Der Ukrainekrieg und die Rüstungsindustrie

Das Ukraineabenteuer der NGOs neigt sich nach zehn Jahren dem Ende zu. In Kiew macht sich Ernüchterung breit, Amerika ist nicht mehr bereit, so üppig wie früher den Militärmoloch zu füttern.

Das müßte sich auch in den Bewertungen der Rüstungsbetriebe abbilden. Zur Erinnerung: Ich hatte am Jahresanfang meine Rüstungsaktien verkauft, weil ich sie sehr gehypt empfand. Schaun mer mal:

Anfang Januar 2023am Nikolaus 2023
Rheinmetall (D)200282
BAE Systems (GB)1012,2
Northrop Grumman (US)520442
Lockheed Martin (US)460414
General Dynamics (US)233233
Raytheon (US)9577
Leonardo (IT)813,9
Thales (FR)120135
Safran (FR)118160

Bei den europäischen Herstellern habe ich mich sehr getäuscht. Wir sehen nämlich eine geteilte Entwicklung: Die europäischen Waffenschmieden sind an den Börsen im Aufwind, während die amerikanischen deutlich verloren haben. Das mag unter anderem auch mit dem realistischeren Bild zusammenhängen, welches die Amerikaner dank einer etwas breiter aufgestellten Medienlandschaft und einem teureren Nachrichtendienst gewinnen.

Berlin rasselt noch mit seinem eingerosteten Säbel, während Amerika einsieht, daß die NGOs und die Neocons auf dem Maidan eine Schlacht provoziert haben, die wenig Sinn hat. Es ging zu sehr um Prestige, zu wenig um greifbare Interessen. Was haben die USA davon, wenn die Minderheiten in der Ukraine brutal unterdrückt werden? Ist ein Regime Change in Rußland erreichbar, wenn die Ukraine im Griff der NGOs ist? Mußte man unbedingt einen teuren Krieg beginnen, um die Berliner von ihrer idiotischen Energiepolitik abzubringen? War es das Abenteuer wert, die BRICS in einen dezidiert antiwestlichen Block zu treiben? Wenn der Friedenspräsident Trump gewählt wird, ist der Spuk im Donbass in drei Monaten zu Ende.

Nach zwei Jahren Krieg gibt es kollaterale Ergebnisse. Die Ukraine ist ausgeblutet und vorerst keine große Gefahr mehr für ihre kleineren Nachbarn. Rußland hat zwar eine eingeübte Armee, weitere Kriege wegen fast nichts zu beginnen, ist für den Kreml innenpolitisch riskant. Man wird sich in Moskau an den WK I erinnern, als die Macht des Zaren im dritten Kriegsjahr wegen Erfolglosigkeit zwischen den Fingern zerrann. Denn eines muß Präsident Putin doch zur Kenntnis nehmen: Ein Durchmarsch war der Krieg nicht. Es gelang nur die Eroberung ohnehin von Russen bewohnter Landesteile, und davon nicht mal alle.

Was etwas Sorgen macht, ist das Machtgefüge in der Ukraine nach einem Waffenstillstand oder Friedensschluß. Selenski ist angeschlagen, alle Oppositionsparteien sind verboten, die Oligarchen und Latifundistas hätten schon wieder oder immer noch freie Bahn, die arbeitsfähigen Jahrgänge sind überwiegend vor der Wehrpflicht ins Ausland verduftet. Gute Bedingungen für ein instabiles Regime, welches sich nur geringer Beliebtheit erfreuen dürfte.

Grüße an den Inlandsgeheimdienst:

Verbiete wer, was alle wollten,
Der hat ins Wespennest gestört;
Das Reich, das sie beschützen sollten,
Es liegt geplündert und verheert.

(Geh. Rath v. Goethe)

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