Die Pensionskassen vor Herausforderungen

Viele Jahre waren Versicherungsvertreter unterwegs, um den Betrieben und den Beschäftigten betriebliche Altersversorgung aufzuschwatzen. Dabei ist ein Unternehmen eigentlich nicht der geeignete Ort, um langfristige Verpflichtungen gegenüber Beschäftigten einzugehen. In den meisten Betrieben geht es finanziell zu sehr auf und ab. Die Erlangung von Aufträgen hat in vielen Branchen Glückssspielcharakter. Ob man eine öffentliche Ausschreibung gewinnt, oder einen Wetttbewerb, das liegt auch in guten Zeiten allein in Gottes Hand. Ob man bei den Einkäufern des Handels Glück hat oder auch nicht, ebenfalls. Ob die EU kostenrelevante Vorschriften erläßt auch. In schlechten Zeiten wird einem der Betrieb vom Staat ganz zugesperrt, wie jetzt gerade geschehen.

Wegen Niedrigzinsen, Ertragsschwäche von Unternehmen, Kórona, immer höherem Lebensalter, manchmal auch einem Unverhältnis von aktiv Beschäftigten zu Versorgungsfällen, geraten aktuell zahlreiche Pensionskassen in Schwierigkeiten. Sie sind um Insolvenzen aufzufangen teilweise über Sicherungssysteme miteinander verbunden. Den Fall von Betriebsaufgaben gab es 2009 schon einmal verstärkt. Die Umlage für die im System befindlichen Betriebe beträgt normalerweise etwa 3 Promille. Es gab sogar schon mal ein Jahr, wo keine Schadensfälle auftraten, und die Umlage Null war. 2009 wurden aber aus der Kalten 1,4 % erreicht. Am Jahresende 2020 werden viele Unternehmen die Hufe hochmachen und ich rechne mit einem deutlichen Anstieg der Umlage, die dann gerade in eine Zeit ohnehin wackliger Bilanzen fällt.

Dazu kommt wie oben dargetan der Umstand, daß das System auch ohne Konkurse an Ertragsschwäche leidet. In Schieflage geraten sind schon 2019 die Deutsche Steuerberaterversicherung, die Kölner Pensionskasse und die Versicherung der Caritas. Heute wird von einem dreistelligen Millionenloch bei der Sparkassenversicherung Köln berichtet. Das ist gewiß nur die Spitze vom Eisberg. Denn in der Branche herrschen Intransparenz und Schlendrian, die Bafin nennt grundsätzlich keine Problemfälle, um keine Panik zu erzeugen und keine rechtlichen Auseinandersetzungen auszulösen.

Das Geschäftsmodell der Pensionskassen beruhte früher darauf, daß man wie im Schlafwagen mit gut verzinsten Staatsschulden fast ohne Risiko über die Runden kam. In Deutschland ist die Umlaufrendite – die durchschnittliche Verzinsung von staatlicher Verschuldung – von ihrem Höchststand 11,2 % im August 1981 bis November 2014 auf 0,6 % zurückgegangen. Im Zeitraum zwischen November 1964 und November 2014 betrug die Durchschnittsrendite 6,1 %. Seit Juni 2016 weist das Aggregat „Anleihen der öffentlichen Hand“ erstmals eine Negativrendite auf, auch öffentliche Pfandbriefe unterbieten inzwischen die 0 %-Marke.

Um irgedwas wie Rendite zu erwirtschaften, müssen heute unwägbare Risiken eingegangen werden, damit ist die betriebliche Altersversorgung eigentlich mehr oder weniger kaputt. Die Ausschüttungen am Aktienmarkt sinken dieses Jahr auch deutlich. Das Virus hat nun die Schwäche des Kapitaldeckungssystems offengelegt. Kapitaldeckung funktioniert nur solange wie es Kapitalismus gibt. Spätestens seit 2009 herrscht im Merkelstaat aber der von Roland Baader sogenannte Geldsozialismus. Ab Oktober 2020 wird es turbulent werden, denn im Unterschied zum ersten Teil der Finanzkrise 2009 sind die Reserve-Fettpolster der Versicherungen lange aufgezehrt.

 

Grüße an den V-Schutz. Ich denke, ihr habt Pensionen.

 

Zum Beitragsbild: Der Postás ist der Postillon, er bringt in Ungarn Nyugdij, das ist ist die Rente.