Grüne meiden Zuwanderer als Nachbarn
Die Wahlauszählung in Bremen hat eine kleine Ewigkeit gedauert, obwohl nur jeder zweite Einwohner in der hanseatischen Schuldenhochburg seine Stimme abgegeben hat. Und im Ergebnis der Wahl ist auch noch der SPD-Bürgermeisterkandidat abhanden gekommen. Er hat sich beleidigt von seinen Nichtwählern abgewendet. Ob das die Bürger motiviert, das nächste Mal wählen zu gehen?
Die Bremer Verwaltung schaltet und waltet mit Akribie und hat im Internet einen gewaltigen Datenfriedhof zum Wahlverhalten angelegt. Schauen wir doch mal rein und beginnen wir gleich bei der größten Gruppe, den Nichtwählern. Bei einem durchschnittlichen Jahreseinkommen von 10.000 € beträgt die Wahlbeteiligung 37 %, bei 30.000 € Jahreseinkommen steigt sie auf 63 %. Bei einem Zuwandereranteil von 7 % im jeweiligen Ortsteil liegt die Wahlbeteiligung bei 70 % wie beispielsweise im Ortsteil Werderland. Steigt der Migrantenanteil allerdings auf 64 % wie in Tenever, so sinkt die Wahlbeteiligung auf 32 %. Wir müssen also davon ausgehen, daß die hochbegehrten Fachkräfte aus dem Ausland nur sehr geringes Interesse an der städtischen Politik haben.
Die Ursache ist klar. Bremen hat wie viele andere Städte eine Größe, die sowohl von den eingeborenen wie von den zugereisten Bürgern nicht mehr überschaut wird und wo örtliches Engagement im großen Bürokratie- und Förderdschungel untergeht. Früher wurde das durch die Lokalzeitungen überkleistert. Sie stellten ein kommunales Phantasialand mit zerschnittenen Einweihungsbändern, Kulturevents und 100jährigen Geburtstagen dar, eine Parallelwelt der Realität. Bereits vor 30 Jahren streikten die Zeitungen jedoch mit der Berichterstattung, wenn Abgeordnete kritische Worte zur Steuerverwendung äußerten. Das ist bis heute so geblieben. Es haben immer nur Kulturredakteure von einer pausenlosen Kette von Vernissagen, Premieren und Feuerwerken gegen Rechts berichtet. Fast überall ist inzwischen nur noch eine Gazette übriggeblieben, die maximal in jedem dritten Haushalt gelesen wird. Die meisten Bürger werden nicht einmal mehr mit Agitation und Propaganda erreicht.
Wenn man in die Kandidatenlisten der Bremer Parteien schaut, so ergibt sich ein interessantes Bild: SPD, CDU, Grüne und Linke haben zwar Türken, Kurden und Griechen auf ihren Listen, Araber und Einwanderer aus Ost- und Südeuropa sucht man allerdings vergebens. Um als Ausländer in den Bremer Parteien Fuß zu fassen, benötigt es offenbar kompakte Seilschaften und intakte Vereinsstrukturen.
Einen Blick kann man auch auf die soziologische Struktur der noch übriggebliebenen Wähler werfen: SPD-Anhänger haben ein deutlich unterdurchschnittliches Einkommen und wohnen eher in den Migrationsgebieten der Stadt. Die Haushaltsgröße ist etwas überdurchschnittlich. Paradoxerweise deckt sich diese proletarisch angehauchte Soziologie genau mit den Anhängern der AfD.
Die Wähler der Grünen sind dagegen so strukturiert, wie es die gängigen Stereotypen hergeben: Sie haben ein deutlich überdurchschnittliches Einkommen, wohnen überwiegend in behüteten Wohngebieten mit relativ wenigen Zuwanderern und leben in sehr überschaubaren Haushalten. Typisch ist der Singlehaushalt in einer Mietwohnung.
Sie predigen Multikulti und schließen sich in monokulturellen Ghettos ab. In den Ausländerwohnvierteln Gröpelingen, Neue Vahr, Ohlenhof, Blumenthal und Tenever haben die Grünen durchweg weniger als 9 % erhalten, obwohl sie auch von Zuwanderern gewählt werden. Die Klumpenbildung zeigt sich an wahnsinnig unterschiedlichen Stimmenanteilen in den Stadtbezirken. Schlappe 5,1 % in Seehausen und satte 34,5 % in Steintor.
Zur Existenz der lebensreformerischen Eliten hat immer die Gesinnungsgenossenschaft gehört. Der Entwurf einer neuen, nicht-chaotischen Lebenskultur und das gemeinsame Feindbild – der von Kommerz und Hochtechnologie angetriebene Fortschritt – läßt sich eben am besten in Communities leben, die sich von der bunten Lebenswirklichkeit auch räumlich abkapseln und eine intolerante ideologische Monokultur pflegen.
Ein beredtes Beispiel ist der türkische Grünen-Politiker Cem Özdemir, der eine kurdische Moschee aus dem Haus herausklagte, in dem er eine Eigentumswohnung hat. Die Berliner Zeitung berichtete dazu, daß sich nach einer Demonstration Türken aufgemacht hatten, um „Kurden zu klatschen“. Doch auch Gruppen von Kurden waren zum Teil mit Knüppeln bewaffnet unterwegs, um Türken zu vermöbeln. Nur knapp konnten Polizisten damals verhindern, dass Özdemirs Wohnung von Kurden gestürmt wurde. Da wohnt man dann lieber unter gleichgesinnten GrünInnen, als unter Ausländern.
Auch aus dem Hamburger Bionade-Ortsteil Harvestehude las man kürzlich von einer Klage gegen ein Asylheim. Prinzipiell verfahren viele Anhänger bunter Vielfalt nach dem Prinzip: Heiliger Sankt Florian / Verschon‘ mein Haus / Zünd‘ and’re an!
Nun wird Bremen trotz dem schlechtesten Wahlergebnis der SPD seit 1945 und trotz grüner Mitregierung schon 70 Jahre am Stück von der gleichen Partei regiert. Die Folge ist die legendäre Rekordverschuldung des Stadtstaats. Eine alte russische Anekdote sät Zweifel am Erfolg des sozialistischen Aufbaus. Frage an Radio Jerewan: „Kann man den ‚Sozialismus in einem Land‘ aufbauen?“ „Im Prinzip ja, aber man sollte dann in einem anderen Land leben.“ Viele Leute, die in Bremen arbeiten, wohnen deshalb lieber in Niedersachsen.
2 Antworten auf “Grüne meiden Zuwanderer als Nachbarn”