Jetzt geht es auch den Wohlhabenden an den Kragen
Und die jammern. Ich bin zur oberen Mittelschicht nicht besonders gut vernetzt, weil ich auf dem Lande zwischen Kraftfahrern, Elektrikern, Polizistinnen, Verkäuferinnen, Nagelstudiobesitzerinnen, Schweißern und Tischlern wohne. Auch meine Klassentreffen und Studienjahrgangstreffen haben meinen Horizont in der Hinsicht nicht erweitert, in der Ingenieurszene ist niemand bei Stiftungen, NGOs, Parlamenten, Werbeagenturen, die von Karlchen Kóronaaufträge zugeschustert bekommen, Beraterfirmen oder Rundfunkanstalten beschäftigt.
Die wenigen Arrivierten, die ich kenne, sind aber sehr schlecht gelaunt. Das waren vor zwei Jahren noch die Stützen der Gesellschaft, die glaubten ihre Ansprüche felsenfest gesichert zu haben. Wenn man nur leichte Zweifel an der Solidität ihrer Vorsorgeverbriefungen äußerte, stieß man auf regelrechte Empörung. Wie konnte man! Das war bestenfalls rechtspopulistisches Geschwurbel, schlimmstenfalls noch viel Schlimmeres. Gott sei bei uns!
Zwei Jahre satte Inflation, die Grundsteuerreform und die befürchtete Höhe der Erbschaftssteuer lassen ersten Zorn entstehen. Eine Bekannte kann sich zwar noch mehrere Flugreisen jährlich leisten, bei der Auswahl der Ferienhäuser muß aber schon aufs Geld geschaut werden. Ein Hanseat – völlig unpolitisch und nicht gerade ein AfD-Freund – bekam inzwischen Drohbriefe von der Klima-Antifa. Mehrere Handwerker und Kleinindustrielle berichten von Beschäftigungsschwierigkeiten und suchen händeringend Aufträge. Die Verwandschaft in Berlin traut sich nicht mehr in die S-Bahn. Selbst wohne ich in einer Okolica, wo die Bodenrichtwerte zwischen 25 und 75 Euro betragen. die Stalinisten hatten mich in der Russenzeit aus Weimar verdrängt, wo es nicht einmal fließendes Wasser gab und die Leute auf Abtritte gingen. Jetzt erweist sich die damalige Flucht aufs Land als Segen.
Dörfer um Berlin haben Richtwerte bei 1.500 €, auch in Jena ist der Quadratmeter über 1.000 € wert, eine Folge der Nullzinspolitik in Frankfurt. Das hat mit Putin sein Angriffskrieg nichts zu tun. Aber in solchen Hotspots geht jetzt das Gejammer los, man lese die farbigen Stimmungsbilder von Don Alphonso aus dem landschaftlich reizvollen Seengebiet in Oberbayern.
Auch die sicherheitsbewußten Sparer mit Sichteinlagen in Frankfurter Schrumpfpeseten sehen ihre Felle wegschwimmen. „Was tun?“ fragen sie sich mit Lenin. Von den Opfern des Riesterbetrugs und von Versorgungswerken will ich garnicht anfangen.
Dabei waren diese Wohlstandsbürger die letzten verläßlichen Stützen des Systems. Wenn sie wegbrechen brennt die elitistische Hütte in Berlin. Es gab eben einen Gesellschaftsvertrag: Wir schauen nicht so genau hin, was ihr macht, solange unsere Ansprüche garantiert werden. Der ist seitens der Geheimen Weltregierung einseitig aufgekündigt worden. Klima, Werte, Zusamenhalt, Diversität, Zeichen setzen, Generationengerechtigkeit, das alles ist gerade für die wohlstandsgewohnte Klientel nur Gedöns aus der Zellerzeitung, wenn die Kassa nicht stimmt. Und es sind richtige Sensibelchen, die wirkliche Krisen nie kennengelernt haben. Die Älteren erinnern sich an die Ölkrise der 70er, aber das war nicht mal eine leichte Übung für den jetzt eintretenden Ernstfall aus Asylkrise, Energieknappheit, Verbrennerverbot, gefährlichem Geschwätz der Außenministerin, Inflation, unerwartet Verstorbenen, Entdemokratisierung der Gesellschaft und Deindustrialisierung. Damals in der Helmut-Schmidt-Zeit gab es ja gar kein Problem: Die Zinsen stiegen im Gleichschritt mit der Geldentwertung, trotzdem machte die CDU ein Riesengeschrey, als würde die Welt untergehn.
Die Berliner Altparteienqlique befindet sich in einem Dilemma. Wenn sie wie gewohnt neue Sondervermögen unters Volk bringt, um die Unzufriedenheit zu dämpfen, dreht sie das Teufelsrad der Geldentwertung immer schneller.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst:
„Wer schaut hinab von diesem hohen Raum
Ins weite Reich, ihm scheints ein schwerer Traum,
Wo Missgestalt in Missgestalten schaltet,
Das Ungesetz gesetzlich überwaltet,
und eine Welt des Irrtums sich entfaltet.“
(Geh. Rath v. Goethe)
Bodenrichtwerte zwischen 25 und 75 Euro
Oho, das ist aber schon richtig ländlich. Ich glaube, das könnten Sie in BaWü nirgends haben.
