Gaskraftwerke sind keine Lösung

Klaus-Dieter Humpich hatte kürzlich einen Eintrag auf der Achse eingestellt, wo er darlegte, daß nach den Brüsseler Regeln der Taxometrie Gaskraftwerke als Brückentechnologie von Kohle zu Wasserstoff nicht wirtschaftlich betrieben werden können.

„Erdgaskraftwerke, für die eine Baugenehmigung bis 2030 erteilt wird, erfüllen nur dann die Taxonomie, wenn sie weniger als 270 g CO2 e/kWh freisetzen oder 550 kg CO2 e/kW als Mittelwert über 20 Jahre. Um die Tragweite dieser beiden Zahlen zu verstehen, sind eine kleine Zwischenrechnung und etwas Fachkenntnis notwendig.

Die modernsten Erdgas-Kombi-Kraftwerke, die man kaufen kann, haben einen elektrischen Wirkungsgrad von 60%, aber auch nur in ihrem Bestpunkt im Grundlast-Betrieb (d.h. sie laufen 24 h täglich, 7 Tage die Woche durch). Wären also genau die Kraftwerke, die nach unserer Talkshow-Königin Claudia Kemfert die Netze „verstopfen“ würden. Unsere Windmüller und Sonnenkönige brauchen aber Kraftwerke, die nur ihre wetterabhängigen Lücken auffüllen. Sonst müsste ihr Strom kostenpflichtig entsorgt werden. Im realen Netz kann deshalb auch ein modernstes Kombi-Kraftwerk nicht einen Wirkungsgrad von 60% im Lastfolgebetrieb einhalten. Doch auch schon dieser Wert wäre im Sinne der Taxonomie tödlich. Wenn man eine Kilowattstunde Erdgas verbrennt, werden ungefähr 200 g CO2 erzeugt. Bei einem Wirkungsgrad von 60% werden somit über 330 g CO2 für jede kWh elektrischer Energie erzeugt. Oder anders herum: Wenn man nur 270 g CO2 freisetzen darf, wäre ein Wirkungsgrad von 74% erforderlich. Das ist aber für ein (rein elektrisches) Kraftwerk thermodynamisch unmöglich.

Betrachtet man den anderen möglichen Grenzwert von 550 kg CO2 e/kW als Mittelwert über 20 Jahre, sieht die Sache nicht viel besser aus: Wenn die Leistung von 1 kW das ganze Jahr über betrieben wird, ergibt das eine Arbeit von 8.760 kWh. Bei der Verbrennung von 8.760 kWh Erdgas würden rund 1.752 kg CO2 pro Jahr erzeugt. Es dürfen aber nur 550 kg CO2 e/kW im Jahresmittel freigesetzt werden. Daraus folgt, dass die Anlage nur 2.750 Stunden (Jahresnutzung 31%) im Jahresmittel betrieben werden darf. Ein reines Spitzenlastkraftwerk, was nicht ausreicht, um die Dunkelflauten in Deutschland aufzufüllen. Von Wirtschaftlichkeit ist hier ohnehin nicht die Rede. Von dem kleinen fiesen e im Grenzwert auch nicht. Hier müssen die Schadstoffe, der Transport und die Leckagen (CH4 hat den Faktor 25) mit ihren „Treibhausgaswerten“ noch hinzu gerechnet werden. Die einschlägig bekannten „Abmahnvereine“ der Dieselkrise werden sich schon die Hände reiben.“

Nun habe ich noch ein Video eines Klimafetischisten gefunden, der Erdgas aus der grünen Glaubensrichtung kaputtrechnet: Wegen Klimaschädlichkeit per se. Man könnte auch heimische Braunkohle verbrennen, das käme emissionsmäßig etwa auf das gleiche raus.

Wie man auch an die Problematik der deutschen Stromerzeugung in den nächsten Jahren herangeht: Es deutet sich an, daß ohne massive Subventionen niemand Gaskraftwerke errichten wird. Das ergibt sich schon aus der ungewöhnlich geringen betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer einer sog. „Brückentechnologie“. Und die Subventionierung wird durch Brüssel per Taxometrie erschwert oder verboten werden.

Die Frage ist: Was haben sich Dr. M. und Gerhard Schröder gedacht, als sie Nordstream2 promotet haben?  Wollten sie Wladimir Wladimirowitsch in den April schicken? Das glaube ich insbesondere bei Schrödi nicht. Einige Bekannte mutmaßen, daß Dr. M. bei ihrem Sowjetunionbesuch vom KGB angeworben und schnellbesohlt worden ist. Diese Theorie hat Stärken und Schwächen. Im Lichte der Taxometrie ist Nordstream langfristig, vielleicht auch schon mittelfristig, eine derart schlimme Fehlinvestition, daß man keinen Sinn der Politik von Dr. M. erkennen kann, außer man rechnet mit dem Auftritt des schwarzen Schwans. Man kann das Desaster nur damit erklären, daß Dr. M. nicht die hellste Kerze ist.

Kurz- und mittelfristig werden wir privat erst mal unsere Gaspromaktien behalten.  Russisches Gas wird nach China und in die Türkei verklupft werden, auch wenn bei uns die Lichter ausgehen.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Der Letzte macht das Licht aus“ (Alter Zonenwitz)