Hochwassergefahr – was tun?
Die Gefahr, daß Hochwasser ins Haus eindringt, gibt es nicht nur im Tal. Man ist überrascht, wo schon überall Schadereignisse vorgekommen sind.
Das sind typische Risiken; reißende Bäche, wo sonst nur Wiese und Weide ist, Wasser in Kellern, Wasser in Erdgeschossen, Rückstau in Abwasserleitungen, nicht gereinigte Dachrinnen.
Wenn man ein Gebäude kauft oder neu baut, sollte man sich vorher in Google Maps die Höhenlinienkarte ansehen und im Internet nach Berichten über Hochwasser fahnden. Man kann auch Ortskundige, die sehr alt sind, befragen. Bäche und Gräben sollte man sich auf der Zunge zergehen lassen. Man muß sich genau verdeutlichen, wo Wasser herkommen kann und wo es abfließen soll. Zur Not hilft ein Nivellement. Eine Familie hatte auf ihrem Grundstück das Endstück eines Feldgrabens zugeschüttet, um besser mähen zu können. War nicht so schlau.
Die Kellerwände müssen von außen nicht mit Kies, sondern mit bindigen Böden angefüllt und verdichtet werden. Sparsam ist, wer bei der Gebäudeabdichtung verschwenderisch ist.
Es ist eine Macke der modernen Architektur Erdgeschoßfußböden geländegleich einzuordnen und vor Eingängen Kastenrinnen einzubauen. Das ist weiße Salbe und ist bei wirklich schlechtem Wetter nicht wirksam. Früher hat man Erdgeschoßfußböden mindestens 20 cm über Gelände geplant. Das stand auch so in der Deutschen Bauordnung. Mit dem Rollator kann man so einen Höhensprung mit einer kleinen Rampe mühelos meistern. Terassen kann man auf Fußbödenhöhe errichten, wenn sie mindestens 20 cm über Gelände liegen. Aber da sollte das Gefälle unbedingt vom Haus weggehen.
Kellerlichtschächte sollten eine kleine Aufmauerung oder Aufkantung haben, es reichen eigentlich 10 cm über Gelände, um das Schlimmste zu verhindern. Zur Not gibt es wasserdichte Kellerfenster.
Ein heißes Eisen sind Sanitäranlagen im Keller. Ich pumpe das Schmutzwasser unter die Kellerdecke und von dort aus fließt es in die Abwasserleitung. Vom Gefälle her wäre es auch ohne Pumpen gegangen, aber das ist eine Vorsichtsmaßnahme, die sich ausgezahlt hat. Draußen war die kommunale Abwasserleitung verstopft, und die Scheiße drückte schon aus einem Schacht auf die Straße. Normalerweise hätte ich das Zeug im Keller gehabt, aber gewußt wie.
Hochwasser hat den Nachteil, daß es nur alle Jubeljahre kommt. Das ist tückisch, weil naive Leute seltene Ereignisse nicht auf dem Schirm haben. Man muß aber immer den schlimmsten Fall bedenken. Bei uns war das letzte schlimme Hochwasser am 14, April 1994, davor gab es eins 1978, wo der Steckenläufer Pomplitz mit seinem Moped 300 Meter weit weggespült wurde. Bei uns stand Wasser im Schweinestall, wo sich auch der Abtritt befand. Nicht schön.
Dachrinnen muß man jedes Jahr reingen, wenn hohe Bäume neben dem Haus stehen. Es ist mühevoll, aber unvermeidbar. Ich hatte mal ein Haus gekauft, vor dem zwei 30 m hohe Tannen standen, Die Rinne war bis obenhin voll Nadeln und durchgerostet. Selbst die Fallrohre waren dicht. Ich habe die Bäume numgemacht und zwei kleine Aprikosen und eine Birne angepflanzt (waren südliche Gefilde). Die Regenrinne war nicht zu retten und mußte ausgewechselt werden.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „O, du Ausgeburt der Hölle! Soll das ganze Haus ersaufen? Seh ich über jede Schwelle doch schon Wasserströme laufen.“ (Geh. Rath v. Goethe)
Aus Heidelberg kann ich ergänzen, dass (man glaubt es kaum) erst seit den 1990ern eingebaute Rückschlagklappen an den neckarseitigen Regenwasserkanal-Mündungen die legendären Altstadt-Hochwasser entschärft haben.
Also auch auf sowas achten.