Der deutsche Außenhandel im Juni
Der Juni 2020 war der zweite Monat nach dem Shutdown, in dem die ganze Zeit wieder gearbeitet werden durfte bzw. konnte. Nun, es waren zu große Optimisten, die erwartet hatten, daß gleich alles wieder wie im Februar laufen würde.
Die MSM betonen den Zuwachs gegenüber Mai 2020, realer sieht man die Dinge allerdings, wenn man mit dem Vorjahrsmonat vergleicht. Das klingt dann nicht so sehr nach Siegmeldung, sondern nach Frontbegradigung. Letzteres Framingvokabular wurde in der Wochenschau der 40er Jahre eingesetzt, wenn es nicht so rund lief.
Bei Destatis liegen die deutschen Außenhandelszahlen für Juni vor.
Exporte, Juni 2020
96,1 Milliarden Euro
-9,4 % zum Vorjahresmonat
Importe, Juni 2020
80,5 Milliarden Euro
-10,0 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Juni 2020
14,5 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
zum Vergleich Mai:
Exporte, Mai 2020
80,3 Milliarden Euro
-29,7 % zum Vorjahresmonat
Importe, Mai 2020
73,2 Milliarden Euro
-21,7 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, Mai 2020
7,6 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Zum Vergleich April:
Exporte, April 2020
75,7 Milliarden Euro
-31,1 % zum Vorjahresmonat
Importe, April 2020
72,2 Milliarden Euro
-21,6 % zum Vorjahresmonat
Außenhandelsbilanz, April 2020
3,2 Milliarden Euro (kalender- und saisonbereinigt)
Die schlechte Nachricht: Der übliche hohe Außenhandelsüberschuß stellt sich langsam wieder ein. Der Mittelwert der letzten Jahre waren 17 Mrd. € pro Monat.
Handel mit dem Vereingten Königreich: Export 5,0 Mrd. € (minus 15,7 %), Import 2,4 Mrd. € (minus 21,0 %).
Handel mit China: Export 8,3 Mrd. € (plus 15,4 %), Import 9,7 Mrd. € (plus 20,2 %).
Handel mit den USA: Export 7,3 Mrd. € (minus 20,7 %), Import 4,4 Mrd. € (minus 17,4 %).
Handel mit der Eurozone: Export 36,1 Mrd. € (minus 11,0 %), Import 30,9 Mrd. € (minus 11,2 %).
In den Vormonaten hatten China, die EU, UK und USA ihre Handelsbilanz gegenüber D alle verbessert. Das war im Juni nur noch im Handel mit den USA der Fall. Wer geglaubt hat, daß nun wegen Störungen in den Lieferketten der Handel mit China sofort einen Rückgang erleidet, hat sich geirrt. Vorerst ist das Gegenteil der Fall, allerdings sind die chinesischen Importe nach Deutschland gegenüber Mai absolut etwas gesunken.
Um dem Leser eine Vorstellung zu geben, um welche Auswirkung die bis Ende Juni gegenüber dem Vorjahr entfallenen Im- und Exporte hatten, muß man die Wertschöpfung eines Industriejobs kennen. Bei 1.600 Jahresarbeitsstunden und einer Wertschöpfung von 50 € pro Stunde sind das 80.000 €. Was bisher ausgefallen ist entspricht etwa 2 Mio Jobs in Deutschland und bei den Importeuren, und zwar über das ganze Jahr. Bisher wurden 12 Mio Kurzarbeiter allein in Deutschland angemeldet, das so als Plausibilitätskontrolle.
Für die deutsche Exportindustrie war das ein dritter desaströser Monat in Folge. Auf die Juli-Zahlen dürfen wir gespannt sein.
Grüße an den V-Schutz. Sind äußerst gefährliche und umstürzlerische Statistiken mit Alarmbedeutung.
Beitragsbild: Der k u k Zoll etwa um 1800 in Aktion
Dazu zwei berühmte Zitate des deutschen Idealismus‘:
Wir sind für die Produktion, ihr aber seid für die Konsumtion, darum seid ihr keine Kommunisten. (Wilhelm Pieck)
Fleiss und Optimismus sind besser als Marxismus. (unbekannter Drehbuchautor unter der Kohl-Administration)