Zwei WELT-Artikel über Apolda

Binnen eines Tages hat sich die Sicht auf die Hauptstadt des Weimarer Landes komplett gedreht. Was ist das für ein Journalismus?

Gestern wurde getitelt: „Wenn selbst Kinder „Ausländer raus!“ singen„, Es folgt ein Interview mit einem Grünen. „Auf dem Marktplatz mit seinen sanierten Fassaden und dem sonnengelben Rathaus begrüßt Max Reschke den Reporter. Reschke, 29 Jahre alt, weiß-graue Sneakers und Hipster-Schnauzbart, ist Co-Landessprecher der Thüringer Grünen, jener Partei, die in Umfragen für die Landtagswahl bei rund vier Prozent steht. (…) In Apolda könne man gut leben, sagt Reschke. Gäbe es da nicht die Rechtsextremen. (…) In Großstädten wie Berlin, sagt er, könne man sich als eher links denkender Mensch ziemlich frei entfalten. In manchen ländlichen Regionen oder kleineren Städten wie Apolda sei das anders: „Wenn man sich hier als Grüner outet oder Demos gegen Rechts organisiert, kann man Probleme kriegen.“ Als Neonazi habe man dagegen wenig zu befürchten.“

Kein Ton über den Terror, den eine zugewiesene Fachkraft verursacht.

Ein Tag danach. Die WELT titelt „„Sozialer Friede in Gefahr“ – Apolda verzweifelt an Intensivtäter“. Die Zeitung berichtet dieses mal aus Sicht der normalen Bevölkerung: „Der Kreis Weimarer Land und die Stadt Apolda haben wegen eines ausreisepflichtigen Intensivtäters einen Hilferuf an das Land gesandt. Von dem abgelehnten Asylbewerber gehe ein erhebliches Sicherheitsrisiko aus, hieß es in einem offenen Brief der Landrätin Christine Schmidt-Rose und des Apoldaer Bürgermeisters Olaf Müller (beide CDU) an Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke). (…) Auf das Konto des Mannes, bei dem bisher drei Identitäten aktenkundig seien, gingen seit seiner Einreise nach Deutschland zahlreiche Straftaten. Diese reichten von Drogendelikten, Hehlerei, Beleidigung bis zu Körperverletzungen.

Er habe deswegen bereits mehrfach in Haft gesessen und sei danach immer wieder in eine Asylunterkunft im Weimarer Land zurückgekehrt. In der Unterkunft sowie in der Stadt Apolda sei er wiederholt auffällig geworden und habe zahlreiche Polizeieinsätze verursacht, hieß es. Zuletzt habe er Anfang Juli nach seiner Entlassung aus der Untersuchungshaft innerhalb von 24 Stunden vier Polizeieinsätze ausgelöst und sei am Ende mit Zwang in Gewahrsam genommen worden. (…) Sie forderten Ramelow auf, geeignete Maßnahmen zu ergreifen, um dem Treiben dieses Intensivtäters ein Ende zu bereiten – und sei es in Form einer weiteren Umverteilung in einen anderen Kreis oder eine andere Stadt.“

In den Straßen um das Asylheim sind die Einwohner das Geheul der Polizeisirenen leid. Oft werden sie nachts aus dem Schlaf gerissen. Der ganze Zirkus kostet übrigens auch Geld, was zum Beispiel beim Straßenunterhalt fehlt. Ich hatte die Landrätin gebeten, die Löcher in der Kreisstraße von Mechelroda nach Kiliansroda schließen zu lassen. In Mechelroda wurde das gemacht, vor Kiliansroda sind die großen Löcher geblieben. An solchen Details sieht man, wie uns die Fachkräfte bedrücken. Es ist angesichts solch haarsträubender Politik kein Wunder, wenn selbst Kinder „Ausländer raus!“ singen“, um auf die Überschrift des gestrigen Artikels zurückzukommen.

Was ich übrigens asozial finde: Die Idee, den Übeltäter in einen anderen Kreis zu verfrachten. Er gehört in die Grünen- oder in die CDU-Parteizentrale, damit die Phantasten mal merken, was sie angerichtet haben.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „„Hier ist ein bös Nest und lärmig, und ich bin aus aller Stimmung.“ (Geh. Rath Goethe 1779 über Apolda)

Beitragsbild: Landrätin Schmidt-Rose