Ladestationen überall ungenutzt
Gestern mußte ich unverhältnismäßig viele Tankstellen besuchen, weil ich auf der Fahrt nach der Reichshauptfavela nach einer intakten Säule für adBlue suchte. In Mellingen standen alle zehn Ladesäulen dumm rum. Den adBlue-Verschluß von meinem Sprinter bekam ich nicht auf, er war festgeklebt. Ich mußte noch mal nach Hause fahren und eine Wasserpumpenzange holen. Den Deckel bekam ich nun auf, ich mußte allerdings die traurige Erfahrung machen, daß der Harnstoff der Tanke alle war. Es gab noch zwei 10-Liter Kanister im Shop, aber ohne passenden Auslauf. Wer Kanisterwissenschaft studiert hat, weiß, daß es keine Normung der Gewinde von Kanistern gibt, dem zur Folge nur glücksmäßig ein Auslauf paßt.
Also fuhr ich weiter. Die Raststätte Teufelstal Nord hatte keine Tankstelle, nur E-Säulen standen ungenutzt rum. In der Tankstelle Köckeritz war adBlue defekt, sämtliche zehn Ladesäulen standen leer. Nach etwa 210 Kilometern fuhr ich in die Tanke Fläming Ost, wo es endlich adBlue gab. Auch dort standen alle E-Säulen leer. Der Zielort war Müggelheim, ein armer Ortsteil von Berlin. Jeder vierte Einwohner haust dort noch in einer Gartenlaube. Das hat Tradition. Einer meiner Ungroßväter wohnte in Berlin auch in einer Laube. Das ist aber hundert Jahre her. In Müggelheim waren zwei Parkplätze vor einem Bistro (Cafe Nr. 1) ungenutzt, weil dort E-Säulen bereitgestellt wurden.
Warum erwähne ich das? Im Focus sind heute sechs Todsünden verzeichnet, die den Vormarsch des E-Autos verhindern. Darunter der Säulenmangel. Haben die einen Knick in der Optik? Nehmen die morgens schon Krack? Läßt Soros die Journalisten verprügeln, wenn sie die Wahrheit schreiben? Der Hauptgrund für die Verhaßtheit des E-Autos bleibt unerwähnt: Die skandalösen Strompreise, die Trittin zu verdanken sind. Er hatte behauptet. daß alles nur eine Kugel Eis kosten wird. Pro Tag, pro Stunde oder pro Sekunde, das ist hier die Frage.
Der zweite Grund – hohe Kaufpreise der E-Stromer und geringe Wiederverkaufserlöse – wurde auch ignoriert. Und es ist drittens auch die oft geringe Anhängelast. Das Sinnlostelefon des MDR hatte mal bei Autoteile-Unger angerufen und wollte eine Anhängekupplung für einen Porsche. Ähnlich gering ist das Angebot von E-Stromern mit Anhängekupplungen: Der BMW iX ist mit bis zu 2500 Kilo Anhängelast die Ausnahme, Mit großem Wohnwagen hat man aber nur noch die halbe Reichweite. Nicht alle E-Autos sind mit Anhängekupplung zu haben. die zulässigen Lasten sind oft grottig.
Viertens werden die hohen Werkstattkosten vom Focus ignoriert.
Die Probleme liegen also ganz woanders, als von den Ewigmorgigen in der Redaktion behauptet. Und das Defizit der Infrastruktur liegt nicht bei den Ladesäulen, sondern eher bei der adBlue-Versorgung.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Durch Thüringen wurden die Wege noch schlimmer und leider blieb unser Wagen in der Gegend von Auerstedt bei einbrechender Nacht stecken. Wir waren von allen Menschen entfernt und taten das mögliche, uns loszuarbeiten.“ (Geh. Rath v. Goethe auf der Reise von Frankfurt nach Leipzig)
Add blue gibt es oft günstiger im Baumarkt. Hab bei meinem pro Ace keine Probleme mit dem Einfüllstutzen.
