Der MSCI World ist in der zweiten Jahreshälfte was für Optimisten
Er ist ja 2023 und 2024 gut gelaufen. 2022 zeigte sich aber seine Schwäche: Wenn die amerikanischen IT-Aktien eine Kniebeuge machen, fängt man sich das mit dem MSCI voll ein.
Die Vereinigten Staaten sind im Index mit einem Anteil von rund 71 % vertreten, obwohl sie nur etwa 16 % zum weltweiten kaufkraftbereinigten Bruttoinlandsprodukt beitrugen. Japan folgt mit 6 % der Anteile vor Großbritannien (4 %), Frankreich (3 %) und Kanada (3 %). Deutschland ist mit einem Gewicht von 2,5 % im Index vertreten, Südkorea, Brasilien, Indien und Polen überhaupt nicht.
Was die Sektoren betrifft, habe ich mal den MSCI mit meinem Portfolio verglichen:
MSCI World % | eigenes Portfolio % | |
IT | 24 | 7 |
Finanzen | 15 | 1 |
Gesundheit | 12 | 12 |
Industrie | 11 | 17 |
gehobener Konsum | 11 | 5 |
Kommunikation | 7 | 11 |
Basis-Konsum | 7 | 17 |
Energie | 4 | 13 |
Roh- und Grundstoffe | 4 | 16 |
Versorger | 2 | 2 |
Immobilien | 2 | 0 |
Im IT-Bereich habe ich Gewinne mitgenommen, Dividenden zahlen die großen 7 nicht, mit steigenden Kursen rechne ich auch nicht mehr. Da ist die Party vermutlich gelaufen. Vor Bankbilanzen und Finanzdienstleistern habe ich zu viel Respekt, vor Immos auch. In Öl, Gas, Kohle und Metalle bin ich überinvestiert, da beginnt sich bei niedrigen Bewertungen gerade etwas zu ruckeln. Bei Kupfer, Silber und Gold haben sich die Preise merklich stabilisiert, weitere Verknappungen sind nicht ausgeschlossen. Den Basiskonsum habe ich auch übergewichtet, soweit er günstige Bewertungen hat. Er neigt weniger zu Ausschlägen, was sich bei Kórona im März 2020 wieder mal bewiesen hatte.
Ich rechne nicht mit dem Schlimmsten, sollte es etwas kracheln ist jedoch so gut es geht auf Sicherheit geachtet. Alles, was mir viel zu teuer erschien, habe ich mit Gewinn vorsichtshalber rausgeworfen, alles was eine zu wacklige Historie hat auch. Überschuldete Unternehmen habe ich auch gefeuert, solange sie in der Gewinnzone sind, z.B. BAT und VW.
Was mir heute aufgefallen ist: Roberts Lieblings-IT-Unternehmen Intel, dem er 10 Milliarden spendieren will, ist schon wieder unter die Räder gekommen. Von 45 Euro am Jahreswechsel ist die Aktie auf 29 Euro zurückgekommen, Robert braucht nur was anfassen, dann beginnt es zu kränkeln. Seine Alte hat er infiziert: Sie soll ein Buch über den Weltuntergang geschrieben haben.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Glück und Unglück ist im Leben ineinander gekettet wie Schlaf und Wachen, keins ohne das and’re, und eins um des andern willen.“ (Goethe an seine Oma 1771)
Mich würden die Performances des Prabel-Portfolios für die letzten 1, 3, 5 oder vielleicht sogar 10 Jahre interessieren. Nicht nur wegen des Portfolios von W. Prabel, sondern weil es Untersuchungen gibt, dass der Großteil der Privatanleger durch aktives Management im Vergleich zu einer Indexanlage stets verliert. Wir sind in der Informationspipeline einfach viel zu weit hinten: wenn etwas in der Zeitung steht, haben es die Profis weit vorher gewusst, und normalerweise wissen sie auch besser, die Informationen in Bezug auf die Anlage einzuordnen. Aber natürlich gibt es auch Privatanleger mit goldenem Händchen.
Ich selbst habe vorletzte Woche meine Performances mit dem MSCI-Welt verglichen. Ich hatte gut gestreut, sehr bewusst ausgewählt (alles nur ETFs) und liege bei für 3- und 5-Jahres-Performances nur bei der Hälfte der MSCI-Welt-Performance. Für mich ein Augenöffner, da ich der Meinung war, dass ich mich jedenfalls einigermaßen auskenne. Irgendwas muss ich besser machen.
Ich lag auf Augenhöhe mit Blackrock und Vangard, etwas schlechter als Flossbach und Buffet, viel besser als Mr. Dax und Marc Friedrich. Das Besondere war, daß ich geringere Schwankungen hatte. Die 2022er Kniebeuge ist bei mir ausgefallen, dafür habe ich 2023 nicht alles mitgenommen.
Wenn das bedeutet: 5 Jahre bei 90 % (Berkshire B: 98 %, iShares ETF S&P 500 ca. 98 %, in EUR und 3 Jahre ca. 50 % oder jedenfall über 40 (Berkshire B: 55 %, iShare ETF S&P 500 ca 43 %): Meinen Glückwunsch! Erheblich besser als mein Ergebnis.
Der MSCI ist nicht interessant fuer willkuerlich herausgegriffene Minimalzeitraeume, besonders nicht, wenn sie in der Zukunft liegen. Ob BIP oder MCAP der heilige Gral sind, ist Gegenstand ewiger Diskussionen. In D traegt der gehobene Mittelstand das BIP, aber ist nicht boersennotiert, nix also mit Aktien kaufen. Im Gegenzug macht das dann deutsche Marktkapitalisierung durch AG’s fragwuerdig, obwohl man die wiederum kaufen kann. Die US-Konzerne machen ihren Umsatz zu groesseren Teilen woanders, was die Spreizung ihres MCAP zum nur heimischen BIP nicht-trivial macht.
Aber wenn man bei Zeitraeumen ist, kann man natuerlich einmal einen Kunst-ETF nach BIP gewichtet mit der Performance eines MCAP-Gewichteten ueber dann aber etwas mehr als ein halbes Jahr vergleichen. Ein paar kaufbare BIP-orientierte Papiere jenseits von Zusammenstellungen ueber Einzelaktien gibt es auch, wie z.B. Arero, aber die haben auch noch Anleihen etc. mit drin. Hin und her macht Taschen leer. Beim Rebalancing ueber Einzelaktienkaeufe und -verkaeufe eigentlich immer gegeben. Kosten sind aber das Einzige, was man systematisch senken kann (nix gegen ein paar Spekulationen. Mache ich auch, aber ich weiss eben auch, dass es solche sind).
MCAP? Ist das Marktkapitalisierung? – Die Wahl von MSCI-Welt ist deshalb ein vernünftiger Maßstab, weil man einen ETF dieses Names ganz einfach kaufen kann. Wer sich viel Arbeit macht, aber weniger verdient, macht etwas falsch, außer es macht ihm einfach Spaß. Das ist doch ganz einfach.
Ja, das meint Marktkapitalisierung. Ein vernuenftiger Massstab ist ein MSCI World deswegen (obwohl ich keine habe, sondern FTSE-basierte, aber das ist relativ wurscht), weil man ein einigermassen objektives Kriterium fuer „Markt“ auch zu VERNUENFTIGEM Preis kaufen kann. Das ist der Punkt von John Bogle.