, sagt er. – Stimmt, sage ich. – Zwar meinen wir
denselben donnerstäglichen Sachverhalt, aber unterschiedliche Täter und deren Tathandlungen.

Weiter wie gehabt, trotz sensationeller Verluste des herrschenden Mainstream-Kartells: Das Gesicht
der fragwürdigen Eilentscheidung aus Schilda: CDU, SPD, CDU-Vorschlag, CDU-Vorschlag, CDU, Linke,
Grüne, Linke. Mit dabei links außen der an Entscheidung mitwirkende CDU-Vater des begünstigten
Sohnes. Und der haushohe blaue Wahlsieger? Nicht vertreten.


©Helmut Roewer, Oktober 2024,
Screenshots und Fotos HR,
THVerfG offiziell,
Zeichnung Bernd Zeller, Jena.