Adelbert Chamisso: Strom und Windkraft
Die Reichswindkrafttürme der 30er Jahre waren nicht die erste Projektidee großtechnisch Wind zur Stromgewinnung zu nutzen. Diese romantische Idee wurde bereits 1822 von Adelbert Chamisso (1781 – 1838) in seinem Gedicht „Der alte Sänger“ zu Papier gebracht:
„Mit dem Strom und vor dem Winde!
Mache dir, dich stark zu zeigen,
Strom- und Windeskraft zu eigen!
Wider beide, gähnt dein Grab.
Steure kühn in grader Richtung!
Klippen dort? die Furt nur finde!
Umzulenken heischt Vernichtung;
Treibst als Wrak du doch hinab.“
Chamisso ließ immerhin einen frühbürgerlichen Vorläufer der AfD als Windkraftgegner zu Wort kommen:
Einen sah man da erschrocken
Bald erröten, bald erblassen:
„Wer hat ihn herein gelassen,
Dessen Stimme zu uns drang?
Wahnsinn spricht aus diesem Alten;
Soll er uns das Volk verlocken?
Sorgt, den Toren festzuhalten,
Laßt verstummen den Gesang.“
1822 gab es erste Blitzableiter, ein abgetrennter Froschschenkel war mit Elektrizität in Bewegung versetzt worden. Die Elektrolyse war 1800 erfunden worden, eine breite praktische Anwendung der Elektrizität begann allerdings erst nach 1830, zum Beispiel bei der galvanischen Versilberung von englischen Teekannen. Am 24. Juli 1838 und am 25. März 1840 meldeten in England G. R. Elkington und H. Elkington unter der Nummer 8447 die ersten Patente dazu an. 1837 wurde von Samuel Morse der Schreibtelegraf entwickelt.
Die Vision der Stromerzeugung aus Wind war 1822 also eher eine romantische Verstiegenheit, als eine durch irgendwas belastbare Technik. Auch 1822 galt das Prinzip: Augen zu und durch, irgendwie wird es schon gehen. Die Probleme der geringen Energiedichte, der Flaute und der Stromspeicherung sind auch nach 198 Jahren noch nicht gelöst.
Die führenden Nationalsozialisten waren Glieder einer romantischen künstlerischen Großstadtboheme, aber für die Nutzung der Windkraft zur Stromerzeugung hatten sie – entgegen böswilligen Behauptungen der Falschen – nicht das Copyright. Es war ein romantischer Dichter der Biedermeierzeit, der Strom und Wind erstmals in einem Atemzug erwähnte. Aber Chamisso hatte im Gegensatz zu Dr. Merkel ein projektbegleitendes Risikobewußtsein, im Gedicht „Der alte Müller“ nachweisbar:
Willkommen, willkommen, großmächtiger Wind!
Und was du auch bringest, vollend‘ es geschwind.
Hilf, Himmel, erbarme dich unser!
Das Maß ist voll, die Zeit ist aus.
Jetzt kommt das Gericht in Zerstörung und Graus.
Hilf, Himmel, erbarme dich unser!
Ein Wirbelwind faßt den Alten zumal
Und schleudert zerschmettert ihn tief in das Thal.
Hilf, Himmel, erbarme dich unser!
Zerschellt ist der Mühle zerbrechlicher Bau,
Und Wogen von Sand bedecken die Au‘.
Hilf, Himmel, erbarme dich unser!
Grüße an den V-Schutz: Kommunismus ist Sowjetmacht plus Elektrifizierung des ganzen Landes. Merkelismus ist Ökodiktatur plus Verspargelung des ganzen Landes.
1933 | Franz Lawaczeck: Technik und Wirtschaft im Dritten Reich
Eine Kostprobe zur Windkraft auf den Seiten 62 bis 64 erinnert an die Ahnungslosigkeit heutiger Schwätzer auf dem politischen Parkett:
https://www.dz-g.ru/Der-Gretawahn-wurzelt-im-Nationalsozialismus
Einen windigen und zugkräftigen Titel für meinen Artikel vom 26. Dezember 2019 fand ich auch noch: „Der Gretawahn wurzelt im Nationalsozialismus„.
12. August 2020 | mdr: Höhenrausch, Macht und Nazis – Die geheime Windkraftrevolution
Und noch eine Schote gebe ich gerne zum Besten:
29. November 2019 | Das Drama der deutschen Windindustrie
Naja, vielleicht hatte der gute Chamisso nicht den elektrischen Strom im Sinn, sondern den „Strom der Zeit“. Schaut man das ganze Gedicht an (beispielsweise auf http://www.balladen.de/web/sites/balladen_gedichte/autoren.php?b05=19&b16=289 ), dann zeigt sich das Anliegen des Autors. In den ersten Strophen stellt sich der Sänger gegen die ungeduldige Volksmenge, die einen raschen Wechsel fordert. Und danach singt er in den königlichen Hallen, die Herrscher sollen nicht stur am Alten festhalten, sondern mit dem Strom schwimmen und vor dem Winde segeln, den Fortschritt also nutzen.
Der Rat an Volk und Herrscher wird verständlich, wenn man das Leid der Chamisso in und nach der französischen Revolution betrachtet.
Wie auch immer man die Ballade interpretiert: schön ist es, so ganz unerwartet wieder in die Romantik zurückgeführt zu werden. Und dem Propheten Prabel ist ein besseres Los zu wünschen als dem alten Sänger.
Ist etwa „Der alte Müller“ der berliner OB?