Ein bißchen Geld vor Inflation gerettet

Auch im vergangenen Jahr hatte ich für die Wertaufbewahrung in Aktien und Edelmetallen geworben, um der Inflation ein Schnippchen zu schlagen. Eine Ableitung davon sind Don Alphonsos englische Teekannen. Seine Idee mit Abwarten und Teetrinken war 2022 gar nicht so schlecht, wie wir sehen werden.

Vor ETFs hatte ich mich in Acht genommen. Das habe ich der hochengagierten Cathie Wood zu verdanken. Sie ist in ihre Glaubensinhalte etwa so verbohrt wie es Annalena und Ricarda auch sind. Wenn ich mir ihre Videos ansah kamen auch schlechte Erinnerungen an die BDM-Führerinnen aus meiner Kindheit auf. Die hatten auch dieses tiefgefrorene Siegerlächeln und die unbeirrbare Besessenheit. „Unbedingtheit“ heißt der Irrweg zutreffenderweise in der Jugendbewegung. Es gibt übrigens auch rational denkende Frauen, das vergißt man manchmal, wenn man das Auge auf die linke Seite des Bundestags schweifen läßt.

Cathie hatte bei mir mit ihrem penetranten Agitationstrommelfeuer das Gegenteil bewirkt: Daß ich Ende 2021 die letzte Wachstumsaktie aus meinem Portfolio rausgeworfen hatte und das war gut so. Denn die Zinswende zeichnete sich schon ab, und damit der Wechsel von Wachstum zu Werthaltigkeit. Ich war Anfang 2022 zu 50 % in Sicherheitsaktien investiert und etwa ein Viertel in Energie und Rohstoffen. Damit bin ich im Gegensatz zu den Profis noch über dem  Wasserspiegel durchs Jahr getorkelt.

Hier habe ich für das vergangene Jahr mal einen Vergleich der wichtigsten Anlegerprodukte geführt:

iShares Core MSCI World ETF -13,5% Blackrock, Aktien
iShares Core € Govt Bond ETF -18,6% Blackrock, Staatsanleihen
Vanguard FTSE All-World ETF -15,1% Vangard Group, Aktien
ARK Innovation ETF -64,7% Cathie Wood, Aktien
GlobalPortfolioOne I2 -11,9% Lichtensteinische LB
Berkshire Hathaway Aktie 8,6% Warren Buffet & Helfer
Dirk Müller Premium Aktien Euro Fonds -7,8% Mr. Dax, Aktien
GlobalPortfolioOne (R) -12,7% Dr. Andreas Beck, Mischmasch
Max Otte Multiple Opportunities Fund -18,4% Max Otte, Mischmasch
Flossbach v. Storch – Bond Opportunities -8,9% Anleihen
Flossbach v. Storch – Global Quality ET -12,2% Aktien
SOLIT Wertefonds R -5,7% Marc Friedrich, Mischmasch
Eigenes Familiendepot 2,7 % Aktien
Gold 6,4% in €
Silber 10,0% in €

Daß ich die Großen mit meinem banalen Analysesystem aus KGV, Marge, Bilanzhistorie, Eigenkapital und Dividende so einfach in die Tasche stecken konnte, ja das wird so nicht jedes Jahr möglich sein. 2021 lief bei mir auch recht gut, aber da lag ich im Mittelfeld und habe auch ein paar Rücklichter gesehen.

Der in der Tabelle erstgenannte MSCI World hatte 2022 ein totales Übergewicht amerikanischer Technologie: Apple mit einem Anteil von 4,2 Prozent, Microsoft 3,4 Prozent, Alphabet 2,0 Prozent und Amazon 1,5 Prozent. Tesla und Meta je 0,6 %. Das ist zusammen ein Klumpenrisiko von einem Achtel. Wenn das um die Hälfte abschmiert, gibt es ein großes Loch in der Rechnung. Und genau das ist Blackrock & Co. passiert.

