Die Welt in zehn Jahren
Seit Jahrhunderten existieren verschiedene Kulturen auf der Welt, die im wesentlichen durch die zugrundeliegenden Religionen geprägt wurden bzw. in diesen Religionen ihren Ausdruck gefunden haben. Man spricht auch von Kulturkreisen, die zuweilen in einen Kampf der Kulturen verfallen. Aber keine bevölkerungsreiche Kultur hat dabei auf Dauer einen fundamentalen Sieg oder eine verheerende Niederlage erlitten. Selbst die Kulturrevolution in China hat keine nachhaltigen Früchte getragen. Hinterher war alles wie vorher, nur ein bißchen ärmer.
Unser westlicher Kulturkreis, wie er sich in West- und Mitteleuropa, Nordamerika und Australien verbreitet hat, hat derzeit einen Anteil von 12 % an der Weltbevölkerung und erbringt 52 % der weltweiten Wirtschaftsleistung. Die vier chinesischen Staaten, im wesentlichen konfuzianistisch geprägt, stellen 19 % der Weltbevölkerung und erbringen 14 % der Wirtschaftsleistung. Der islamische Kulturkreis hat 21 % der Bevölkerung und 9 % Anteil an der Weltwirtschaft. Indien hat 18 % der Weltbevölkerung und 3 % des Welt-BIP. Süd- und Mittelamerika stellt in beiden Kategorien jeweils 8 %. Die orthodoxe Welt in Osteuropa und Asien hat 3 % Anteil an der Weltbevölkerung und 4 % der Weltwirtschaftsleistung. Das nichtislamische animistisch geprägte Afrika stellt zwar 8 % der Weltbevölkerung repräsentiert aber nur 1 % der Weltwirtschaft. Es verbleibt noch ein buddhistischer Bereich in Süd- und Ostasien, zu dem man mit etwas Skrupeln auch Japan und Korea rechnen kann, der 6 % der Weltbevölkerung repräsentiert und 9 % der Wirtschaftsleistung.
Die Wachstumsraten sowohl bei der Bevölkerung, wie der Volkswirtschaft sind in den oben genannten Gebieten äußerst unterschiedlich. Wenn wir in Anlehnung an die Entwicklung des vergangenen Jahrzehnts für den Westen 1 % Wirtschaftswachstum pro Jahr annehmen, für China konservativ geschätzt 5 %, für Indien 5 %, für die moslemischen Staaten 4 %, für Süd- und Mittelamerika 3 %, für das südliche Afrika 4 %, für Südostasien 3 % und die orthodoxe Welt 1 % so ergeben sich in zehn Jahren folgende Anteile an der Weltwirtschaft:
Westen 45 % (- 7 %)
China 18 % (+ 4 %)
Moslems 10, 5 % (+ 1,5 %)
Südostasien 9,5 % (+ 0,5 %)
Lateinamerika 8,5 % (+ 0,5 %)
Schwarzafrika 1 % (+ 0 %)
Orthodoxe 3,5 % (- 0,5 %)
Indien 4 % (+ 1 %)
Ein Wohlstandszuwachs pro Kopf wird sich nur in China ergeben. In Indien, in moslemischen Ländern und in Afrika wächst die Bevölkerung im Gleichschritt mit der Wirtschaft, so daß pro Kopf wenig Fortschritt erreicht werden wird. Insgesamt werden in zehn Jahren weltweit mit den angenommenen Wachstumsraten 127 % der heutigen Wirtschaftsleistung erreicht werden.
Nun haben Prognosen bekanntlich das Problem, daß sie die Zukunft betreffen. Was kann sich alles anders entwickeln, als vorgesehen? Es kann einen Währungszusammenbruch mit einer Totalentschuldung des Westens und Japans geben, eine marktwirtschaftliche Renaissance, die ein gewaltiges Wirtschaftswachstum im Westen auslöst. In China kann es zu Krisen kommen, die alle Prognosen über den Haufen werfen. Arabien kann sich in heiligen Kriegen aufreiben, wo die Gläubigen ihr Gut und Blut dransetzen und Indien kann plötzlich in die Laufschuhe kommen. Wir wissen es nicht.
Wir wissen auch nicht genau, wieviel westliche Wirtschaftsleistung nur als heiße Luft durch Finanzkunststückchen im Zentralbankensystem generiert wird und wie die Wachstumsraten von den nationalen Statistikämtern zurechtfrisiert werden. Wachstum ist per Definition der Zuwachs des Nominaleinkommens abzüglich der Inflation. Wenn die Inflation nach unten manipuliert wird, so steigt folglich die Wachstumsrate und umgekehrt. Beim Lesen der weltweiten Wachstumsberichte muß man große Glaubensstärke mitbringen. Genauso ist es willkürlich, daß die weltweite Subsistenzwirtschaft, die an Zoll-, Steuer- und Statistikbehörden vorbeiarbeitet, aber dennoch zum Wohlstand beiträgt, in den BIP-Statistiken nicht vorkommt.
Statistik ist ein anrüchiges Geschäft und Prognosen sind oft Quacksalberei. Trotzdem ist es nicht vermessen anzunehmen, daß das nächste Jahrzehnt zugunsten von Asien ausgeht. Es gibt jedoch keinen Automatismus, daß das in der weiteren Zeitfolge so bleibt. Es kommt darauf an, wie der Westen auf die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts reagiert. Und welches System zuerst ein gesundes Marktgeld, eine marktwirtschaftliche Energieversorgung und eine bürgerliche Gesellschaft mit einer leistungsgerechten Verteilung schafft. Oder ob die planwirtschaftlichen und monopolistischen Strukturen mit ihrer mittelstandszerstörenden Politik erhalten bleiben und weltweit über die Krise gerettet werden.
Nach dem Ersten Weltkrieg festigte sich die Planwirtschaft und führte weltweit in autoritäre Herrschaftsformen. Nach dem zweiten Weltkrieg war es zunächst umgekehrt. Nichts ist unmöglich…
Es gibt nur genau eine Möglichkeit, die „Finanzkrise“ (korrekt: globale Liquiditätsfalle) zu beenden: eine freiwirtschaftliche Geld- und Bodenreform. Die „Alternative“ wäre der Rückfall in die Steinzeit! Doch der eigentliche Beginn der menschlichen Zivilisation setzt die Überwindung der Religion, den Erkenntnisprozess der Auferstehung, voraus:
http://www.juengstes-gericht.net