Den Zeitgeist gibts immer nur eine Zeitlang
Viele Leser bewegt aktuell die Frage, wie stabil die aktuellen Religionen sind, mit denen insbesondere die Mediensekten und Schulen die Köpfchen vergiften. Ob aus den Klimaklebern wieder normale Menschen werden können, ob der Ampel der Strom ausgeht und anschließend rechts vor links gilt, wie Uwe Steimle vermutete.
Ein paar Blicke in die Geschichte sind hilfreich.
Das ist den Älteren noch lebhaft in Erinnerung. Die Russen und ihre osteuropäischen Knechte haben über 40 Jahre mit immensem Aufwand versucht, eine kulturelle Hegemonie zu etablieren. Jeder Pups war zensiert, jeder vernünftige Gedanke durfte auf keinen Fall zu Papier gebracht werden, in jeder Schule tummelten sich Stabü- und ML-Schriftgelehrte, deren Kurse einem bis zum Erbrechen eingetrichtert wurden. Es gab allein in der Zone 2,3 Millionen Leute, die daran glaubten oder zumindest so taten. Und weitere Millionen waren verunsichert, schwankten glaubensmäßig wie im Wind. Oder wollten zumindest nicht auffallen. ihre Ruhe haben und enthielten sich jeglicher öffentlicher Ketzerey.
Damals legten die Schamanen des Leninismus größten Wert darauf, jedem lebenden menschlichen Wesen, welches in ihre Fänge geriet, ein klares Bekenntnis zum Materialismus abzupressen. Dieses Gleubensbekenntnis ist mit dem Zusammenbruch der Sowjetunion binnen weniger Jahre völlig aus der Mode gekommen. Im Herbst 1989 lagen die Parteibücher zu Millionen in den Mülleimern.
Man sollte auf Befehl der neuen Herren nach 1990 an die eigene Minderwertigkeit, das Waldsterben, die Erwärmung, seltsame „Werte“ oder einen bunten Strauß von Geschlechtern glauben. Die Magnaten sitzen nicht mehr im Kremlin oder in der Reichskanzlei, sondern in Genf, Long Island, Seattle oder Hollywood. Sie bestimmen zum Beispiel durch Zeitungs- und Medienbesitz die Nachrichten, machen sich Kanalarbeiter im Fernsehen gefügig (schönes Beispiel: Selinskyj), subventionieren die Theater oder arbeiten mit großzügigen Filmförderinstrumenten. Wir befinden uns in einer Verpuppung des Sozialismus, der die ökonomische Basis der Gesellschaft völlig Piepe ist, im Reiche des trittinschen Primats der Politik.
Aber ist so etwas stabil? Auf keinen Fall! Wenn das Land genügend heruntergewirtschaftet ist oder die persönlichen Interessen stark mit dem frisch eingepaukten Glauben kollidieren, werden störende Heilslehren schnell beiseite gelegt. Das war 1944 und 1989 so, aber auch in der Reformation. Ich hatte auf meinem Blog schon berichtet, wie damals binnen von nur zwei Jahren das edle Stifungswesen und der törichte Ablaßhandel vollkommen zusammenbrachen. Tausende Holzschnitzer und Bildhauer wurden arbeitslos und mußten sich beruflich neu aufstellen. Es reichte, daß das Seelenheil kostenlos verhießen wurde.
Wir könen uns bestimmt darauf verlassen, daß Langstreckenluisa in einigen Jahren so irrelevant sein wird, wie Johann Tetzel, Adolf Hitler oder Leonid Breshnjew. Die Priester an den Altären des Zeitgeists gehen den Weg allen Fleisches.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Wenn eine Seite nun besonders hervortritt, sich der Menge bemächtigt und in dem Grade triumphiert, daß die entgegengesetzte sich in die Enge zurückziehen und für den Augenblick im Stillen verbergen muß, so nennt man jenes Übergewicht den Zeitgeist, der denn auch eine Zeitlang sein Wesen treibt.“ (Geh. Rath v. Goethe)
Danke für diese Ermutigung!
„Es gab … Millionen Leute, die daran glaubten oder zumindest so taten. Und weitere Millionen waren verunsichert, schwankten glaubensmäßig wie im Wind. Oder wollten zumindest nicht auffallen. ihre Ruhe haben und enthielten sich jeglicher öffentlicher Ketzerey.“
Ja, was soll man tun in einer Zeit, in der Verrückte, die allein mittels des Geldes über politischen Macht- und medialen Masseneinfluss verfügen, bestimmen, wie man als Einzelner zu denken, zu leben und sich zu verhalten hat.
