Unser Aktienportfolio im Dezember
2022 war für den Kapitalerhalt bis jetzt ein etwas schwieriges Jahr. Ich hatte wie schon 2021 auf Aktien gesetzt. 2021 war ich inflationsbereinigt genau 10 % im Plus, abzüglich der Abgeltungssteuern also rund 7 %.
Das werde ich dieses Jahr nicht erreichen, vorraussichtlich werde ich nach Steuern etwa die Hälfte der Inflation einfangen, also bei etwa 5 % landen. Das ist schon ganz gut, fast alle ETFs sind dieses Jahr unter Wasser, d.h. deutlich im Minus. Auch die Großen des Geschäfts sind fast alle an den Widrigkeiten gescheitert. Nur Warren Buffet war besser, aber der ist ja auch ausgebuffet.
Ich hatte mich geografisch weniger auf Amerika konzentriert, mehr auf Europa und den Pazifik. Ich bin im ersten Halbjahr beim großen Rutsch der Technoaktien nicht dabeigewesen, dafür war ich in Rohstoffe investiert. Da hat man naturgemäß viel aus GB, Australien, Japan und Südafrika. Spaß gemacht hat dieses Jahr alles außer Rußland und EU-Europa. Obwohl es in der EU auch Ausnahmen gab: Erfreulich waren Schweden (z.B. Swedish Match und Cellink), Tschechien (Colt und Philip Morris CR), Holland (ASML und SBM) sowie überraschenderweise Frankreich (Total, Orange). Aber der Rest war düster.
Ich denke, daß derzeit wegen dem Wechselkurs Einkäufe in den USA überteuert sind, dagegen ist Japan sehr günstig. Ich schau mich grade um. Vor einem Vierteljahr hatte ich Sumitomo gekauft, was seitdem abgehoben hat. Jetzt prüfe ich seit einer Woche Itochu und Marubeni. Mitsui hab ich schon lange, eine Erfolgsgeschichte. Das sind so vier Allrounder, typisch Japan. Der Staat ist diesen Unternehmungen sehr zugetan, weil sie eifrig Rohstoffe aus aller Welt herbeischaffen. Sehr gut gefällt mir auch Advantest aus der Technoabteilung. Die Preise in Japan sind bürgerlich, die Kapitalausstattung der Unternehmen i.d.R. gut, die Buchhaltungen sind fix und liefern Unternehmensergebnisse sehr prompt, nur mit Ausschüttungen knausern die Japaner etwas. Die Quellensteuer ist mit 15 % nicht sehr hoch und ich rechne damit, daß die Bank of Japan die Zinsen etwas anheben wird, was den Wert des Yen stabilisieren wird. Die Inflation ist in Japan nicht so ein großes Thema wie in Europa.
Hier zum Illern mal unsere derzeitige Aufstellung:
Nordamerika | 29,8 |
Südamerika | 2,6 |
EU ohne Euro | 19,3 |
Eurogruppe | 14,0 |
sonst Europa | 15,8 |
Asien Pazifik | 15,0 |
Afrika | 3,5 |
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Wer sich aufs Geld versteht, versteht sich auf die Zeit.“ (Geh. Rath v. Goethe)
Habe Ende März 2020 Repsol für 6,85 gekauft. Die habe ich immer noch. Aktueller Kurs 14.20. Zwischendurch gab es insgesamt 1,20 € Dividenden abzgl. Quellensteuer. Repsol werde ich voraussichtlich im Mai nächsten Jahres verkaufen (Sell in May an go away). Hängt natürlich von der weiteren Ölpreisentwicklung ab.
Auf der Einkaufsliste stehen wegen günstiger fundamentaler Bewertungen Voest Alpine, Fresenius und Heidelberg Materials. Eigentlich ist der Oktober historisch gesehen der beste Kaufmonat. Den habe ich dummerweise verpasst. Seit Ende Oktober sind die drei o.g. um fast 30% gestiegen. Ein derartiger Anstieg innerhalb 6-7 Wochen ist ziemlich selten, eine Korrektur längst überfällig und scheint sich auch abzuzeichnen. Nunja – Kostolany meint: „Eine verpasste Chance ist wie eine verpasste Straßenbahn, Die nächste kommt bestimmt.“ Die kommt möglicherweise zwischen den Feiertagen oder am ersten Handelstag im Januar. Der Januar ist allerdings historisch gesehen der beste Monat im Jahr. Da sollte man vollinvestiert sein. Wichtig: Stopkurse konsequent beachten. Es besteht immer die Möglichkeit, dass man sich geirrt hat. Buffets ausgebuffte Regel Nr, 1 ist: Nicht verlieren!
Zum Thema Inflation. Die derzeitige Inflation in Europa ist m.E. hauptsächlich das Ergebnis von Preisabsprachen der großen Konzerne um 1. die Gewinne zu maximieren – die Kleinen ziehen dann natürlich gerne nach, um auch vom Kuchen etwas ab zu bekommen – und 2. um der EZB einen Grund für Zinserhöhungen zugeben, die Unternehmen (und private Hausbesitzer) mit hohem Verschuldungsgrad in die Pleite treiben („You will own nothing“), die die Großen dann billig einkaufen können.
