Ehrfurcht auf Knopfdruck

Ich war nie der ganz große Fan von Denkmälern. In Weimar stehen an jeder Ecke welche: Goethe, Schiller, Carl August, Wieland, Herder, Petöfi, Mickiewicz, Liszt, Puschkin, Shakespeare, Schweitzer, Bach, Neptun, eine Mama mit zwei Kindern, Gänsemännchen, Thälmann, eine Schlange, die eine Semmel klaut, und diverse nackte Leute. Da soll man in bestellter Ehrfurcht davorstehen und mal denken. Das klappt natürlich nicht auf Knopfdruck.

Die Entstehungsgeschichte ist sehr verschieden. Teilweise waren es arbeitslose Bronzegießer und Bildhauer, die für ein Denkmal getrommelt haben und Sponsoren fanden. In anderen Fällen war es eine politische Machtdemonstration, oder ein eitler Wichtigtuer, der den Stadtrat rumgekriegt hat. Manchmal war es eine Geste, um den Klassenfeind reinzulegen oder wie im Fall Mickiewicz ein oppositioneller Geniestreich. Einige werden heute angefeindet, weil sie nicht ganz PC waren: Albert Schweitzer wird ein Hang zum Rassismus nachgesagt, Thälmann einer zum Antisemitismus und der nackte Mann gegenüber vom Friedhof ist bewaffnet, also ein Militarist. Das mit dem alten weißen Mann ist clever gelöst: Außer Shakespeare, Neptun und Liszt sind alle in Bronze gegossen und deshalb schwarz.

Ich plädiere dafür, die Bildwerke nach ihrem künstlerischen Wert zu behandeln. Die meisten sind gelungen und bereichern das Stadtbild. Den nackten Krieger hatten die Kommunisten schon mal weggeräumt, warum der wieder aufgestellt wurde: Unklar. Thälmann und Liszt sind auch nicht wirklich gelungen. Den Rest betrachte ich als Stadtmobiliar. Nicht als Grund sich aufzuregen.  Wir sollten den Gendertaliban und Bilderstürmifanten keinen Raum geben.

Der Bildersturm der Reformation war übrigens viel moderater, als später behauptet wurde. Damals erregte man sich vor allem über Mariendarstellungen und tilgte sie aus Bildwerken. Heute fallen eher Männerdarstellungen den Eiferern zum Opfer. Die Ziele ändern sich, der Hang der Minder- und Wenigergebildeten zur Kulturvernichtung und Intoleranz bleibt.

 

Grüße an den V-Schutz. Heute ist mal wieder eine Meldung an das Stalinistenluder fällig. Ihr wißt schon, wen ich meine.

 

Das Beitragsbild zeigt, wie ein um das geistige Wohl seiner Landeskinder besorgter barocker Fürst Renaissancedenkmäler zerhacken läßt.