Habeck, Katja und das Krokodil

Die Situation im Bundesmärchenministerium ist auf den ersten Blick unübersichtlich. Wie kann man die Nichthandlungsstränge des Kinderbuchautors Habeck auflösen? Vielleicht mit dem Plot eines Kinderbuchs? Vor einigen Tagen habe ich mehr per Zufall in „Katja und das Krokodil“ Aufklärung und Ergötzung gefunden.

Das Buch wurde etwa 1961 in der sog „Tauwetterperiode“, einer kurzen Zeit liberaler Zensur, von Nina Gernet und Grigori Jagdfeld geschrieben und ist der russischen Erzähltradition des absurden Realismus verpflichtet, in welche auch das etwa gleichzeitig erschienene „Der Meister und Margerita“ einzuordnen wäre.

antiquarisches Buch – N. Gernet – Katja und das Krokodil (Kleine Jugendreihe ; 2/1962)   Als Bücher noch 35 Pf. kosteten

Katja soll einen Nachmittag lang fünf Tiere aus dem Staatseigentum – einen sprechenden Star, zwei Karnickel, eine Schildkröte und als Krone der Schöpfung ein Krokodil – bewachen, gleichzeitig aber Haferflocken für die beiden weißen Kaninchen einkaufen. Der kleine Zoo enspricht in seiner Vielfalt dem von Märchenrobert zu managenden deutschen Kraftwerkspark.

Katja passiert dasselbe wie Märchenrobert: Sie kommt auf der Zeitschiene in Verzug und erfüllt ihre Pflichten nicht. Nach dem Einkauf der Haferflocken trifft sie nämlich zufällig auf Tanja, die das Kroko sehen soll. Tanja will aber noch ihre Freundin Lilja mitnehmen, die erst noch gesucht werden muß. Als Lilja endlich gefunden ist, will diese wiederum nicht ohne Schura das Krokodil ansehen. Eine aufdringliche Kinderfrau schließt sich auch noch an, als Schura aufgestöbert wurde. So vergeht die köstliche Zeit. In Berlin ist die Lage ganz ähnlich: Robert muß noch auf Annalena, Saskia, Luisa, Ricarda und Annalenas Kindermädchen Frau Morgan warten, bevor er mit den Kernkraftwerken zum Schuß kommt. Zu spät, als das Kraftwerkspersonal schon gekündigt hat und keine Brennstäbe mehr da sind.

Die Schildkröte hatte in der Zwischenzeit so wie der ehemalige E-On-Kraftwerkspark mehrere Eigentumswechsel zu erdulden. Eins der Kaninchen wurde so wie die deutschen Gasspeicher achtlos in eine Nachbarwohnung entsorgt und gelangt über den Umweg des Fundbüros und einer Tortenschachtel wieder zurück. Die Badewanne war inzwischen übergelaufen und das Kroko konnte flüchten, ebenso wie der Star. Als Katja mit ihren Freundinnen endlich in die Wohnung kommt, ist ein Wasserschaden da und das ganze Staatseigentum vertuckelt, verschenkt, vertändelt und w wie weg.

Sehr unterhaltsam der Plot. Als ich das mit acht Jahren gelesen hatte, habe ich mich fast totgelacht. Inzwischen ist der Humor etwas gedämpft, da mir der Ernst der Trödelei-Geschichte vor Augen steht. Tausende Leute werden diesen Winter erfrieren, Millionen in Armut fallen, falls Petrus beim Temperaturdesign nicht ein mittleres Wunder vollbringt. Die Scherben aufkehren kann nach Lage der Dinge nur die AfD, aber niemand weiß, wie weit sie von der Übernahme des Kanzleramts noch entfernt ist.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Armut selbst macht stolz, die unverdiente.“ (Geh. Rath v. Goethe, 1797)

 

Foto: Prabel