> Die derzeitige Inflation in Europa ist m.E. hauptsächlich das Ergebnis von Preisabsprachen
Das fundamentale Problem bleibt. Zu grosse Geldmengen, die sehr lange im Dreieck Staaten/Zentralbanken/Privatbanken + einigen Schwerverdienern zirkulierten und dort auch geschaffen wurden. Nichts davon kam in Realwirtschaft und bei den Leuten an. Letztlich sucht sich Geld aber immer seinen Weg und der kann in diesem Fall nur mit Inflation verbunden sein:
https://www.longtermtrends.net/m2-money-supply-vs-inflation/
Wenn es an der Geldmenge läge, müsste es alle Bereiche treffen. Komischerweise waren aber bestimmte Artikelgruppen von der Inflation nicht betroffen. Welche das sind, möchte ich nicht nennen, um keine schlafenden Hunde zu wecken.
Komischerweise fand die Inflation im derzeitigen Ausmaß auch erst seit diesem Jahr statt, obwohl die EZB schon Jahre zuvor massiv Staatsanleihen kaufte und damit die Geldmenge erhöhte. Eine dadurch nachfrageinduzierte Inflation, hätte sich wesentlich langsamer über einen wesentlich längeren Zeitraum entwickelt, als auf einen Schlag.
Geplant waren diese Preisabsprachen schon länger. Wie erklären Sie sich den temporären Angebotsmangel an Klopapier und Speiseöl? Durch zu große Geldmengen?
Desweiteren bezweifle ich stark, dass, egal ob Geringverdiener oder Millionär, vermehrt Lebensmittel nachfragt, wenn er mehr Geld zu Verfügung hat. Mehr als satt, geht nicht. Geringverdiener kaufen dann vielleicht mehr Schnitzel statt Kartoffeln, aber mengenmäßig werden sie kaum mehr nachfragen. Das wäre aber nötig, um nachfrageinduzierte Inflation zu erklären. Wie Sie selbst beschrieben, kam das Geld beim Verbraucher gar nicht an, sondern landete in den Bilanzen maroder Banken und Staaten, die ohne das frisch gedruckte Geld insolvent wären und damit eine Deflationsspirale ausgelöst hätten.
Was aber fragen Banken nach, die in den Genuss von frischem EZB-Geld kommen? Richtig, Aktien, Anleihen, Immobilien. Da hat die Inflation tatsächlich stattgefunden. Schon seit Jahren mit kurzer Unterbrechung Ende Februar 2020. Jetzt wird das Geld aufgrund erhöhter Kapitalkosten sukzessive wieder aus den Anlageklassen zurückgeholt und geht in Lauerstellung. Umlaufgeschwindigkeit: Null.
Im Übrigen hat die einfache Logik, erhöhte Geldmenge bei gleichbleibender Gütermenge verursache Inflation, eine Haken. Es fehlt eine eine Komponente: Umlaufgeschwindigkeit. Was passiert mit der Inflation, wenn das Geld der Bürger, aus welchen Gründen auch immer, im Portemonnaie fest kleben bleibt?
> Komischerweise fand die Inflation im derzeitigen Ausmaß auch erst seit diesem Jahr statt, obwohl die EZB schon Jahre zuvor massiv Staatsanleihen kaufte und damit die Geldmenge erhöhte.
Das ist ja irgendwie der Punkt beim Gelddrucken. Man deckt fortlaufend den Pfennig mit der Mark zu und verschiebt den Zahltag in die Zukunft. Diese „Kaeufe“ haben ja u.a. gerade als Aufgabe die Schuldenbedienung von unten aus dem Realen auf- oder unter Kontrolle zu zuhalten. Jetzt gehts nicht mehr.
> Wenn es an der Geldmenge läge, müsste es alle Bereiche treffen.
Warum? Im Gegenteil, es waere ein Wunder, wenn dem so waere. Und die die es betrifft, sind schon ziemlich gross.
> Wie erklären Sie sich den temporären Angebotsmangel an Klopapier und Speiseöl? Durch zu große Geldmengen?
Ich versuche ja gar nicht, solche Einzelheiten damit zu erklaeren (dazu ist diese Sichtweise nicht gemacht), gerade weil sie den Blick auf das Grundsaetzliche verdecken. Morgen ist es Schokolade oder Spaghetti.
> Es fehlt eine eine Komponente: Umlaufgeschwindigkeit. Was passiert mit der Inflation, wenn das Geld der Bürger, aus welchen Gründen auch immer, im Portemonnaie fest kleben bleibt?
Bei Inflation auf Grundbeduerfnisse ist es vorbei mit dem Kleben. Zum Zusammenhang Umlaufgeschwindigkeit-Inflation gibt es aber auch grundsaetzlich verschiedene Meinungen. Grundsaetzlich heisst hier auch signifikante Breite fuer jede Gruppe mit bestimmter Individualmeinung zum fiskalischen Einfluss. I.M. steigt sie uebrigens wieder:
https://fred.stlouisfed.org/series/M2V (US-Beispiel)
Ganz interessant zum Thema:
„Die ungeheuerlichen Prognosen der Saxo Bank für 2023: Kriegswirtschaft“
https://www.moneycab.com/finanz/die-ungeheuerlichen-prognosen-der-saxo-bank-fuer-2023-kriegswirtschaft/
Und auch diese Jungs liegen bekanntlich meist ziemlich richtig und wissen zumindest wovon sie reden:
„Blackrock sagt, dass wir uns auf eine Rezession einstellen müssen, die anders ist als jemals zuvor“
https://www.businessinsider.de/wirtschaft/finanzen/blackrock-sagt-dass-wir-uns-auf-eine-rezession-einstellen-muessen-die-anders-ist-als-jemals-zuvor-c/