Realistisch gegen elitär statt rechts gegen links
Der Konflikt ist nicht neu, sondern von den Vätern ererbt. Periodisch wird die Gesellschaft – meistens wenn es ihr zu gut geht – von zur Illusion privilegierten Ständen, Ideologen, Schulmeistern, Studenten und Tugendbündlern, die das große Wort führen und der allgemeinen Phantasterei einen analogen, überschwenglichen Ausdruck geben, gekapert und geschrottet. So von Karl Marx in der „Deutschen Ideologie“, 1843 mit Blick auf seine Zeit aufgeschrieben.
Das ist der Plot der elitären Herrschaft allgemein. Die Schaffenden, die Basis der Gesellschaft wird von Phantasten augegrenzt, kriminalisiert, in Kriege getrieben, entmündigt und verarmt.
Das hat aktuell wieder mal einen Gipfel erreicht. Es ist aber kein Linksproblem. Und auch kein Rechtsdrall. Mal wurde der Elitarismus von handfertigen Historikern rechts verortet, so 1933 bis 1945. Dann links wie 1968 bis in die Gegenwart. Das ist aber oberflächlich betrachtet. München-Schwabing exemplarisch war im Spätkaiserreich und in der Weimarer Republik Refugium von Adolf wie von Lenin. Letzterer schrieb in München 1904 „Was tun?“, mit dem Kochrezept der Führerpartei. Esterer gründete 1920 in München eine nach Lenins Rezept straff von oben nach unten geführte Partei (was Frau Wagenknecht gerade nachturnt). Beide sogen ihren Honig aus den elitären Literatenzirkeln, die in München, von Führung, Blutreinigung, Kriegen, Homosexualität und Männlichkeit schwärmten.
Auch wenn man das Personal der Münchner Räterepublik Revue passieren läßt, paßt nichts ins Links-Rechts-Schema. Hitler lief mit der roten Armbinde rum, Silvio Gesell, dem zumindest Kontaktschuld wegen Auftritten in NS-Kreisen vorgehalten wird, war Finanzminister. Auch Anarchisten, Bolschewisten und Glücksritter bevölkerten in der Revolutionsperiode die Bayernmetropole, Hier ein nachrevolutionäres Plakat der Bayrischen Volkspartei:
Auch die Weimarer Republik läßt sich mit dem Links-Rechts-Schema nicht erklären. Es gab kein Links-Rechts-Problem, sondern die im Spätkaiserreich entstandene Jugendkultur – politische Gestalt gewonnen in USPD, KPD, NSDAP und diversen NGOs, sog. „Bünden“ – gewann dank ihrer Dominanz in den Medien den Kampf gegen die alten weißen Männer von SPD und Zentrum.
Es gibt ein Foto, auf dem Ulbricht und Dr. Goebbels sich anläßlich eines Streiks auf derselben Berliner Rednertribüne befinden, Ulbricht mit steifem rechten Arm, was ihm heute als deutscher Gruß ausgelegt werden würde, Au-weia! Ein unwürdiges Kapitel auch die permanente Hetze der „Weltbühne“ gegen Sozis und Katholiken. Was die Geschichtsklitterer nicht gerne lesen: Mussolini wurde in der „Weltbühne“ als „Kraftkerl“ verklärt und öfter mal für eine Fusíon von Nationalsozialismus und Kommunismus geworben. Auf deutsch: Der Tucholsky war ein Larifari-Lumpenhund, der sich als Pazifist ausgab, aber noch 1918 bei der Frankfurter Zeitung ein Werbegedicht für die achte Kriegsanleihe eingereicht hatte, Er hat 1933 nicht genau das bekommen, was er schon immer gewollt hatte, sondern eine für ihn persönlich ungünstige Variante. Das ist das Schicksal von Reißbrettpublizisten, die aus Bockigkeit und Verbohrtheit ganze Gesellschaften in ungünstige Abenteuer stürzen.
In der Langzeitbetrachtung kann eine Partei aus dem realistischen ins elitäre Lager wechseln. Das Paradebeispiel ist die SPD. Noch bis zum Godesberger Programm war sie eine Klientelpartei der städtischen in Großbetrieben arbeitenden kleinen Leute. In den 60ern traten massenweise Ideologen, Schulmeister, Studenten und Tugendbündler ein, die inzwischen einen Eliteklub aus der SPD gemacht haben, der den Grünen ihr taubes Stroh wiederkäut.