Ladesäulen sind auch hier nie besetzt. Auf dem Parkplatz meines Arbeitgebers hat er jetzt sieben Ladesäulen mit großem Aufwand bauen lassen. Bei den vielleicht ca. 500 Autos die pro Tag hier parken wenig beeindruckend.
E Autos sind noch nicht so weit, dass sie sich als Massenprodukt durchsetzen werden. Und dafür gibt es viele Gründe. Einer ist der Preis. Der andere die Batterietechnik, die nur die Chinesen beherrschen. Die Hoffnung, dass unsere burokratisierte Industrie die Batterietechnik so verbessert, dass sie billiger werden, schneller geladen werden und in Massen gefertigt werden habe ich nicht. Bei uns gibt es zu viele Journalisten und zu wenige Ingenieure.
Ihnen ist der Begriff “ Deutscher Fachkräftemangel “ aber schon bekannt ? Die wenigen “ Deutschen Ingenieure “ sind meines Wissens auch schon fast alle weg !
Es beginnt bei den Universitäten. Bei uns kamen nur die Besten durch. Heute wird jeder durchgehen lassen. Man versucht, das Studium auf einfach zu trimmen, und wirft es quasi jedem hinterher, egal wie viel er versteht. Diesen Effekt gibt’s schon auf den Schulen.
Die fertigen Studenten können dann ein bisschen rumprogrammieren, aber tieferes Verständnis fehlt.
Ebenso, wie in den unterhalb meiner Wohnanlage stehenden Einfamilienhäusern ruckartig die Wärmepumpen anfingen zu surren und im vergangenen Frühjahr PV installiert wurde, haben die ersten sich jetzt eine Wallbox einbauen lassen. Das ist noch kein E-Auto, aber der erste Schritt.
Scheints wurde einigen auch vertraglich das „bidirektionale Laden“ schmackhaft gemacht, der neueste maoistische Coup gegen „altes Denken“, ja das Denken überhaupt.
Vor 90 Jahren grüßten sie die Fahne, heute machen sie halt in grün (gegen räächtz, gegen Klima, was weiß ich). Dieses Restvolk ist unrettbar verloren. Rette sich wer kann!
Der Wettbewerb zwischen Verbrenner und E-Mobil wurde bereits 1912 entschieden. Das Ergebnis sollte bekannt sein.
Cindy, 300-prozentige Zustimmung.
Gewonnen hat: das Pferd!
Ein weiteres Problem beim E-Auto ist nach wie vor die Reichweite. Ich fahre beruflich öfter nen Opel eCombo. Vollgeladen hatte die Mühle beim Neufahrzeug max. 282 Km Reichweite. Jetzt, ein Jahr und ca. 12000 km später, ist die Reichweite bei vergleichbaren Außentemperaturen schon um 15 % niedriger. Ganz zu schweigen vom Winter. Da sinkt nicht nur die Reichweite selbst bei über 0° um fast ein Viertel. Zusätzlich saugen ja Heizung, Licht und Scheibenwischer auch noch an der Batterie. Da reicht’s gerade noch für ne Tour durch die Stadt. Und wenn nach ein paar Jahren der Akku Fratze ist, kann man den Wagen nur noch wegwerfen, weil ein neuer Akku viel zu teuer ist.
Eigentlich komisch – die französischen E-Autos haben eine gemietete Batterie, da gibts immer eine neue. 60EUR/Monat oder so.
Und Opel ist doch französisch…sieht also nach Abzocke der deutschen Schlafmichel aus. Hmmm.
Es bleibt zu hoffen, dass die Politik hier nicht eingreift. Beispielsweise könnten sie beschließen, dass Tankstellen schließen müssen. Z.B. so, dass von 10 Tankstellen nur eine übrig bleibt (oder ein noch ungünstigeres Verhältnis). Dann ginge es auch langsam mit Verbrenner zu Ende, wenn man ewig an der Tanke warten müsste. Wie sagte schon Dieter Hildebrandt: „Früher habe ich den Politikern viel zugetraut, heute traue ich ihnen alles zu.“
Was haben E-Autos und Durchfall gemeinsam?
Die Angst, es nicht mehr bis nach Hause zu schaffen. 😂🤷♂️🤔