Der Kampf mit dem chinesischen Drachen

In den letzten Tagen bliesen die Trompeten, welche die Große Chinesische Mauer zum Einstürzen bringen sollen, so wie weiland die Posaunen vor den Mauern von Jericho. Sowohl die Lügenpresse wie auch das zwangsfinanzierte Staatsfernsehen, und in deren Gefolge auch das Auswärtige Amt und das Wirtschaftsministerium waren einhellig beflissen China nun für seine Islampolitik strafen zu wollen.

Da stellen sich zunächst einige Fragen der Logik. Warum hat man es verabsäumt die Ukraine 2017 wegen dem Sprachengesetz zu maßregeln? Da wurden ja auch Minderheiten kujoniert. Warum war den Propagandisten in Berlin und deren Instrukteuren in Genf und auf Long Island der Umgang zum Beispiel mit Falung Gong egal? Lassen wir diese moralinlastigen Fragen mal beiseite und kommen zu des Pudels kulturellem und ökonomischen Kern.

Die marxistisch angehauchte Sekte im westdeutschen Ideologiebetrieb geht davon aus, daß die herrschende Klasse – darunter wird selten die Staatsbürokratie verstanden – also die massentierhaltenden Grundbesitzer, der waldbesitzende Adel oder die Bourgeoisie die politischen Fäden zieht, den sogenannten Überbau beherrscht. Zum Letzteren gehört der Staat mit seinen Institutionen. Eine erste Ableitung dieses Basis-Überbau-Märchens ist die Steuerung von Putin durch Oligarchen, die zweite die fragwürdige These vom Wandel durch Handel.

Der bärtige Patriarch Karl Marx hatte Mitte des 19. Jahrhunderts vermutet, daß die britische Kolonialherrschaft in Indien sehr rasch westeuropäische Verhältnisse schaffen würde. Nun, es gibt einige Ansätze: Die Witwenverbrennung ist aus der Mode gekommen, man wirft sich nicht mehr unter das Rad der Göttin Juggernaut, und die britische Herrschaft hat einige Spuren im Rechtssystem und im politischen System hinterlassen. Ansonsten denkt und wirtschaftet man aber recht traditionell und die Kuh ist immer noch heilig. Auch in Afrika hat der Kolonialismus an den traditionellen Denkweisen nicht viel geändert. In Rußland und China sollen die deutschen Instrumente des Kolonialismus, die in Kamerun und Südwest seinerzeit versagt haben, nun wirksam werden?

Als Bourgeoisie werden uns von den Medien derzeit die Oligarchen verkauft, welche angeblich das russische Staatsschiff steuern oder zumindest mitnavigieren sollen. Um dem naiven Medienkonsumenten das glaubhaft zu machen werden den Russen die Luxusschiffe weggenommen. In Wirklichkeit stehen die chinesischen Unternehmer genauso unter der staatlichen Fuchtel wie die russischen oder die deutschen. Letztere haben ihr Geschäft unter dem Schirm der Merkelidioten in den letzten zwei Jahrzehnten auf China orientiert oder nach China teilausgelagert. Sogar für das fragile Wirecard wollte Dr. M. im Reich der Mitte noch eine muchtelige Nische finden.

Erstens gibt es die Grundsatzfrage, ob kulturelle Befindlichkeiten den asiatischen Despotien wichtiger sind, als ökonomische Vorteile. Der Ausgang des Vietnamkriegs, der zweifachen Afghanistanbesetzung, des Irakkriegs und der Kulturrevolution zeigen uns, daß wirtschaftliche Vorteile allenfalls von Interesse waren, solange sie in private Tasche flossen. Das ist in China etwas eingeschränkt. Es gab zwar immer Korruption, aber sie wurde auch ständig mit härtester Konsequenz bekämpft. Die Behauptung der kulturellen Identität hatte in Asien und Afrika immer Vorrang vor wirtschaftlichen Erwägungen.

Nun ist es die zweite Frage wer handelspolitisch am längeren Hebel sitzt, wenn Annalena und Märchenrobert dem ökonomischen Status Quo den Krieg erklären. Die NGO-Korsettstange im Auswärtigen Amt (Morgan) hat bereits mit Strafzöllen gedroht. Aber ist Deutschland als rohstoffarmer und damit abhängiger Exportnation wirklich gedient, wenn die eingespielten Regeln des  internationalen Handels außer Kraft gesetzt werden?

Ich hatte einen Verwandten, der öfter nach China geflogen ist, um deutsche Ware zu verkaufen, oder besser: Mit den dortigen Behörden über die Bedingungen zu verhandeln, als da waren: chinesische Normen, Umweltauflagen, Arbeitsschutzsachen, Emissionen, Deklarationen usw. Der Chinese ist bei der Erfindung von Handelschikanen genauso erfinderisch wie Frau Morgan und ihre Marionetten Annalena und Märchenrobert.

Den sich abzeichnenden Handelskrieg wird derjenige verlieren, der mehr erpreßbares Zeugs im Feuer hat. Und das sind trotz einigen chinesischen Einkäufen in Europa (Kuka, Volvo …) die Europäer, insbesondere die Deutschen (mindestens der halbe DAX, allen voran der Staatskonzern VW). Auch was die Rohstoffe betrifft hat China die besseren Karten. Es braucht nicht unbedingt die deutsche Braunkohle, die deutsche Industrie benötigt aber seltene Erden (85 % der Weltproduktion in China), Wolfram (82 %), Antimon (80 %), Blei (49 %), Bauxit (44 %) und Zink (37 %). Das sind chinesische Trümpfe im Blatt, während Deutschland die Peterkarten verwaltet. Alle chinesischen Rohstoffe gehören nach alter Väter Sitte dem Staat und werden zentral beplant. Im Jahr 2017 belegte China hinter Brasilien, USA und Südafrika Platz vier der deutschen Einfuhren von mineralischen Rohstoffen aus nicht europäischen Ländern.

Nach grober Analyse sitzt China im Falle eines Handelskrieges oder von Sanktionen eindeutig am längeren Hebel. Die deutsche Politik hat was die Bedeutung von Ressourcen betrifft sowohl vor dem WK I als auch in den 30er Jahren dieselben Fehleinschätzungen getroffen, wie derzeit wieder. Der Berlinumzug der Bundesregierung war der Wendepunkt der Bundesrepublik. Seitdem herrschte eine unangemessene Großmäuligkeit mit nix dahinter.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: Wenn eine Ratte sterben will, beißt sie der Katze in den Schwanz. (Chines. Sprichwort)

 

Beitragsbild von B. Zeller aus ZZ. Heute: Faktenchecker bestätigen: Es gibt überhaupt keinen Schlaf in den Uhren.