Wer Bahn fährt muß vor allem Zeit mitbringen
Matthias Kamann ist für seine schrägen Einträge in der WELT bekannt. Kürzlich hat er sich mit einem Verkehrsthema beschäftigt: Mit E-Autos Fernstrecken so schnell wie mit Verbrennern zu fahren, geht „extrem ins Geld“, sagt ihm Bahn-Berater Stefan Karch. Hier könne die Bahn ihren großen Vorteil ausspielen.
Schaun mer mal. Ich habe mal die Fahrt von Mellingen zum Keleti verglichen (das ist der Ostbahnhof in Budapest).
Die Bahn braucht in der 2. Klasse 15 Stunden und 50 Minuten und der Spaß kostet 436 € für zwei Personen. Man muß 7mal umsteigen. Dabei gibt es das Risiko von Verzögerungen, so daß es ratsam ist genügend Hasenbrote und Schlafsäcke einzupacken.
Mit meinem Diesel-Transporter brauche ich gemütlich gefahren 8 Stunden und 41 Minuten und es kostet 856 km x 0,35 € = 300 €, zuzüglich 46 € Maut in drei Ländern (CZ, SK und HU). Der Wertverlust der Fahrzeuge wird vom ADAC übrigens immer sehr hoch kalkuliert. Meinen Movano hatte ich 12 Jahre gefahren und ihn dann nach 250.000 km gut verkauft, da beträgt die Abschreibung pro km weniger als 10 Center.
Wenn ich einen ID.3 Pro Performance Life (58 kWh/150 kW) hätte, würde die Reise nach Budapest 856 km x 0,56 € = 480 € kosten, zuzüglich 46 € Maut (die Vollkosten hat der ADAC ermittelt). Außerdem muß man ein bis zwei Ladezeiten einplanen, so daß man vermutlich auf über 10 Stunden Fahrtzeit kommt. Der ID.3 hat den Nachteil, daß man sich während des Ladens nicht schlafenlegen kann.
Auf den ersten Blick ist man mit der Bahn billiger, als mit dem E-Auto. Wenn man aber mal davon ausgeht, daß aus gewerblicher Veranlassung gefahren wird, so sind fünf Stunden Unterschied auch Geld. Zwei Handwerker, die mit 45 € pro Stunde kalkulieren, sind dann mit dem ID.3 doch billiger, als mit der Bahn.
Noch ist der Diesel konkurrenzlos. Er braucht die halbe Zeit als die Bahn und es rechnet sich schon mit zwei Personen. Ein zusätzliches Gimmik; Man wird im eigenen Auto mit höherer Wahrscheinlichkeit nicht von Fachkräften, Rauschgiftsüchtigen oder rauschgiftsüchtigen Fachkräften massakriert.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Vom sichern Port läßt sichs gemächlich raten.“ (Fr. Schiller)
Wer Bahn fährt, darf vor allem keine Termine haben, die er wahrzunehmen gedenkt.
Über die Bahn lohnt es nicht, noch weiters zu sprechen. Kaputt wie der Rest.
Ganz so schlimm ist die Verbindung nicht, wenn man ICE/RJX nimmt. Dann ist es 2 oder 3mal umsteigen, und zwischen 10:50 und 12:01 Stunden. Verbindungen mit 5x umsteigen sind keine, da bleibt man mit Sicherheit irgendwo hängen. Mit dem Regionalzug auf einen ICE hopsen, klappt meistens (manchmal auch nicht, weil der Regionalzug wegen Lokführerkrankheit ausfällt), und zwischen ICEs oder anderen Fernzügen klappt die Verbindung in der Regel (es gibt aber auch Langstreckenzüge, die eigentlich immer zu spät kommen, wie etwa der Rom-Frankfurt aM in Basel), wenn nicht, kommt bald danach einer, den man nehmen kann, man bleibt also nicht in der Landschaft stehen wie an kleinen Bahnhöfen.
Aber, wie die Überschrift richtig lautet: man braucht Zeit, weil sich uU alles verschiebt, und für alle Fälle sollte man ausreichend Geld für Taxi haben, was in kleinen Orten meist recht teuer ist.
Die Bahn-Zahlen kommen direkt aus dem Fantasialand. Ist da bereits prophylaktisch der Zeitaufwand für Schlagbaumkontrollen durch die ganzen Fürstentümer eingebaut?
30 Sek. DB-App ergeben:
H: 10:50 Std. – 2 Umst.
R: 12:20 Std. – 3 Umst.
Preis: 297,80 € (Gesamtpreis für Hin & Rück!!! Supersparpreis Europa)
Falls das immer noch zuviel ist und bevor Kartoffeln vom Acker geklaut werden müssen, nehmen Sie den Flixbus, Weimar-Budapest, 55 €, 15 h (1 Umst. Prag).
Ich weiß, Individualverkehr ist schon eine feine Sache – so etwas zusammen zu schustern ist allerdings echt würdelos.
Für längere Strecken: Flixbus.