Die moderne Maid ist gefärbt, tätowiert und schiebt Kinderwagen

Die Erfurter Regierungsparteien CDU und SPD haben der NPD einen großen Gefallen getan. Sie wird in Apolda wohl locker über 5 % der Stimmen bei der Kreistagswahl bekommen. Und das kam so.

Gleichzeitig mit der Europawahl finden im Freistaat Thüringen die Kommunalwahlen statt. Die Parteien, die noch nicht in einem Parlament vertreten waren, müssen viermal soviele  Unterstützungsunterschriften sammeln, als das jeweilige Parlament Sitze hat. Für den Apoldaer Kreistag sind das pro Partei 184 Unterschriften, die in Amtsgebäuden nach einer Kontrolle des Ausweises unter Angabe von Namen und Adresse abgegeben werden können. Diese Schikane der schwarz-roten Landesregierung soll kleinere Parteien davon abhalten, in die Parlamente zu kommen.

Das einzige Amtsgebäude im Kreis Weimarer Land, welches an einer fußgängerfrequentierten Stelle liegt ist das Stadthaus in Apolda. Hier hatten drei Parteien vier Wochen lang ihre Stellungen bezogen, um Unterstützer zu keilen. Auf engstem Raum standen 2 bis 5 Piraten, 1 bis 8 Nationalsozialisten und 2 bis 4 Mitglieder der Alternative für Deutschland den Fußgängern auf einer etwa 6 m breiten Gasse im Wege. Fast jeder Passant wurde bis zu dreimal angemacht und auf dem Rückweg noch einmal. Viele Rentner, die die Strecke öfter passieren mußten, hielten die Hand mit gespreizten Fingern ausgestreckt, um anzudeuten, daß es nervt. Etwa alle 10 Minuten wurde ein Unterstützer gewonnen und von einem Parteisoldaten in die Amtsstube zum Unterschreiben abgeführt.

Nach vier Wochen hatten alle neuen Parteien ihre Unterschriften zusammengebettelt.
Die Schikane hat den Erfurter Regierungsparteien CDU und SPD nichts genutzt. Im Gegenteil. Insbesondere die NPD hat von der unfreiwilligen Werbung massiv profitiert. Vier Wochen braune Dauerpropaganda haben sich gelohnt. Durch die lange Dauer der Kampagne ist die Hemmschwelle zu unterschreiben massiv gesunken.

Der NPD-Unterstützer war überwiegend eine jugendliche UnterstützerIn. Wer denkt, daß es deutsche Maiden mit blonden Zöpfen gibt, täuscht sich. Das von den Medien gepflegte Bild des Rechtsradikalen stimmt schon lange nicht mehr. Die moderne Maid hat rot, pink, weiß oder lila gefärbte Haare, ist tätowiert und schiebt einen Kinderwagen. Es gab auch sehr seriös aussehende Unterstützerinnen. Ein Nationalsozialist mit soziologischen Ambitionen fragte seine Unterstützerinnen oft, was sie für einen Beruf hätten. Da gab es Überraschungen. Es sind auch Krankenschwestern, Handwerkerinnen und Kauffrauen dabei. Natürlich haben bei der NPD auch ein paar Männer unterschrieben, die während der Bürozeiten des Amts gerade nicht auf Baustelle waren. Das äußere Erscheinungsbild von Links- und Rechtsradikalen hat sich sehr angenähert. Springerstiefel sucht man vergeblich.

Auch die Alternative für Deutschland konnte bei jugendlichen Damen überproportional punkten. Wenn man sich schon Kinder anschafft: Sollen die in eine Welt der Schulden und der Steuern hineinwachsen? Ähnliche Gedanken haben viele Eltern und auch Großeltern.

Viele Jugendliche im Piratenalter unterschrieben also bei der NPD und bei der AfD. Die Piraten waren deshalb teilweise auf Internetpioniere mit Rollatoren angewiesen. Eine ältere Dame dachte, daß sie mit der Unterstützungsunterschrift schon gewählt hätte: „Die haben mich so schnell reingezerrt, so schnell konnte ich nicht denken und ich will die Piraten garnicht“.

Es rächt sich für das Berliner und Erfurter Machtkartell jetzt massiv, daß die drei Großparteien die Mitglieder aus dem gewerblich-technischen Bereich aus ihren Organisationen rausgeekelt haben. Im letzten Kreistag im Weimarer Land war noch ein Mitglied aus dem Gewerbe- und Handwerksbereich vertreten, das kurz nach seiner Wahl leider verstorben ist.  Die Zusammensetzung des Gremiums gestaltete sich danach wie folgt:

Beruf

Wahlberechtigte in %

Kreistagsmitglieder

Rentner ab 65 Jahren

29,0

4 = 8,6 %

Schüler, Studenten, Frührentner, Hausfrauen usw.

20,0

6 = 12,8 %

Öffentlicher Dienst, Gesundheit, Bildung, Parteien

13,2

33 = 70,4 %

Finanzdienstleistungen

4,2

2 = 4,2 %

Arbeitslose

5,4

0,0 %

Produzierendes Gewerbe

16,0

0,0 %

Handel Verkehr Gastgewerbe

10,6

2 = 4,2 %

Landwirtschaft

1,6

0,0 %

Die bodenständigen Berufe stellen 28,2 der Wähler, aber nur 4,2 % der Abgeordneten. Arbeiter oder Unternehmer aus dem produzierenden Gewerbe sind im Kreistag, in der Politik überhaupt und in den Medien nicht mehr vertreten. NPD und Alternative für Deutschland haben deshalb starken Zuspruch dieser unterrepräsentierten Minderheiten.

Der ehemalige baden-württembergische MP Erwin Teufel hatte vor einem Jahr die Entwicklung der CDU zur Beamten- und Soziallobbypartei beklagt. Vor zwanzig Jahren sei noch in jedem CDU-Kreisvorstand ein Unternehmer und ein Arbeiter präsent gewesen, merkte er mahnend an. Das ist lange Geschichte. Und so ist es auch im Weimarer Land. Bei der SPD und den Linken passierte dasselbe. Personen aus der Wirtschaft, egal ob Arbeiter oder Unternehmer, werden von Funktionären nur noch als Störfaktor wahrgenommen und wenn überhaupt, dann auf hintersten Listenplätzen gehandelt.

Die deutsche Politik braucht keine Frauenquote, sondern eine Quote für Handel, Handwerk und Industrie. Oder noch besser ein freiwilliges Eingehen der Politik auf diese weißen Flecken.

Bei der Unterschriftensammlung in Apolda konnte man beobachten, daß die Wähler aus dem gewerblich-technischen Bereich endgültig von den Großparteien abfallen. Die Unterstützer für die neuen Parteien riechen stark nach Baustelle, Kinderzimmer und Internet.

Zweitens: Viele junge Leute genieren sich überhaupt nicht für die NPD zu unterschreiben, dabei den Ausweis zu zeigen und die Adresse in der Liste zu hinterlassen. Wer vom Establishment noch etwas will, würde nicht unterschreiben. Die nichtakademische Jugend erwartet offensichtlich überhaupt nichts oder zumindest sehr wenig vom Staat. Die Meinungsmacht der Massenmedien ist am zerbröckeln.

In der Not werden übrigens heilige Prinzipien auch mal über den Haufen geworfen. Die NPD-Werber hatten einen Mosambikaner um seine Unterschrift gebeten. Ist aber nichts geworden…