Mord aus Fanatismus
Wer „Fortune de France“ gelesen hat, ist mit den religiösen Zuständen in Paris vertraut. Immer wieder kam es in Frankreich zu Morden aus Fanatismus. Sie sind in gewisser Weise beispielhaft, weil sie im Gauben etwas Moralisches zu tun, begangen wurden.
Jacques Clément (1567-1589) war ein Dominikaner, der den französischen König Heinrich III. erstach.
Clément war Mitglied in der katholischen Liga, die ihm bei seinem Plan, Heinrich III. zu töten, half. Am 31. Juli 1589 verließ er Paris und reiste mit Briefen für den König nach Saint-Cloud, dem Hauptquartier des Königs.
Als Heinrich III. die Briefe las, die Clément ihm überreicht hatte, stach Clément mit einem Messer auf den König ein. Die herbeistürmenden Wachen töteten Clément auf der Stelle. Heinrich III. starb am nächsten Tag an den Verletzungen. Der Leichnam Cléments wurde in Paris auf der Place de Grève (heute Place de l’Hôtel-de-Ville) gevierteilt und verbrannt.
In diesem Fall gab es Hintermänner, die den Attentäter anschärften. beim Mord an Heinrich IV. wahrscheinlich nicht.
François Ravaillac (1578-1610) war der Mörder König Heinrichs IV. von Frankreich. Ravaillac wurde für die Tat 1610 in Paris öffentlich hingerichtet.
Ravaillac war einfacher Herkunft und arbeitete zunächst als Diener und später als Lehrer. In hohem Maße religiös, trat er dem Orden der Feuillanten bei, wurde jedoch nach kurzer Zeit wegen seines Hanges zu Visionen entlassen. 1606 versuchte er vergeblich, den Jesuiten beizutreten.
1609 hatte er eine Vision, nach der er sich berufen fühlte, Heinrich IV. zur Konvertierung der Hugenotten zum Katholizismus zu bewegen. Da es ihm nicht gelang, mit dem König in Kontakt zu treten, interpretierte er die Entscheidung des Königs, die Spanischen Niederlanden zu überfallen, als den Beginn eines Krieges gegen den Papst. Um den König davon abzuhalten, beschloss er, ihn zu töten. Er stach Heinrich am 14. Mai 1610 in der Rue de la Ferronnerie Nr. 11 in Paris nieder. Er wurde umgehend festgenommen und in das Hôtel de Retz gebracht, um zu verhindern, dass er vom Mob gelyncht würde. Während seiner Verhöre wurde er mehrfach gefoltert, blieb aber dabei, dass er keine Auftraggeber oder Komplizen hatte.
Über den Mord an August von Kotzebue durch den fanatisierten Studenten Sand hatte ich schon berichtet. Auch hier kam ein Messer zum Einsatz. Auch auf das erfolglose Attentat von Eduard Kullmann auf Bismarck hatte ich schon hingewiesen. Hintergrund war der Kulturkampf zwischen der Kirche und dem Staat.
Auch wenn die meisten Attentäter keine direkten Hintermänner hatten, waren sie doch alle durch gesellschaftliche Verirrungen und den Glauben an das Gute motiviert. Aber beim Glauben kann man sich auch vertun.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
Verschmerzen werd‘ ich diesen Schlag, das weiß ich;
Denn was verschmerzte nicht der Mensch!
(Fr. Schiller)
Das sind doch alles Morde aus der Feodalzeit. Richtig Fahrt nahm die Sache doch erst in der Weimarer Republik auf, siehe Gumbels „Vier Jahre politischer Mord“.
Jetzt gerade geht es noch etwas zögerlich los (die Bahnsteigkarten sollen aus „Sicherheitsgründen“ sogar wieder eingeführt werden!) – aber geschossen wird werden, das ist sicher.
Tja, Attentate sind doch gar nicht so selten, nicht einmal im weniger schießwütigen Europa, wenn man es mal daraufhin ansieht.