Asylantenpalaver auf der Metaebene
Die Landesregierungen veranstalten immer häufiger teure Agitations- und Propagandaveranstaltungen. Zu einer solchen – dem thüringer Flüchtlingsgipfel – ist der Landrat des Weimarer Landes Hans-Helmut Münchberg hingefahren.
Besser, der Gipfel wäre „Asylantengipfel“ genannt worden. Denn vom finanziellen Aufwand her betrachtet kosten ja nicht Flüchtlinge das meiste Geld, sondern abgelehnte Asylbewerber. Noch treffender wäre „Asylantenpalaver“ gewesen, Begründung siehe unten.
Landrat Münchberg hat auf der Veranstaltung öffentlich kritisiert, daß über alles mögliche gesprochen wurde, aber nicht über das Geld für die Unterbringung der Flüchtlinge: „Nach der thüringischen Landesverfassung Art. 93 hat das Land den Kommunen dafür die Kosten voll zu erstatten. Das Land verweigert seinen Kommunen den vollen Kostenausgleich. Investitionen für die geforderten Einzelunterkünfte werden überhaupt nicht bezahlt (…) Selbst die 13 Millionen Euro vom Bund zur Unterstützung der Kommunen hat die Landesregierung einbehalten.“ So der Landrat.
Der Landrat regt sich über folgende Argumentation der Landesregierung auf: „Es ginge um Menschen, da könne man nicht über Geld reden.“
Bei Münchberg geht es selten ohne Bauernweisheiten: „Diese Denkkonstruktion ist falsch. Meine Vorfahren kamen vom Dorfe und hatten eine gewisse Bodenhaftung. Ich habe schon als Kind gelernt: Alles was du dir wünschst, mußt du bezahlen können.“
Dem Landrat wurde auf dem Gipfel seitens der Veranstalter vorgehalten: „Hier geht es um die Metaebene.“ Die Diskussionen des Flüchtlingsgipfels hätten also auf dieser Metaebene stattgefunden, nicht in der Realität…
Zu Hause angekommen ließ Münchberg ins Wikipedia nachschauen, was die heraufbeschworene Metaebene denn wäre: Metaebene ist die lose verwendete Bezeichnung für eine übergeordnete Sichtweise, in der Diskurse, Strukturen oder Sprachen als Objekte behandelt werden. Findet die Metaebene in derselben Struktur statt, über die sie spricht, so liegt ein Fall von Selbstreferentialität vor. Auf der Metaebene werden gewöhnlich Generalisierungen und allgemeine Strukturen des Gegenstandbereichs der zugrundeliegenden Struktur zu Gegenständen gemacht. Es werden diejenigen Prinzipien untersucht, nach denen das, was auf der Objektebene als einzelne Instanz auftritt, geschieht. Die Vermischung von (Objekt-)Ebene und Metaebene ist eine Möglichkeit, um selbstbezügliche Aussagen oder Bilder zu erstellen, was gelegentlich zu Paradoxien führen kann (z. B. das Barbier-Paradoxon oder die sog. Lügner-Antinomie). „Aha!“, kommentierte Münchberg dieses verbale Gefasel.
Und an den Leiter der Thüringischen Staatskanzlei Prof. Hoff gerichtet: „Ich erwarte von Ihnen als Leiter der Staatskanzlei, daß sie alles dafür tun, daß die thüringer Kommunen ihre Ausgaben für die Unterbringung von Flüchtlingen vollständig erstattet erhalten, so wie die Thüringer Verfassung in Artikel 93 vorschreibt. Ich erwarte von der Landesregierung Verfassungstreue.“
Daß eine kommunistische Regierung in Nationalitätenfragen sehr unbeholfen agiert ist nichts Neues, wie folgende russische Anekdote zeigt: Breschnew wird die Liste derjenigen vorgelegt, die an der Moskauer Synagoge predigen dürfen. Er wundert sich: „Das sind ja lauter Juden!“
Hallo Wolfgang, sehr gut berichtet: Und, meine Hochachtung für den Landrat Hans-Helmut Münchberg für seine Offenheit und den Mut.