Das Desaster der Rente kommt bestimmt

Der Arbeitgeberpräsident (und nicht nur der) hat den Finger auf die Wunde gelegt. Er rechnet in den nächsten fünf Jahren für die deutschen Rentenkassen mit großen Problemen.

Das derzeitige Energiepreisniveau von einer Trittinschen Kugel Eis kann natürlich alles ins Rutschen bringen, zum Schluß auch die Rente. Glücklich sind die, die nicht viel bekommen. Wenn ich pensionierter Rundfunkintendant wäre, würde ich mir Sorgen machen und schon mal ein paar attraktive Müllkübel beobachten, aus denen ich zukünftig Pfandflaschen angeln könnte.

Ich habe mir schon lange Gedanken gemacht, wie man der Altersarmut entgehen kann. Seit meiner Jugend habe ich statt Ziergehölzen Obstbäume gepflanzt. Einige aus den 80ern mußte ich bereits ersetzen. Das Ernten ist aufwändig, erspart aber eine Menge Frankfurter Lira, zumal wenn alleine der Hund jeden Tag vier Äpfel reinschlingt. Gestern haben wir köstliches Quittengelee gekocht. in der Kühltruhe lagern etliche Beutel mit gefrorenen Aprikosen aus dem pannonischen Garten Eden.

Im gesetzten Alter habe ich mit der Schafshaltung angefangen und zwei Hektar Wald gekauft. Das hilft über den Winter, aber für Wasser, Abwasser, Strom, Diesel, Kettenöl, Grund- und Hundesteuern braucht man Frankfurter Kupfer-Nickel-Chips oder buntes Papier aus den immer schneller rotierenden Druckmaschinen von Giesecke+Devrient aus der Münchner Prinzregentenstraße.

Ich hatte meinen Lesern empfohlen, die Löcher in der Hauswirtschaft mit Aktiengewinnen zu stopfen. Letztes Jahr hat das mühelos funktioniert, heuer ist es aufregend. Die Portfolios der Freundin, des Jüngsten und von mir sind auch 2022 in Summa alle im Plus, schlagen aber die Inflation nicht ganz. Man müßte 8 % Gewinn machen, das ist bisher nicht gelungen, was vor allem daran liegt, daß Gazprom und Norilsk Nickel wegen den Sanktionen komplett ausgefallen sind.

Es hat sich bewährt, daß unser Russenanteil nur bei etwa 3 % lag, aber so hoch ist etwa der Schaden, für den man sich um den Spott von Melnyk und Selinskyj nicht sorgen muß. Die Lehre ist, daß man politische Risiken viel höher als in vergangenen Dekaden einpreisen muß.

Und die Aktien sind auch prinzipiell sehr politisch. Ein Land, das komplett von Schildbürgern und Phantasten rumgeschubst wird, hat kaum noch zukunftsfähige Firmen. Hochgerüstete Länder mit Selbstbewußtsein und Kernwaffen haben beim Schutz ihrer Unternehmen und ihres Handels Vorteile. Ich zeige das mal an einer kleinen Tabelle:

1 Jahr 5 Jahre
Dow Jones minus 9 % plus 39,4 %
S+P 500 minus 16,4 % plus 49,6 %
CAC 40 (Frankreich) minus 8,2 % plus 14,8 %
DAX (Kursindex) minus 19,1 % minus 14,6 %

Im 5-Jahreshorizont scheiden sich die Geister. Die bleiernen Merkeljahre lasten. Um den DAX mit den anderen Indizes vergleichbar zu machen, muß man übrigens den Kursindex nutzen, der von den üblichen Angaben abweicht.

In diesem Jahr hatte ich Energie, Rohstoffe, Tabak, Alkohol und Waffen sowie von den Regionen Amerika, Australien, Großbritannien, Kanada, Frankreich, Tschechien und Japan übergewichtet, Sonst wäre ich in 2022 nie auf ein Plus gekommen. Den Technologieaktien war ich im ersten Halbjahr komplett aus dem Weg gegangen und hatte mir damit die Teilnahme am großen Absturz des Nasdaq verspart. Inzwischen habe ich von den gefallenen Engeln einige dienstbar gemacht: ASML, Samsung, Advantest, Cellink, Adobe und Qualcomm.

Die Strategie des passiven Weltportfolios teile ich nicht. Man muß schon sehen, wohin der Hase gerade läuft. Derweilen achte ich sehr auf das Eigenkapital, weil die Zinsen steigen und auf auskömmliche Margen.

Wo das Nachhaltigkeitsgedrängel der Investoren besonders dicht ist, bin ich vorsichtig. Wenn die Firmen entsprechend den Lenkungsvisionen der Brüsseler Gesellschaftsklempner zu sehr mit Geld geflutet werden, wachsen Leichtsinn, Arroganz, Verschwendung und Mißwirtschaft. Wer mal in einem volkseigenen Kombinat gearbeitet hat, hat das von der Pike auf gelernt.

Die Ampel hat in ihrem Koalitionsvertrag einen kleinen Staatsfonds vereinbart. Der wird vermutlich in den DAX investieren und ist dann wie Riester am Höllenschlund eine als zu leicht befundene Totgeburt. Das mit den Aktien als zweite Rente muß man in die eigene Hand nehmen.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: “ Ich habe übrigens generell eine Faustregel: Wenn die Börse auf gute Nachrichten nicht mehr reagiert, herausgehen – und wenn schlechte Nachrichten keine Wirkung mehr haben, hereingehen.“ (André Kostolany)