Lügenpresse in der Krise?
Oft wird uns berichtet, daß die Auflagen der Zeitungen zurückgehen. Auf der Internetseite der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern (IVW) kann man das ständig verfolgen. Das ist also die Zeitungskrise. Die habe ich mit der Überschrift aber nicht gemeint.
Die Lügenpresse hat nämlich auch eine Krise, wenn sie nicht lügt. Dann ist es nämlich keine Lügenpresse, sondern eine ganz normale Zeitung. Also heute will ich mal nicht tadeln. Sondern loben, loben, loben…
Mir sind da zwei Artikel aufgefallen, die völlig aus dem Rahmen fallen. Die FAZ setzte sich mit dem Dämmwahn auseinander und schrieb Klartext:
Vergangene Woche ist mal wieder die Welt unter gegangen. Zumindest klingen so die Klagen aus der Gebäude-Dämmindustrie und den mit ihr verbandelten Propagandatruppen: Klimaschutz geopfert, Energiewende vor dem Aus. Da Wirtschaftsverbände nie selbstlos jammern, liegt der Verdacht nahe, dass es in Wirklichkeit um mehr geht als um schmelzende Pol-Kappen (falls überhaupt): Da fürchtet, ganz simpel, eine Branche um ihre Pfründe, sieht bereits einkalkulierte Aufträge davon schwimmen. Umso schöner für die Herren der Industrie ist es, wenn das große Lager der Öko-Krieger mitheult, das macht die Sache weniger verdächtig.
So beginnt ein Artikel von Georg Meck. Er ist kein Journalist, sondern hat in Tübingen Volkswirtschaftslehre, Politik und Spanisch studiert. Vielleicht müssen wir uns Meck merken und nicht meckern.
Der zweite Kohoutek der Woche ist Daniel Wetzel, der schon mehrmals durch einen für Journalisten überdurchschnittlichen Intellekt aufgefallen ist. Unter der Überschrift „Macht der Infraschall von Windkraftanlagen krank?, berichtete er von der Windkraftfront in Dänemark:
Beim ersten Test begannen die Tiere zu schreien. „Sie tobten mit einem schrillen Kreischen in ihren Käfigen und begannen sich gegenseitig zu beißen“, sagt Kaj Bank Olesen, Nerzzüchter in Vildbjerg, Dänemark. Als seine Tierärztin im Morgengrauen die Polizei in der Gemeinde Herning anrief, um die neuen Windkraftanlagen hinter Olesens Bauernhof abschalten zu lassen, lag schon ein halbes Dutzend Tiere tot in den Käfigen. Mehr als 100 hatten sich gegenseitig so tiefe Wunden zugefügt, dass sie getötet werden mussten.
Die Vorkommnisse auf Olesens Nerzfarm in der Nacht zum 6. Dezember 2013 haben viele der so ökologisch orientierten Dänen verunsichert. Macht Windkraft krank? Erzeugen die Turbinen Schwingungen unterhalb der Hörbarkeitsgrenze, die Tiere verrückt machen und vielleicht auch die Gesundheit von Menschen belasten?
Das Schicksal des jütländischen Nerzzüchters machte landesweit Schlagzeilen und beschäftigte sogar das Parlament in Kopenhagen. Und seitdem hat die Energiewende ein Problem, wie Jan Hylleberg eingesteht, der Vorstandschef des Verbandes der dänischen Windindustrie: „Ein Großteil der dänischen Kommunen hat die Pläne für neue Windparks auf Eis gelegt, bis die staatliche Untersuchung über die Gesundheitsprobleme durch Infraschall abgeschlossen ist.
So beginnt der Artikel über Gesundheitsprobleme vieler Anwohner von Windmühlen. Wetzel hat sich nicht erst mit Greenpeace und BUND abgestimmt, sondern berichtete kritisch, auch über die fragwürdige Positionierung des Umweltbundesamts. So frisch stelle ich mir Journalismus vor.
Aber die nächsten Tage wird das helle Licht der Aufklärung sicher wieder ausgeknipst und wir werden Beiträge über Palmen in der Antarktis, randalierende Polizisten und den Dresscode von Ampelfrauen lesen. Der Weg zurück zur Rationalität ist lang.
Also heute hat Daniele Raffaele Gambone in der WELT über „Hart aber fair“ berichtet:
Weder geht, wie von den Gegnern gerne beschworen, das Abendland unter, noch gerät die Männerwelt bedrohlich in die Defensive, wenn mancherorts stilisierte Frauen den Verkehr regeln. Andererseits stellt das auch keinen Schritt zu mehr Gleichstellung oder Gendergerechtigkeit dar. Schon deshalb, weil keine Einigkeit darüber herrscht, wie feminin eine solche Ampelfrau überhaupt aussehen darf.
Da sind wir schon wieder bei der täglichen Diskriminierung durch die Lügenpresse. Von Ampelmännern hat noch niemand geschrieben, es sind immer Ampelmännchen. Wieso um Himmels Willen schreibt Gambone denn „Ampelfrau“? Aus Gründen der Gleichberechtigung müßte das Symbol doch Ampelfrauchen heißen, oder von mir aus Ampelfräulein…
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