Lebensversicherungen und Aktien in der Inflation
In zahlreichen Mainstreammedien wurde gerade eine Kampagne gefahren, damit die Lemminge nicht vom Trampelpfad zum Abgrund abkommen. Die Lemminge sind die Investoren in Lebensversicherungen und Pensionsprodukte, der Abgrund ist die schleichende Entwertung der Vorsorgepapiere durch Nullzins. Im Hintergrund zieht vermutlich das Bundesfinanzministeríum die Fäden der Medienarbeit, denn Olaf Scholz hat derzeit Rekordschulden zu verbriefen. Ein Teil der Medien gehört praktischerweise der SPD, der Rest wird über das Redaktionsnetzwerk RND gesteuert.
Den Leuten wird eingeredet, daß eine Zinswende zum Guten bevorsteht. Argumentiert wird mit dem Anstieg der Verzinsung amerikanischer Staatsanleihen. Die Verzinsung der neuesten Papiere dieser Sorte mit einer Laufzeit von 10 Jahren beträgt tagesaktuell mickrige 1,4 %. Man muß im Gedächtnis behalten, daß die 10-Jahres-Treasuries 2019 noch 2,5 % gebracht hatten. Das hatte lediglich die Auswirkung, daß der Dollar gegenüber dem Euro etwas teurer war, als aktuell. Der Aktienmarkt blieb davon völlig unbeindruckt, den Lebensversicherern ging es auch mit Miniverzinsung schlecht.
Die einzigen Anleihen, die sich überhaupt lohnen sind Anleihen der Industrie. Da geht es striktly nach Risiko. Zwei Anleihen der Fa. Tesla, die bis 2025 laufen (A19M7D und A19M7C) werden mit stolzen 5,3 % p.a. verzinst. Tesla hat unter professionellen Investoren den Junk-Status. Nur mal so zum Vergleich: die VW Credit Canada-Anleihe (ebenfalls bis 2025) rentiert mit schlappen 1,5 %.
Die Propagandisten der Medien argumentieren mit der Binsenweisheit, daß die Durchschnittsrenditen des S+P 500 auch nur 1,5 % betragen würden oder noch weniger. Da muß man allerdings einen Faktencheck dagegenhalten. Wenn man die Kurse einbezieht, liegt der S+P im Jahresvergleich mit 23,3 % zweistellig im Plus, über drei Jahre gerechnet mit 42,3 % und über 5 Jahre mit 92,6 %. Alle Behauptungen, daß Aktien und Anleihen gleich rentieren, sind zumindest seit dem Aufkreuzen von Mario Draghi schlicht erfunden.
Ich gehöre nicht zu den Optimisten, die am Aktienmarkt keine Risken sehen, aber man muß einräumen, daß an der Börse wenigstens mit Sachwerten und Kompetenzen hantiert wird, und nicht wie bei den Lebensversicherungen überwiegend mit Staatsschulden. Es war zu allen Zeiten fruchtbringender mit den Erfolgen und Fehlern von Industriellen zu leben, als mit den Halluzinationen von Politikern. Die vier deutschen Währungsreformen seit 1924 hatten nichts mit dem Leistungswillen der Werktätigen, sondern mit politischen Grundsatzentscheidungen zu tun.
Wie sich Aktien in einer Inflation verhalten, läßt sich nicht absolut sicher prognostizieren. Man kann trotzdem versuchen Schlüsse aus der Historie zu ziehen. Die letzte größere Preiswelle herrschte 1979 bis 1983 in der Helmut-Schmidt-Zeit. Das PB Wirtschaftsinstitut hat mal die damalige Inflation den Renditen deutscher Aktien (incl. Kursbewegung) sowie der Verzinsung der damals emittierten dt. Staatsanleihen (Quelle Buba) gegenübergestellt:
Jahr | Inflation % | Rendite dt. Aktien % | dt. Staatsanleihen % |
1979 | 4,04 | -7,63 | 7,4 |
1980 | 5,44 | 3,62 | 8,5 |
1981 | 6,34 | 5,41 | 10,3 |
1982 | 5,24 | 19,71 | 9,0 |
1983 | 3,29 | 45,32 | 7,9 |
kumuliert | 26,8 | 75,6 | 51,2 |
Das Ergebnis: Die Aktien haben nach anfänglichen Schwierigkeiten im damaligen Ölpreisschock die Inflation gut überstanden. In den 80ern folgten Anleihezinsen noch den Gesetzen des Marktes, so daß die Lebensversicherer mit Schuldenpapieren recht gut über die Runden kamen. Die Staatsanleihen rentierten etwa 3 % über der Inflation. Heute ist so ein Renditeszenario wegen dem hohen Schuldenstand in einigen Euroländern undenkbar. Da wird in den Schwarzen Löchern der EZB nur noch rumgezaubert.
