Wenn es zu bunt wird
Vorgestern hatte ich den Politikern ans Herz gelegt, etwas mehr Buntheit in den Parlamenten zu wagen, und heute schreibt Konrad Kustos, daß es ihm außerhalb der Parlamente, nämlich mitten in Berlin zu bunt wird.
Recht hat er. Die alte biblische Geschichte vom Turmbau zu Babel endete mit einer Ruine, weil sich die Leut nicht mehr verstanden. Hier der Eintrag von Konrad:
Insgesamt sind 190 Nationalitäten in Deutschland vertreten, das ist wahrlich eine bunte Mischung in einem kleinen Land, und der Zuwachs hält an. Kein Wunder, dass die Berliner Morgenpost auf Seite 1 stolz titelte: „Berlin wächst und wird europäischer“, um auch noch den umseitigen Aufmacher mit „Berlin wird immer internationaler“ zu überschreiben. Und anderswo heißt es: „Die Migration macht Berlin bunter.“ Wäre die Presse ausgewogen, läse man auch einmal „Immer weniger Berliner in Berlin“ oder „Immer weniger Deutsche in Deutschland“, doch die Informationslage des Mediennutzers ist nicht ausgewogen. Und eine „bunte Gesellschaft“ kann man positiv oder negativ interpretieren. Ein paar Vögel schließlich sind ein herrlicher Anblick, doch kommen sie in Scharen, ist es schon Stoff für einen Hitchcock-Thriller.
Weil Berlin in dieser Internationalisierung durchaus Vorreiterfunktion hat, interessieren hier vielleicht einige aktuelle Fakten aus den letzten zugänglichen Quellen. An der Spree siedeln derzeit vor allem Polen, Italiener, Bulgaren und Rumänen. 225.000 zusammengezählt. Insgesamt sind es 550.000 Ausländer, wenn man die migrativ behintergrundeten deutschen Staatsbürger nicht mitzählt. Das ergibt eine Rekordquote von 15,6% im Stadtgebiet. Inklusive der deutschen Passbesitzer mit migrativen Wurzeln und ohne die Illegalen liegt die nichtdeutsche Einwohnerzahl bei knapp unter einer Million. Bei 3,5 Millionen Einwohnern gesamt bedeutet das bei den Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren in Berlin 44,7% mit ausländischen Wurzeln; in manchen Gebieten sind mehr als drei von vier Kindern entweder neudeutsche Migranten oder ausländische Migranten. In den westlichen Bezirken, also jenen, die schon länger die Segnungen des billige Arbeiter suchenden Kapitalismus erfahren haben, ist jeder fünfte fremder Herkunft.
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2 Antworten auf “Wenn es zu bunt wird”