Bei mir – auch BaWü – beträgt der Bodenrichtwert 1.600 Euro/m². Der neue, ab 2025 festgesetzte Grundsteuermessbetrag ist dennoch um fast 15% geringer (!) als bisher. (Der Grundsteuerwert- und -messbescheid kam kürzlich.) Somit würde meine Grundsteuer ab 2025 nicht steigen, sondern sogar um 15% sinken. Voraussetzung: Der Grundsteuer-Hebesatz der Gemeinde bleibt auf demselben Niveau wie heute. Und darauf würde ich nicht gerade wetten. 😊
Gehorsam ist der Protestant der von Gott eingesetzten Obrigkeit. Der Kulturprotestant glaubt nicht mehr an Gott, aber umso fester an die von Gott eingesetzte Obrigkeit. Erst wenn der Russe schon vor der Stadt steht, kommen die Zweifel.
Schön, wenn die Einschläge bei Obermotzens direkt im Wohnzimmer stattfinden. Das bringt die Wahrnehmung auf Trab und klärt den Blick auf die Wirklichkeit.
Die Inflation bei Lebensmitteln ist nicht die Folge jahrelanger Nullzinspolitik der EZB, sondern von Preisabsprachen der großen Lebensmittelkonzerne und Händler. In einem Rechtsstaat würde das Kartellamt tätig.
1. lag die Inflation trotz Nullzinsen 10 Jahre lang bis 2020 unter 2%
2. wird kaum jemand quantitativ mehr Lebensmittel nachfragen, wenn Kredite billig sind, oder überhaupt mehr Geld in der Tasche hat, das auch erst mal beim Verbraucher ankommen muss. Mehr als satt geht nicht.
3. Es gibt Warengruppen und einzelne Produkte im Supermarkt, die noch genauso viel oder wenig kosten, wie von 10 Jahren. Wein, Bier, Zartbitterschokolade, Serrano Schinken, Olivenöl z.B. Wie kann das sein?
Bei Wein ist zuviel vorhanden, so dass er kaum masiv verteuert werden kann (ausser natürlich durch jugendliches Up-Marketing, zB beim ollen Riesling). Serrano und Olivenöl kommen nicht aus D. Ggf. liegt es daran. Beim Bier gehören die meisten grösseren Brauereien inzwischn InBev aus Belgien – das kann schwerlich teurer werden, denn „Bier und Fussball halten Belgien zusammen“.
Eben, es liegt nicht am QE der EZB der letzten 13 Jahre. Übrigens kommt Rapsöl auch nicht aus Deutschland. Und das hat sich in zwei Jahren mehr als verdoppelt. Das Gleiche bei Gouda. Die großen Marken wie Iglo gehören sowieso zu den Global Playern.
Ich glaubte immer, heimisches Rapsöl ginge zu grossen Teilen in diesen Biodiesel, müsste deswegen als Lebensmittel importiert werden und hätte jetzt „Lieferkette“?
Die Grundsteuererklärung ist der Hammer, der auch den Besserbetuchten in dieser Zeit vor Monatsende zu quälendem Kopfschmerz führt, wenn der wie das Pendel eines Regulators nachts gegen die Stirn zu schlagen scheint. Unablässig nähert man sich dem ultimativen Punkt, vor dem es kein Ausweichen mehr gibt. Ich kann verstehen, dass man diesen Schwachsinn vor sich her schiebt.
Der Staat will unter dem Strich mehr Geld aus dem Grundbeitz, da beißt die Maus keinen Faden ab. Dreißig Prozent der Erklärungspflichtigen sollen, wie ich gelesen habe, noch nichts erklärt haben. Glauben die etwa, der Fiskus verzichtet auf sein Recht, mehr Geld abzukassieren?
Ich habe mich in der Zeit vor dem Oktober 2022 auch nicht damit befassen wollen, aber ich hatte meiner Grundstücke besitzenden Schwester, die altersbedingt die Jetztzeit auch nicht mehr versteht, versprochen, für sie mit dem ganzen digitalen Humbug das zu tun, was bis zum 31. Oktober erledigt sein sollte.
Zuerst war es ein schweißteibender Stress. Aber Mitte Oktober habe ich immer mehr Fortschritte gemacht, und es ging doch voran. Ich habe dabei feststellen können, dass mit ELSTER das ganze bürokratische Theater einschließlich der Vorarbeit termingerecht abgeschlossen werden konnte.
Jetzt fehlt nur noch, dass der Fiskus ein Haar in der Suppe findet.
Vor dem Stress, der dann kommt, habe ich – ehrlich gesagt – Manschetten.