Der Marxismus-Leninismus hat sich durch die Geschichte als unfähig erwiesen. Nur noch wenige suchen heute verzweifelt nach Fragmenten dieser Ideologie, um in globalen Situation der Ratlosigkeit, der Naturzerstörung, der Krisen und Kriege die These zu bestätigen, dass die Lehren von Marx, Engels und Lenin (und Stalin) allmächtig seien, weil sie wahr (wissenschaftlich begründet) sind.
Diese Leute wenden oft zu recht ein, dass der Kapitalismus und die „freie Marktwirtschaft“ weltweit auch heute nicht befähigt sind, die Probleme zu lösen, sondern vielmehr noch zu deren Verschärfung führen. An dieser Stelle scheiden sich zwangsläufig der Gester.
Aber was will ich? Was will ich heute, wenn ich an „die aktuellen Religionen, mit denen insbesondere die Mediensekten und Schulen die Köpfchen (der Kinder) vergiften“, denke?
Die Gender-Ideologen, die Klimarettungs-Ideologen, die Globalisierung-Ideologen, die US-Weltbeherrschungs-Ideologen und die Bilderstürmer, die Kulturzerstörer, die Volkserzieher usw. … ich hasse sie wie die Pest. Ich hasse diejenigen, die sich im Alleinbesitz der Wahrheit wähnen, und die, die uns absichtlich gewalttätige Terroristen in Anpassung an den Zeitgeist als Aktivisten vorführen ( früher in der DDR gab es die Medaille „verdienter Aktivist des Volkes“ ).
Ich will einfach nur an das glauben, was mir heilig ist, was mein Leben einen Sinn gab und immer noch gibt.
Was die Reformation angeht, war sie eine Befreiungsbewegung der deutschen Magnaten (vom römischen Recht, wie Karl M. schrieb), denen das Reingerede der Päpste auf den Senkel ging.
Wie hierzulande üblich, schlossen sie sich jedoch keineswegs den Humanisten und Fortschrittlichen der damaligen Zeit an, sondern versanken in blutigen Kriegen, Zunft- und Beamtenunwesen, Dummgeschwätz der diversen Reformatorenschulen, verpassten die englischen, französischen, spanischen, niederländischen, ja sogar die italienischen Eroberungen und Entdeckungen, die beginnende Industrialisierung usw. usf.
Das eigentliche Hungern und Sterben begann hier lange vor dem 30jährigen Krieg mit dem Zusammenbruch der alten Handelsrouten.
Und an dieser Condition Germanica hat sich nichts geändert und wird sich nichts ändern; das ist kein Zeitgeist, sondern deutscher Fluch.
Nach dem einen Zeitgeist kommt dann eine Wende incl. Wendehälsen – und weiter geht’s mit neuem Zeitgeist und altem Personal.
Für einen Hammer sieht alles wie ein Nagel aus. Wenn @Trotz Ski über Deutsche lästern kann, ist er ganz vorne mit dabei. Martin Luther hat mit der Bibelübersetzung ins Deutsche epochales geleistet, denn durch Selberlesen erwachte das einfache Volk aus seiner geistigen Unmündigkeit. Anstatt wie Engländer und Franzosen auf Eroberungstourneen zu gehen und indigene Völker auszurotten, beschäftigte man sich in D. mit dem Optimieren und Perfektionieren dessen, was man hatte, inklusive der Sprache.
Was die Sekten und den Zeitgeist angeht, gibt es auch hier wieder den deutschen Impetus: wenn die Richtung einmal erkannt ist, überbietet man sich gegenseitig um dann über jedes Ziel hinauszuschießen. Es wäre vom Einzelnen zuviel verlangt, dabei über Sinn, Moral oder Verhältnismäßigkeit nachzudenken, siehe Korona.
Beim Thema Religion muß ich widersprechen, denn es gibt derer zumindest zwei, denen es gelungen ist, ihre Anhänger in mafia-ähnlicher Abhängigkeit zu organisieren: wer einmal drin ist, kommt lebendig nicht wieder heraus. Das funktioniert dort schon seit Jahrhunderten, wenn nicht Jahrtausenden, denn diese Vereine gibt es immer noch, eben wegen ihres mafiotischen Prinzips: bedingungsloser Gehorsam nach innen, eiskalter Herrschaftsanspruch nach außen. Die Freimaurer versuchten, ihre Logen nach dem gleichen Prinzip zu gestalten, aber wieweit sie damit Erfolg haben, kann ich als Außenstehender nicht beurteilen.
Na, gegen die deutsche Sprache habe ich nichts gesagt, wie käme ich dazu! – und sonst lese ich eher Zustimmung, besonders was C., Denunziantentum und Kadavergehorsam angeht.
