Die Prunksucht der Kabuler Kollaborateure

Es ist nicht leicht ein hallewege neutrales Video von der Machtübernahme in Kabul zu finden. Ich habe mich für Al Jazeera entschieden. Meine Leser mögen es mir nachsehen, denn der journalistische Blick ist in diesem Sender nicht ganz so verloren gegangen, als unseren Staatsfunkern und der Lügenpresse.

Weshalb ich das eingestellt habe: Jetzt sieht man mal, wie sinnlos unser Steuergeld in Afghanistan verjubelt wurde. Das ganze Dekor ist gut und teuer, wer glaubt, daß das aus afghanischen Steuergroschen erbaut wurde, gehört in die Klapse. Je banaler und hinfälliger die Staatsaktionen, desto aufwändiger die Kulissen.

Das Interieur erinnert kostenseitig und geschmacklich an den Volkspalast von Nikolae Ceaucescu, das Gemälde im Hintergrund ist agitatorisch in der Periode der 30er bis 50er Jahre stehengeblieben, als sich Staatsmänner als Volkstribunen malen ließen. Hier zwei Exempel, eins aus Frankfurt, eins aus Moskau:

     

Früher nannte man das Sozialistischen Realismus. Ich habe immer den modrigen Geruch von Schulessen in der Nase, wenn ich sowas sehe. Im Raum, wo der Kübel mit den halb erkalteten, muffig riechenden Kartoffeln geöffnet wurde, hing so ein Schinken an der Wand.

C. Northcote Parkinson, ein ehemaliger Professor an der Raffles University of Malaya, veröffentlichte 1957 sein Buch über das Parkinsonsche Gesetz. In Kapitel VI „Das vorgeplante Mausoleum“ erläuterte er seine Beobachtung, daß lebendige und produktive Institutionen in schäbigen Unterkünften untergebracht sind. So ein Bau war zum Beispiel der Deutsche Bundestag, solange er in Bonn weilte. Oder die legendäre SPD-Baracke in Godesberg. Northcote schreibt, daß eine Perfektion der Planung nur von jenen Institutionen erreicht wird, die sich am Beginn des Ruins befinden. Parkinson bemerkte, daß die Wissenden nach jeder Übergabe eines perfekten Gebäudes traurig die Köpfe schütteln würden, pietätvoll ein Tuch über die Leiche ziehen und auf Zehenspitzen hinausschleichen – in die frische Luft. Am Ende würde im Keller eine hungrige Katze schreien.

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: Je kahler der Junker, je größer der Prunker. (Sprichwort)

 

Beitragsbild: Blick ins Wohnzimmer eines Rauschgifthändlers