Exportweltmeister sind die Chinesen
„Wie das Statistische Bundesamt (Destatis) anhand vorläufiger Ergebnisse weiter mitteilt, lagen die Exporte kalender- und saisonbereinigt 1,1 % und die Importe sogar 10,0 % höher als im Februar 2020, dem Monat vor dem Beginn der Einschränkungen durch die Corona-Pandemie in Deutschland“, so das „positivistische“ Framing der Behörde.
Die deutschen Handelszahlen sind nominal, das heißt Preisänderungen werden nicht berücksichtigt. Nun haben sich zwischen Februar 2020 und Juni 2021 die Preise jedoch massiv erhöht, insbesondere für die Einfuhrgüter, aber auch für die Ausfuhrprodukte, so daß die Außenhandelszahlen nicht direkt die wirtschaftliche Leistung abbilden, die dahintersteht.
Im Vergleich ergab sich im o.g. Zeitraum ein Wachstum der Importpreise um 8,1 %, und ein Anstieg der Exportpreise um 3,7 %. Die Exporte sind preisbereinigt seit Februar 2020 also um fast 3 % gesunken, die Importe um 2 % gestiegen.
Wenn Destatis methodich sauber den Juni 2019 mit dem Juni 2021 verglichen hätte, wäre sogar ein kleines Plus bei den Exporten herausgekommen, aber nur weil der Juni 2019 schon sehr schwach war. Die Exporte waren im Juni 2019 gegenüber dem Vorjahresmonat um 8 % eingebrochen.
Da die Importpreise schneller steigen als die Exportpreise wird das Plus in der Außenhandelbilanz kleiner. Das hatte ich schon vor einem Monat thematisiert, diese Entwicklung ist keine Einmonatsfliege, sie verfestigt sich.
Eine interessante Schlußfolgerung ergibt sich auch: Bis 2020 wurde durch Importe Preisstabilität erreicht, die Niedriglöhne in Schwellenländern dämpften jeden Höhenflug. Das hat sich jetzt geändert. Inflation wird besonders im Sektor von Rohstoffen und Vorprodukten importiert. Und das nicht zu knapp.
Exporte Juni 2021
118,7 Milliarden Euro
+23,6 % zum Vorjahresmonat, +11,9 % gegenüber Juni 2019
Importe, Juni 2021
102,4 Milliarden Euro
+27 % zum Vorjahresmonat, +14,7 % gegenüber Juni 2019
Außenhandelsbilanz, Juni 2021
13,6 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte Mai 2021
109,4 Milliarden Euro
+36,4 % zum Vorjahresmonat, -4,2 % gegenüber Mai 2019
Importe, Mai 2021
97,1 Milliarden Euro
+32,6 % zum Vorjahresmonat, +3,9 % gegenüber Mai 2019
Außenhandelsbilanz, Mai 2021
12,3 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte April 2021
111,8 Milliarden Euro
+47,7 % zum Vorjahresmonat, +1,9 % gegenüber April 2019
Importe, April 2021
96,3 Milliarden Euro
+33,2 % zum Vorjahresmonat, +5,0 % gegenüber April 2019
Außenhandelsbilanz, April 2021
15,9 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte März 2021
126,5 Milliarden Euro
+16,1 % zum Vorjahresmonat, +6,9 % gegenüber März 2019
Importe, März 2021
105,9 Milliarden Euro
+15,5 % zum Vorjahresmonat, +10,8 % über März 2019
Außenhandelsbilanz, März 2021
14,3 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, Februar 2021
107,8 Milliarden Euro
– 1,2 % zum Vorjahresmonat
Importe, Februar 2021
89,7 Milliarden Euro
+ 0,9 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Februar 2021
19,1 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, Januar 2021
98,1 Milliarden Euro
– 8,0 % zum Vorjahresmonat
Importe, Januar 2021
83,8 Milliarden Euro
– 9,8 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Januar 2021
22,2 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, Dezember 2020
100,7 Milliarden Euro
+ 2,7 % zum Vorjahresmonat
Importe, Dezember 2020
85,9 Milliarden Euro
+3,5 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Dezember 2020
16,1 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, November 2020
111,7 Milliarden Euro
– 1,3 % zum Vorjahresmonat
Importe, November 2020
94,6 Milliarden Euro
-0,1 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, November 2020
16,4 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, Oktober 2020
112,0 Milliarden Euro
– 6,5 % zum Vorjahresmonat
Importe, Oktober 2020
92,7 Milliarden Euro
– 5,9 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Oktober 2020
18,2 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, September 2020
109,8 Milliarden Euro
– 3,8 % zum Vorjahresmonat
Importe, September 2020
89,0 Milliarden Euro
– 4,3 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, September 2020
17,8 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, August 2020
91,2 Milliarden Euro
-10,2 % zum Vorjahresmonat
Importe, August 2020
78,5 Milliarden Euro
-7,9 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, August 2020
15,7 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, Juli 2020
102,3 Milliarden Euro
-11,0 % zum Vorjahresmonat
Importe, Juli 2020
83,1 Milliarden Euro
-11,3 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Juli 2020
18,0 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, Juni 2020
96,1 Milliarden Euro
-9,4 % zum Vorjahresmonat
Importe, Juni 2020
80,5 Milliarden Euro
-10,0 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Juni 2020
14,5 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, Mai 2020
80,3 Milliarden Euro
-29,7 % zum Vorjahresmonat
Importe, Mai 2020
73,2 Milliarden Euro
-21,7 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Mai 2020
7,6 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Exporte, April 2020
75,7 Milliarden Euro
-31,1 % zum Vorjahresmonat
Importe, April 2020
72,2 Milliarden Euro
-21,6 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, April 2020
3,2 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: Krieg, Handel und Piraterie, dreieinig sind sie, nicht zu trennen. (Geheimrath v. Goethe 1832)
Beitragsbild: Wiener Zollformalitäten am Ende des 18. Jh.
Es ist keine Auszeichnung, Exportweltmeister zu sein. Als Land, das sich derartig von Exporten abhängig macht, bei einem relativ kleinen bzw. kleingemachten Inlandsmarkt wie Deutschland, liefert sich der Exporteur der Zahlungswilligkeit der Importeure seiner Waren aus. Siehe die fast 1 Billion € Targetaußenstände, die Deutschland belasten und die Deutschland abschreiben kann. China hat mit 1,5 Milliarden Einwohnern einen großen und stabilen Binnenmarkt. Das ist eine ganz andere Nummer als Deutschland.
China hat zwar einen größeren Binnenmarkt. Dafür haben wir aber die weit aus größere Fresse.
Ist es eigentlich Zufall, dass die beiden Staaten, die sehr von China abhängig sind, irre Massnahmen weiterhin gelten lassen wollen: Australien und Deutschland?