Mit Staatsanleihen, die mit 1,4 % verzinst sind, wird man in einer Inflation unweigerlich unter die Räder kommen.
Grüße an den Inlandsgeheimdienst: „Alle Propaganda ist verlogen.“ – Bob Dylan
Was m.E. auch viele Leute uebersehen ist, dass Aktien einen Grundwert abbilden. Es wird dann argumentiert, dass die Finanzmaerkte sich lange entkoppelt haben (was richtig ist) und wenn die dortige gehebelte Blase platzt, alles weg waere. Das stimmt zwar fuer alle moeglichen Wetten und ungedeckten Papiere wie Optionsscheine, Zertifikate, Termingeschaefte etc. – aber eben nicht fuer Aktien.
Natuerlich werden in der Bereinigung die zu erwarten ist, auch davon einige – oder auch viele – Firmen sterben. Aber das geht dem Geld in Steigerung dann als hunderprozentige Gesamtheit so. Wenn die Firmen es ueberstehen, fallen Aktien auf ihren Wert zurueck – der im Gegensatz zu dem des Geldes erst einmal nicht Null ist. Man hat also wenigsten eine Chance, auch wenn in diesem Segment genauso Gefahren der Enteignung, Wegbesteuerung etc. drohen.
Das sehe ich auch so.
Naja, McDonalds hat ein negatives Eigenkapital und (da Franchisegeber) auch eigentlich keine „fungible Assets“. Gleiches gilt für Markenholdings wie LVMH oder Kering. Die Nähmaschinen gehören dem malayischen Schwitzunternehmer, bloss den Cognac kann ich saufen.
Hätte ich nicht gedacht, dass McDonalds negatives EK hat. Ist aber tatsächlich so.
Natürlich muss man bei der Auwahl der Einzelwerte die Substanz und die Kennzahlen überprüfen. Ich kaufe nur Aktien, deren Bewertung unter dem Eigenkapital liegt und eine Divendenrendite von >5% aufweisen. Ausnahmen zur Dividendenrendite mache ich bei Turnaroundspekulationen.
Vorsicht mit Tesla-Aktien. Lt. Informationen in russischen Zeitungen ( z.B. Комерсантъ) hat der Zauberer Musk letztens 14 Mrd. US$ verloren.
Wenn wir Leute wie den Elon nicht hätten, würde das ganze elektronisch vermehrte Geld ja hier herumschwimmen und die Inflation in die Nähe vom alten Franc treiben. So ist es einfach weg.
Auch diese Satellitengeschichte (Starlink) verbraucht einerseits sonst arbeitslose Ingenieure, andererseits wird Plunder erzeugt und ins All geschossen und verglüht später.
Biden muss zB jetzt für seine Aufrüsterei nach Ingenieuren suchen lassen und wesentlich besser zahlen.
„Die Verzinsung der neuesten Papiere dieser Sorte mit einer Laufzeit von 10 Jahren beträgt tagesaktuell mickrige 1,4 %“.
Die Rendite der deutschen Anleihen liegt bei -0,3%, nur zum Vergleich.
Kaum war die Kunde vom Steigen der amerikanischen Renditen über den großen Teich gedrungen, war die EZB auch schon im Alarmmodus und lies verlauten, dass man den Anleihenkauf ausweiten würde, um eine“ungerechtfertigte Verschärfung der finanziellen Bedingungen“ zu verhindern.
Alle anderen Stellschrauben sind schon am Anschlag und jedes kleine Prozentpünktchen nach oben kann das Kartenhaus zum Einsturz bringen.
Apropos Lebensversicherung: Stimmt es, daß Prinz Philip sich kürzlich hat impfen lassen?
Dieser offtopic hat leider einen rabenschwarzen Hintergrund: Langsam schält sich ein möglicher Zusammhang bei den sehr unterschiedlichen Komplikationen heraus. Naheres bei Backdi.
Spannend ist das Thema Rohstoffe, denn ich glaube, das haben die wenigstens auf dem Radar. Rohstoffe waren die letzten rund 10 Jahre günstig zu haben. Ich glaube, das ändert sich gerade, da viel des frisch gedruckten Geldes da rein fließt. Das sieht man schon am Eisenerz- und Kupferpreis. Nicht mal so sehr am Öl oder an den Edelmetallen, obwohl diese auch rasch nach oben drehen können. Und dann geht es schnell!
Gehört Gaz(prom) auch zu den Rohstoffen?
Radio Jerewan würde antworten: Im Prinzip ja. Neben Erdgas auch viel Leitungstrassen.