Um so etwas zu vermeiden gibt es in meinem Portfoliomanagement eine eiserne Regel: Alle Aktien werden zum gleichen Einkaufswert erworben, der Plastiklatschenhersteller Crocs hat zunächst dasselbe Gewicht wie Apple. Am Jahresende war er in meinem Depot wertvoller, als der IT-Riese.

Meine Top-Aktien waren 2022 in dieser Reihenfolge: Exxon, Conoco, Biko, BP, Shell, BAE Systems, Archer Daniels, BHP, Swedish Match, Total, Campbell Soup, General Mills, Mitsui, Imperial Brands, Johnson & Johnson, BAT, Mineral Ressources, Crocs und African Rainbow.

Die größten Wertvernichter waren in der Reihenfolge des Schadens: Gazprom, Thule Group, Novolipetsk, MMC Norilsk, Royal Mail, Polymetal, Tyson Foods und Newag.

Was ich lernen muß: Eine Aktie, die sehr gut gelaufen ist, auch mal rauszuschmeißen. Das hätte bei Tyson und Thule gut getan. Keine Aktien aus Problemländern zu führen.  Ich habe Mitte des Jahres zum Beispiel China ausgelistet, nachdem Rußland gefloppt war.

In der zweiten Jahreshälfte hatte ich begonnen für das Jahr 2023 umzubauen. Ich habe einige Titel aus dem Technobereich zu inzwischen bürgerlichen Preisen erworben: Alphabet, Microsoft, Apple, Qualcomm, Comcast, Adobe, Broadcom, ASML, Samsung, Taiwan Semiconductors, Advantest, Texas Instruments und Siltronic. Wenn davon zwei Drittel sich gut schlagen reicht das für praktische Zwecke.

Außerdem habe ich den Securitybereich deutlich verstärkt: Merck (659990) Hawesko, Diageo, Coca Cola HBC, Mayr Melnhof, Sumitomo, Marubeni, Itochu, Stora Enso R, Procter Gamble, Deutsche Post und Philip Morris.

Einige Titel hatte ich verkauft, auch wenn sie nicht direkt zu den Problemen beigetragen haben: Fresenius weil man wirklich nicht weiß, was der komische Kóronaminister in seinem Wahn noch alles anrichtet. BASF (noch vor dem Gasrutsch), BMW, Yokohama Rubber, Scandinavian Enskilda Banken SEB. Paypal und Amazon nach einem erfolgreichen Investment-Flirt im Juli. Ich habe derzeit noch eine Aktie aus dem Baubereich, die ich verkaufen muß, bevor es richtig krachen wird. Ein Kandidat auf der Exliste ist auch Mativ.

In der Beobachtung stehen derweilen Vector Group, Crop Energies, Yancoal, Whitehaven Coal, OM Holdings, New Hope, Lynas, Independence Group, Seven Group, Incitec Pivot, Royal Bafokeng, Ansell und Meiji Holdings. Mal abwarten, ob die die Kniebeuge machen.

2022 hatte man vor allem mit Öl- und Gasaktien, Tabakswerten, Waffen und Silber der Inflation ein Schnippchen geschlagen. Auch Gold war noch annähernd eine feste Burg. Und Don Alphonsos Teekannen, die noch aus soliden Gewinnen des britischen Sklaven- und Rauschgifthandels stammen. Was mir 2022 gelungen ist, ist ein Teilerfolg. Ritter Runkel von Rübenstein hätte als Pragmatiker folgende Kommentierung auf der Pfanne gehabt: „Wenns nicht geht wie man will, muß mans tun wie man kann.“ (Mosa 90,7)

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Für euch sind zwei Dinge / Von köstlichem Glanz: / Das leuchtende Gold / Und ein glänzender Schwanz. / Drum wißt euch, ihr Weiber, / Am Gold zu ergetzen / Um mehr als das Gold / Noch die Schwänze zu schätzen!“ (Geh. Rath v. Goethe)