Rücken der Figuren im Mittelmeerschach
Ich hatte über den heraufziehenden Konflikt zwischen der Türkei und Griechenland um die Seegrenzen berichtet. Inzwischen scheint sich das Klima weiter zu verschlechtern.
Washington hatte am vergangenen Wochenende die Eröffnung einer maritimen Trainings- und Sicherheitsbasis auf dem mit Griechenland verbandelten Inselstaat Zypern angekündigt. Weiterhin machten die USA den Weg frei, um Waffen nach Zypern zu liefern und beendeten ein 33-jähriges Embargo. Der Südteil der Insel, die Republik Zypern, ist historisch auf Griechenland ausgerichtet. Zypern wurde 1974 geteilt, nachdem die Türkei in den Nordteil einmarschiert war und die griechische Bevölkerung vertrieben hatte.
Die Errichtung einer amerikanischen Sicherheitsbasis in Larnaca auf Zypern und die Lieferung von Waffen werden von der Türkei als Stellungnahme Washingtons zugunsten von Griechenland und Zypern angesehen. Am vergangenen Wochenende war US-Außenminister Mike Pompeo in Nikosia, der Hauptstadt Zyperns, wo er ein Memorandum of Understanding unterzeichnete, um die maritime Basis in Larnaca einzurichten. Während dieses Besuchs tadelte Pompeo die Türkei, weil sie die Spannungen in der Region verschärft hätte, und forderte eine diplomatische Beilegung des Streits.
Pompeo äußerte in Bezug auf Russland: „Erhöhte Spannungen helfen niemandem außer Gegnern, die eine Spaltung in der transatlantischen Einheit sehen möchten.“ Der US-amerikanische Top-Diplomat bezog sich vermutlich auf einen nur wenige Tage zuvor erfolgten Besuch des russischen Außenministers Sergej Lawrow in Nikosia. Bei seinem Treffen mit dem griechisch-zypriotischen Präsidenten Nicos Anastasiades bot Lawrow Moskaus Hilfe bei der Vermittlung des Konflikts mit der Türkei an.
Was könnte hinter dem US-Besuch in Nicosia stecken? Ein Grund ist die heftige Empörung in Washingtons über die Entscheidung der Türkei, das russische Luftverteidigungssystem S-400 zu kaufen. Ankaras Übernahme der russischen Luftverteidigungstechnologie ist sehr orientalisch, liefert man sich mit Rußland in Syrien doch immer mal ein Luftgefecht und in Bergkarabach Landscharmützel.
Ein weiterer Faktor sind die Warnungen der Türkei, daß sie wegen der S-400-Kritik die NATO-Basis in Incirlik in der Südtürkei schließen könnte. In diesem Fall verlören die USA eine Militärbasis im Nahen Osten mit allen Konsequenzen für die gesamte arabische Halbinsel. Daher scheint der Schritt der USA, eine neue Basis auf Zypern zu errichten, eine Absicherung gegen die Schließung von Incirlik zu sein.
Es scheint, als hätte ein weiteres Kapitel des Abschieds der Türkei vom Westen begonnen. Der Kemalismus mit seiner Hinwendung zum faschistischen Europa ist töter als tot, weil sowohl Europa wie auch die Türkei sich seit den 30er Jahren gewandelt haben. Europa und die Vereinigten Staaten haben in naivem Glauben an nahöstliche Demokratie alles getan, um die kemalistische Offiziersdemokratur in Ankara zu ruinieren. Was sie bekommen haben, ist nicht besser, sondern schlechter.
Zwischen der Türkei, Rußland, Griechenland und den Vereinigten Staaten sind unberechenbare Verhältnisse entstanden, welche kombiniert mit der Eigenheit orientalischer Diplomatie, Gelegenheiten ohne Rücksicht auf zukünftige Risiken und Nebenwirkungen zu nutzen, verheerend sein könnten. Der Gedanke an ein stabiles Bündnis zwischen der Türkei und Rußland ist wegen der türkischen Annexion von Konstantinopel und der Verhältnisse im Kaukasus geradezu absurd, ebenso erscheint der dauerhafte Verbleib der Türkei in der NATO fraglich. Auch im Mittelmeer und in Arabien sortiert sich alles neu, in Verbindung damit hat eine Zeit der Instabilität begonnen.
Lawrow hat mit seinem Zypernbesuch die USA in Zugzwang gebracht. Denn Griechenland könnte sich nach der Umwidmung der Hagia Sophia wieder stärker an Rußland anlehnen. Eine Konstellation, die in Paris, Rom und London traditionell nicht gern gesehen wurde, siehe Krimkrieg und Berliner Kongreß 1878. Deutschland dagegen hat sich wie im Ersten Weltkrieg mit der Türkei verbandelt, was die Libyen-Initiative von Dr. Merkel aufgezeigt hat. Die Spannungen im östlichen Mittelmeer könnten auch in der EU zu größeren Reibereien führen.
Grüße an den V-Schutz: Wenn auf der Erde die Liebe herrschte, wären alle Gesetze entbehrlich. (Aristoteles)
Beitragsbild: Hagia Sophia
Wie ich gehört habe soll Erdogan umfangreiche strategische Beratung, betreffs seines Tuns und und Argumentierens, aus Deutschland bekommen zwecks Unterminierung der angeblich gemeinsamen Werte.
Ohne Öl (bald verboten durch Biden, Neger und Klimahüpfer) und Kolonien bzw. im Falle Italiens, Möchtegern-Imperien, verschwinden Franzen, Tommies und auch Amis bald aus der Region, dann wollen wir mal sehen, was da wie zurechtrückt.