Die Deutschen werden verkohlt

Donna Merkelote kämpft wie der Ritter von der traurigen Gestalt statt gegen Windmühlenflügel gegen den Kohleabbau. Vergebens, wie das Beitragsbild zeigt.

Man muß nun eingangs dieses Eintrags wissen, daß diese obbesagte Kanzlerin alle Stunden, wo sie müßig war – und es waren dies die meisten des Jahres –, sich, dem Lesen von Klimaberichten hingab, mit so viel Neigung und Vergnügen, daß sie fast ganz und gar die Übung der freien Rede und selbst die Verwaltung der Bundesrepublik vergaß; und so weit ging darin ihre Wißbegierde und törichte Leidenschaft, daß sie viele Kraftwerke und Tagebaue stillegte, um mehr Zeit für Klimabücher zu haben; und so brachte sie so viele ins Haus, als sie ihrer nur bekommen konnte.

Schließlich versenkte sie sich so tief in ihre Bücher, daß ihr die Nächte vom Zwielicht bis zum Zwielicht und die Tage von der Dämmerung bis zur Dämmerung über dem Lesen hingingen; und so, vom wenigen Schlafen und vom vielen Lesen, trocknete ihr das Hirn so aus, daß sie zuletzt den Verstand verlor. Die Phantasie füllte sich ihr mit allem an, was sie in den Büchern las, so mit Temperaturen wie mit Niederschlägen, Hagel, Gewitter, Herausforderungen, Empfängen von Greta und Luisa, Schneestürmen und unmöglichen Narreteien. Und so fest setzte es sich ihr in den Kopf, jener Wust hirnverrückter Erdichtungen, die sie las, sei volle Wahrheit, daß es für sie keine zweifellosere Geschichte auf Erden gab.

Indem bekamen sie und ihr Knappe Pedro A. bei einem Ausritt dreißig oder vierzig Kraftwerke zu Gesicht, wie sie in dieser Gegend sich finden; und sobald Donna Merkelote sie erblickte, sprach sie zu ihrem Knappen: »Jetzt leitet das Glück unsere Angelegenheiten besser, als wir es nur immer zu wünschen vermöchten; denn dort siehst du, Freund Pedro, wie dreißig Riesen oder noch etliche mehr zum Vorschein kommen; mit denen denke ich einen Kampf zu fechten und ihnen allen das Leben zu nehmen. Mit ihrer Beute machen wir den Anfang, uns zu bereichern; denn das ist ein redlicher Krieg, und es geschieht Gott ein großer Dienst damit, so böses Gezücht vom Angesicht der Erde wegzufegen.«

»Was für Riesen?« versetzte Knappe Pedro.

»Jene, die du dort siehst«, antwortete seine Herrin, »die Riesen, die wohl an die zwei Meilen hoch sind.«

»Bedenket doch, Frau Kanzlerin«, entgegnete Pedro, »die dort sich zeigen, sind keine Riesen, sondern Kraftwerke, und was Euch bei ihnen wie Riesen vorkommt, das sind die Kühltürme.«

»Wohl ist’s ersichtlich«, versetzte Donna Merkelote, »daß du in Sachen der Abenteuer nicht kundig bist; es sind Riesen, und wenn du Furcht hast, mach dich fort von hier und verrichte dein Gebet, während ich zu einem grimmen und ungleichen Kampf mit ihnen schreite.«

Verlassen wir fürs erste geschwind die teutonische Wahlstatt und schauen auf den Kohlepreis, welcher Hinweise auf den Erfolg ihrer Kampfhandlungen liefern könnte. Wenn Moorburg mit Lanze und Schwert nun auch noch dem Erdoden gleichgemacht wurde, müßte er eigentlich fallen. Aber ach, er ist in Jahresfrist von 45 auf 65 US-$ gestiegen. Da ist in China und Japan etwas mehr als ein Sack Kohle umgefallen.

»So helf mir Gott!« sprach Knappe Pedro, »hab ich’s Euer Gnaden nicht gesagt, Ihr möchtet wohl bedenken, was Ihr tuet, es seien nur Kraftwerke, und das könne nur der verkennen, der selbst Riesen im Kopf habe?«

»Schweig, Pedro«, antwortete Donna Merkelote. »Denn die Dinge des Krieges, mehr als andere, sind fortwährendem Wechsel unterworfen; zumal ich meine, und gewiß verhält sich’s so, daß jene Klimaleugner aus dem fernen Osten, diese Riesen in Kühltürme verwandelt haben, um mir den Ruhm ihrer Besiegung zu entziehen; solche Feindseligkeit hegen sie gegen mich. Aber am Ende, am Ende werden ihre bösen Künste wenig vermögen gegen die Macht meines Schwertes.«

 

Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Wer eine vergebliche Hoffnung verliert, gewinnt viel.“ (italienisches Sprichwort)