Jetzt drehen die Radikalinskis ganz durch

Gut, daß ich meine Zwiebeln selbst anbaue und schon lange geerntet habe. Was meine Freundin heute aus dem Wiemarschen Buschfunk (in Weimar gibts kein „ei“, sondern nur „i“ und „ie“) über den Zwiebelmarkt aufgeschnappt hat, zieht einem die Schuhe aus.

Der Zwiebelanbau in Heldrungen ist in einer Notsituation entstanden. Die sächsische Burgbesatzung wurde 1815 nach der Abtretung von Nordthüringen an Preußen arbeitslos und da die meisten Soldaten aus bäuerlichen Kreisen des Erzgebirges stammten, besannen sie sich auf den Gemüseanbau als Erwerbsquelle. Ein guter Teil der Anbieter auf dem Weimarer Zwiebelmarkt kommt nach über 200 Jahren immer noch aus Heldrungen. So wird ein Zopf gebunden:

Es gab schon in der Russenzeit chaotische Jahre. 1965 war eine Mißernte und die Zwiebelsäcke wurden gleich vom Lkw in die übelst drängelnde Menge verkauft.  1979 explodierte in einem Kohlcontainer eine selbstgebastelte Bombe. Das sollte sich nicht wiederholen. Das Auge des Gesetzes wachte im Folgejahr auch um Mitternacht. Ich ging 1980 am späten Freitagabend an einer Reihe von Verkaufsbuden zwischen Schloß und Landschaftshaus entlang und machte ein fauchendes Geräusch. Ein Stasimann, der in einer Bude hockte, hatte sich fürchterlich erschrocken, stieß beim Aufschrecken mit dem Kopf gegen die Bretterwand und fluchte lästerlich.

Alles fatal, aber sowas wie 2020 hat es noch nie gegeben:

Es soll bei recht frischem Wind im Freien Lappenpflicht herrschen! Die Bierstände sind verboten, das Mitbringen von Glasflaschen ist nicht erlaubt, man soll das Bier wohl in Plastikflaschen, Zinkeimer oder Tonkrüge umfüllen. 18 Uhr soll schon Finie sein und den Vogel schießt der Bratwurststand ab: Angeblich soll dort eine Teilnehmerliste geführt werden.  Unter diesen Umständen brat ich meine Extra-Würste zu Hause. Ein Bekannter hatte zudem völlig zu Recht die rabiate Minderqualität der die Würste ummantelnden Brötchen in Ilmathen bemängelt. Ich hatte das vordem gar nicht bemerkt, weil ich die Gummidinger immer an den bettelnden Hund verfüttert hatte.

 

Grüße an den V-Schutz: Die Ehringsdorfer Musikanten dürfen dieses Jahr nicht aufspielen. Der Trompeter bleibt daheim wegen dem Kóronakeim.

 

Beitragsbild: Meine Zwiebelernte 2017