Umgekehrt ging es der AfD. Im reichen Taunus als Partei von Professoren und Publizisten für den Erhalt des Geldwerts gegründet, wurde sie von den Oligarchen frühzeitig nazifiziert, so daß die elitären Schöngeister austraten und Realisten das Ruder übernommen haben. Jetzt ist neben Frau Weidel ein Malermeister Vorsitzender. Sie hat jetzt ungefähr die Anhängerschft, die 1900 die SPD hatte, nur marxistisch ist sie nicht.
Links und Rechts sind willkürliche definitionslose Kampfbegriffe. Realisten und Phantasten ist eine praxistauglichere Einteilung. Bismarck, Ebert, Stresemann, Müller, Adenauer, Erhard, Schmidt und Kohl waren völlig unabhängig von Parteizughörigkeit mehr oder weniger Realisten, Wilhelm II, Rathenau, Hitler, Dr. M. und Scholz waren bzw. sind Phantasten. Alle Grünen sowieso. So ist die Welt auch nicht perfekt erklärt, aber etwas wirklichkeitsnäher.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Eine jede Idee tritt als ein fremder Gast in die Erscheinung, und wie sie sich zu realisieren beginnt, ist sie kaum von Phantasie und Phantasterei zu unterscheiden.“ (Geh. Rath v, Goethe. Ihm war zum Beispiel die Idee des Silberbergbaus in Ilmenau teuer in die Hose gegangen)
nicht perfekt erklärt, aber etwas wirklichkeitsnäher
Sie hat was für sich, diese Erklärung.
Was ist mit dem Genossen Stalin?
Der war im Unterschied zu Trotzki Realo und hat den Zarismus in einer brutaleren blutigen Variante wieder errichtet.
Ein tonangebendes, aber intellektuell und moralisch verfallenes Milieu kann man bestenfalls noch als Führungsschicht, aber nicht als Elite bezeichnen.
Realisten: Strauß fehlt in der Liste; er hat tatsächlich weiter gesehen als man gemeinhin glaubt. Vor allem war ihm klar, dass Restdeutschland unter der alliierten Backhaube wiederum seltsame Gedanken ausbrüten würde, wenn ihm die falschen Zutaten zugeführt würden (Club of Rome, damals).
Fantasten: Der Niederschlesier Arnold Zweig, der ein faktisch nur kurz existierendes Münchener Milieu (nach Eingemeindung von Schwabing 1890) verherrlichte, wurde nach Emigration in Palaestina von Juden und Araben gleichermassen verdroschen.
Ähnliches geschah wohl der Bock bei ihrer jetzigen Reise.
Aber Puppenspieler brauchen Puppen. Wie kann man die Masse davon abhalten, hier sich verführen zu lassen?
Das geht nicht. Die Massen haben nicht die Zeit, das Geld, die Ressourcen dafür. Die wichtigen Infos kommen Jahre zu spät am Ende der Kette an.
Man muss also auf Einfluss und Vernunft der einflussreicheren Kreise setzen. Liegen die daneben, dann Gute Nacht.
Stimme Herrn Prabel bei den Begriffen zu. Links, Rechts sinnlos.
Trotzdem sind klare, kampffähige Begriffe hilfreich m.E., schon erkenntnistechnisch.
Realist, Phantast ok. Aber reicht das?
Gut und Böse?
Ich suche immer noch ein gängiges Wort für die ganze grün-rote Abartigkeit, Volksfeindlichkeit und Zerstörungswut hier und jetzt.
Hat jemand Worte?
Vorschlag: „ökosozialistische Destruktion“
Ich glaube aber nicht, daß man die vielen Erscheinungen begrifflich kurzfassen kann. Es wird ja wirklich ALLES angegriffen.
Ja, danke. Ist aber zu lang. Zu wenig revanchistisch, zu lieb für die Bösartigkeit und den Amok, der uns gegenüber steht.
Und, es ist eine Gesamterscheinung, die natürlich benennbar ist! Ich kenne das Wort nur noch nicht oder es ist mir noch nicht bewusst.
„Der Tucholsky war ein Larifari-Lumpenhund, der sich als Pazifist ausgab, aber noch 1918 bei der Frankfurter Zeitung ein Werbegedicht für die achte Kriegsanleihe eingereicht hatte……,“
Herr Prabel, seien sie gnädig mit dem Tucholsky. In seinem Alter damals 1918 kann man das noch als jugendliche Verwirrtheit oder Jugendsünde verbuchen.