Allerdings kannte ich einige Freimaurer, die machten jetzt nicht den genannten Eindruck. Was in der Loge nächtens vorgeht, weiss ich natürlich auch nicht.
Ein knapper Querschnitt zu den Zeitgeistern gerät notgetdrungen etwas holzschnittartig und ließe sich in alle Richtungen differenzieren (Mathematiker: weghören). Ich hatte beispielsweise vor rund 50 – 60 Jahren eine marxistische Jugendverirrung, woraus man später höchstens persönliche Schlüsse ziehen kann in Richtung Kinder / Enkel. Beispielsweise: Lest das Manifest gründlich und nüchtern, macht euch schlau über die Weltgeschichte des Sozialismus…
Hallo Joseph Hausmann.
Wenn ich Sie richtig verstehe, meinen Sie eine ideologisch bedingte „Jugendverirrung“ in der Zeit der Studentenrevolten in Frankreich, in Deutschland (z.B. in Westberlin gegen den Schah von Persien), nach dem Mauerbau marxistische FDJ-Aufmärsche mit Fackel und Blauhemd in der „Hauptstadt DDR“ und maoistische Jugendaktivitäten in Ländern, die nicht eindeutig den großen Lagern zuzuordnen waren. In diese Zeit fällt auch die Bewegung des Prager Frühlings.
Als 1949 mein Vater, den ich zuvor nie gesehen habe, aus russischer Kriegsgefangenschaft heimkehrte, war er ein gebrochener Mann. Sein Unwille richtete sich gegen mich, weil ich, damals siebenjährig, einmal einen Spielzeugpanzer von einem Mitschüler nach Hause mitbrachte. Er hatte mich dafür hart bestraft. Ich verstand das nicht und fand jahrelang kein Vertrauen zu ihm, er war mir ein Fremder.
Etwa zehn Jahre später erzählte er von seinen furchtbaren Erlebnissen und ich verstand ihn, vertraute ihm immer mehr und wollte von ihm wissen, was die Ursachen für Not, Elend und Zerstörung sind, denn in Städten meiner Nähe waren noch zerschossene Ruinen.
Mein Vater war kein Kommunist, denn er ging als NSDAP-Mitglied in den Krieg, wäre bei Riesa nach der Gefangennahme beinahe erschossen worden. Dennoch war er der Meinung, vom Führer betrogen worden zu sein.
Er verlangte von mir, das „Kommunistische Manifest“ zu lesen, damit ich verstehe und wisse, wer die Geschichte lenke; keinesfalls sei das der „allmächtige und gerechte liebe Gott“. Das führte mich in den 60er Jahren zur intensiven Beschäftigung mit dem Marxismus-Leninismus. Das Ergebnis war auch eine Jugendverirrung, denn an der Oberfläche der Lehre schien alles erklärt. Nur der gravierende Widerspruch zwischen Theorie in Allgemeinem und Praxis in Einzelnem vertiefte sich in den 70er Jahren und führte zunehmend in den 80ern zur Implosion der dysfunktional existierenden DDR. Nur wenige wollten das wahrhaben. Wo 1000 Mann, versammelt in einem Block, „Hurra“ schreien, sagte auch ich kleinlaut „Hurra“. Das war mein Fehler.
Ich rechne mich deshalb auch zu den „2,3 Millionen Leute, die daran glaubten oder zumindest so taten“ als sei der Sozialismus Sieger der Geschichte. Es tat mir weh, mich selbst betrogen bzw. mich betrügen lassen zu haben, und dies auch noch in der Tätigkeit als Pädagoge.
Danke für Ihre persönliche Antwort @Joa Miebach, Wir haben sicher durch die DDR Vergangenheit einiges gemeinsam, doch keinen Grund zum schlechten Gewissen o.ä. Hat sich im Politbetrieb irgendetwas wesentlich verbessert? Bleiben Sie gesund und guter Dinge, genießen Sie den Herbst! (Morgen geht es wieder in den Thüringer Wald.) 🙂
Held sein ist oft leicht. Umfallen, das die ganze Zeit zu wissen und dann trotzdem wieder aufstehen, das ist schwer.
Es bleibt wohl nur ein Mittel:
hxxps://www.youtube.com/watch?v=2pAr1IMiP6A
Interessant, dass man schon vor 40 Jahren den Blick dafür hatte.
Kein Wunder, der schlaue Beobachter Max Goldt eben. Und vor mehr als 20 Jahren hat er sich bereits über geschlechtergerechte Sprache lustig gemacht hat. Guter Mann.
Sehen Sie, alles kommt wieder – und wir leben immer noch.