Silbertricks für Anfänger
Am 22. Mai 2013 hatte ich die Silbertricks gepostet. Schon lange ist eine Überarbeitung erforderlich, weil sich viel geändert hat.
Gerade beim Gold des kleinen Mannes, dem Silber ist es erforderlich beim Einkauf einige Regeln zu beachten, um erfolgreich zu investieren. In der Regel werden als Wertanlage Anlagemünzen und Barren gekauft, weiterhin kommen aber auch historische Münzen und Antiksilber in Frage.
Zunächst sollte man immer über den aktuellen Silberpreis im Bild sein. Silber wird in Unzen gehandelt. Eine Unze sind 31,1 g. Barren gibt es auch in metrischen Stückelungen, z. B. Kilobarren. Die aktuellen Preise kann man bei den Internetshops einsehen, aber auch unabhängig bei http://www.finanzen.net/rohstoffe/silberpreis.
Die bekanntesten und am nächsten am Silberwert gehandelten Münzen sind die Unzenmünze Maple Leaf (Ahornblatt) aus Kanada und die Unzenmünze Philharmoniker aus Österreich. Leider werden sie ebenso wie Silberbarren in Deutschland mit einem Aufschlag von 19 % Umsatzsteuer verkauft, in der Schweiz mit 7,7 % und in Österreich mit 20 %.
Hieraus könnte man den Schluß ziehen, Silberbarren in der Schweiz zu kaufen und auch dort zu lagern. Bei der Einfuhr nach Deutschland gilt das 11. Gebot: Laß dich nicht erwischen. Es ist nämlich die Differenz zwischen der schweizerischen und deutschen Umsatzsteuer an der Grenze als Zoll zu entrichten.
Anlagesilber sollte man bei darauf spezialisierten Händlern kaufen. Vorkasse ist üblich, ich habe es nie erlebt, daß nicht prompt geliefert wurde. Einmal habe ich Anlagemünzen bei einem Händler für historische Münzen bestellt, der auf Anlagesilber nicht wirklich eingerichtet war. Die Lieferung hat 4 Wochen gedauert, und die Anlagemünzen waren teurer, als üblich.
Historische Silbermünzen sind etwas für Kenner. Der Kauf erfordert etwas Erfahrung, die man sich nach und nach aneignen sollte. Eine unabhängige Seite zur Wertbestimmung ist beispielsweise http://www.sammler.com/muenzdb/index.html. Selbst diese Sammlermünzen sind vom aktuellen Silberwert abhängig, und zwar umso mehr je geringer der Sammlerwert.
Einkäufe von Antiksilber können durchaus attraktiv sein, um ab und zu ein Schnäppchen zu machen. Es ist ein relativ kleiner Markt, wo andere Sammler auch mal etwas übersehen. Die Auktionshäuser mit ihren hohen Aufschlägen sind etwas weniger interessant. Wenn man hier bietet, so muß man das Gebot gleich um den Aufschlag und die ggf. hohen Versandkosten reduzieren. Es kann sich lohnen auf den Nachverkauf zu illern und dann zu verhandeln. Auch der stationäre Antikhandel in Ladengeschäften ist in der Regel zu teuer. In Handelsplattformen wie ebay konnte man früher gute Einkäufe machen. Inzwischen hat sich das Angebot sehr reduziert.
Bestecke sollte man nur zum Silberwert kaufen, es sei denn die Teile sind alt und haben Tremolierstriche, Stadtmarken und Meistermarken. Tremolierstriche sind Zackenlinien, die bei der Prüfung des Silbergehalts entstanden sind. Für andere Gegenstände muß man Aufschläge akzeptieren: Für Teekannen zwischen 20 und 200 % je nach Alter und Schönheit, für Kerzenleuchter 20 bis 500 % auch je nach Alter und künstlerischem Anspruch. Man sollte sich als Anfänger auf Länder mit einfachen Stempelungssystemen beschränken und auf ungestempelte Artikel ganz verzichten. Länder mit übersichtlichen Stempelungen sind England, Deutschland ab 1888, Schweden, Österreich und Frankreich ab 1800. Die beste Seite über Silberpunzen ist http://www.silvercollection.it. Wenn man etwas Übung hat, kann man nach und nach auch mal riskantere Käufe machen. 2013 hatte ich einen wertvollen Silberleuchter aus Mailand vor 1810 zum Materialpreis gesteigert. Der Verkäufer konnte die Stempelung nicht deuten und auch ich war mir erst ganz sicher, als ich das Teil in der Hand hatte.
Wenn man englische Silberware kaufen will: Zuerst die Stadtpunze bestimmen, dann das Jahr, nie umgekehrt. Die verschiedenen Städte haben nämlich eigene Jahresbuchstaben. Selbst Auktionshäuser haben das schon falsch gemacht.
Wie errechnet man den Silberwert? Wenn ein Silberlöffel mit 52 g angegeben ist und 800er Silber ergibt sich folgender Rechenweg:
Gewicht x Silbergehalt / Umrechnung Unzen x Silberpreis in EUR/Unze: 52 g x 0,8 / 31,1 g x aktueller Silberpreis = Silberwert des Artikels.
Bis 1887 wurde im Deutschen Reich der Feingehalt bei Silber in Lot angegeben. Ausgangsbasis war, wie bei Gold, die Kölner Mark (= 233,885 Gramm). Sie wurde bei Silber in 16 Teile (Lote) geteilt. 1 Lot = 18 Grän = 1/16 Mark. Der in Lot und Grän ausgedrückte Feingehalt wurde Lötigkeit genannt. Die Umrechnung in die seit 1888 vorgeschriebene Feingehaltsangabe ergibt sich aus der Gleichsetzung: 16 Lot = 1000/1000 Teile.
Der Feingehalt beträgt bei 12 Lot 750, bei 13 Lot 812,5, bei 14 Lot 875 und bei 15 Lot (selten) 937,5. Englisches Silber hat einen Feingehalt von 925, altes russisches 875 (84 Solotnik).
Am 1. Januar 1888 trat im Deutschen Reich das „Gesetz über den Feingehalt von Gold- und Silberwaren“ vom 16. Juli 1884 in Kraft. Silber wurde jetzt einheitlich mit dem Zeichen des Halbmondes gekennzeichnet. Dazu trat die Stempelung mit der Reichskrone und dem Stempel des Herstellers.
Der Feingehalt wurde jetzt grundsätzlich in Tausendteilen angegeben. Deutsches Silber nach 1888 hat meistens 800/1000, im 20. Jh. auch oft 830 Gehalt.
Um Zweifelsfälle zu lösen sollte man sich Prüfsäure und einen Reibstein besorgen. Die Säure ist sehr giftig und wird deshalb nur an gewerbliche Käufer abgegeben. Je nach Silbergehalt färbt sich die Säure mehr oder weniger rot.
Viel Glück beim Einkauf!
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: Reden ist silber, Schweigen ist gold.
Diese Schlepperei – was halten Sie von bissel Rhodium, so im der Westentasche?
Ist nicht gerade sehr liqiude, wer soll mir das abkaufen?
Und wie ist es mit dem Putzen?