Die Industrieproduktion im Juni 2020

Vor vier Wochen hatte ich gemutmaßt: „Ich kalkuliere, daß der Rückgang der Industrieproduktion im Juni mit etwas Glück wieder einstellig sein wird. Schaun wir mal.“

Mit der üblichen Verzögerung haben wir jetzt die Junizahlen der Industrieproduktion. Sie sind etwas schlechter als vermutet.

Juni 2020 (vorläufig): Produktion im Produzierenden Gewerbe
-11,7 % zum Vorjahresmonat (real und kalenderbereinigt)

Mai 2020 (revidiert): Produktion im Produzierenden Gewerbe
-19,5 % zum Vorjahresmonat (real und kalenderbereinigt)

April 2020 (revidiert): Produktion im Produzierenden Gewerbe
-25,0 % zum Vorjahresmonat (real und kalenderbereinigt)

März 2020 (revidiert): Produktion im Produzierenden Gewerbe
-11,3 % zum Vorjahresmonat (real und kalenderbereinigt)

Februar 2020 (revidiert): Produktion im Produzierenden Gewerbe
-1,8 % zum Vorjahresmonat (real und kalenderbereinigt)

Januar 2020 (revidiert): Produktion im Produzierenden Gewerbe
-0,9 % zum Vorjahresmonat (real und kalenderbereinigt)

Die Shutdown- und Lieferkettenkrise setzt sich auf eine Strukturkrise, wie die Januar- und Februarzahlen zeigen.

Ich kalkuliere, daß der Rückgang der Industrieproduktion im Juli und August wieder einstellig sein wird. Das läßt sich mit dem Fahrleistungsindex der Lkw begründen, der derzeit nur 2 % unter Vorjahresniveau liegt. Auch der Energieverbrauch hat sich den Vorjahreswerten angenähert:

14.07.2020 Di 71,7 GW 16.07.2019 71,6
17.07.2020 Fr 68,4 GW 19.07.2019 68,5
21.07.2020 Di 72,8 GW 23.07.2019 72,6
24.07.2020 Fr 70,9 GW 26.07.2019 74
28.07.2020 Di 77,7 GW 30.07.2019 71,3
31.07.2020 Fr 70,4 GW 02.08.2019 70,6
04.08.2020 Di 68,7 GW 06.08.2019 71
07.08.2020 Fr 72,8 GW 09.08.2019 72
11.08.2020 Di 76,2 GW 13.08.2019 68,2

Es macht sich im Juli und August bemerkbar, daß viele Leute ihren Jahresurlaub schon in der Shutdownzeit für die Kinderbetreuung verbraucht haben. Es wird deutlich weniger Sommerurlaub genommen, als im Vorjahr. Ich merke das auch auf den Parkplätzen von Urlaubsdestinationen im Ausland. Sehr wenige deutsche Kennzeichen, im Gegensatz zu den Vorjahren.

Viele Kollegen deuten den Spätsommer wirtschaftlich als Crackupboom. Denn eines darf man nicht aus dem Auge verlieren: Die Zahl der Firmenpleiten ist deutlich zurückgegangen. Die Zombifizierung der Wirtschaft macht dank des legalisierten Aufschubs der Insolvenzen riesige Fortschritte. Und nur 1923 war die Schere zwischen Einnahmen und Ausgaben des Reichs so weit aufgegengen, wie aktuell. Selbst der Erste Weltkrieg wurde mit Kriegsanleihen (also mit den privaten Ersparnissen von Spekulanten) vergleichsweise solide finanzert, der Zweite WK mit dem in Kriegen üblichen Raub.

Der Verband der Automobilhersteller verkündigte just eine Siegmeldung: Im Juli seien 35.955 Elektrofahrzeuge zugelassen worden, 11,4 % aller Zulassungen. Man muß das ein bißchen relativieren. Davon waren nur 16.798 Einheiten, also nicht einmal die Hälfte wirklich batteriebetrieben. Von allen Elektrofahrzeugen (incl. der Hybriden) wurden nur 40 % an Privatkunden verklupft. 38 % wurden an Firmenkunden verscherbelt und was ist mit den restlichen 22 %? Öffentlicher Sektor?

Bei einer Produktion von 334.000 Pkw wurden knapp 7.000 rein elektrisch betriebene auf deutsche Privatkunden zugelassen, davon etwa 30 % ausländische Marken. Da wird Lilliput zum Riesen hochgejubelt. Ihre 1 Mio. Elekroautos auf deutschen Straßen 2020 kann Dr. Merkel getrost vergessen. Wunschdenken nimmt immer breiteren Raum ein.

 

Grüße an den Verfassungsschutz. An die Zentrale Plankommission weiterleiten (z.H. P. Altmaier).