Berlin als Filterblase, Seehofer hält sich die Augen zu
Die jüngsten Ereignisse im Bundesinnenministerium – die arrogante Nichtzurkenntnisnahme einer wirklich nicht unplausiblen Studie zu Nebenwirkungen des Shutdowns – und die Reaktion des medial-faschistischen Komplexes auf die Anti-Shutdown-Demos in verschiedenen Städten zeigen das Ausmaß des Abgehobenseins, aber auch die Festungsmentalität der Berliner Pseudoeliten.
Ich schätze mal ein, daß jetzt eine ganz neue Klientel auf die Straße geht: Betroffene der wirtschaftlichen Auswirkungen der Kórona-Bekämpfungsmaßnahmen, die politisch relativ unerfahren und auch nicht demonstrationsgeübt sind. Das sind Leute, die nur ein banales Interesse am wirtschaftlichen Überleben haben, sei es ein skurriler veganer Koch oder ein gestandener Motorenmonteur mit ungewisser Zukunft. Die zwangsfinanzierten Staatsmedien und die Lügenpresse setzen ihnen völlig vorschnell den Aluhut auf. Ja, sie seien sogar gefährlich, verantwortungslos, es sei „Fake-ziviler-Ungehorsam“, sie ließen sich von Verschwörungstheoretikern und Nazis instrumentalisieren, alle Nicht-Argumente, die wir schon aus der Wärmedämmpolitik, der Finanzkrise, der Asylkrise, der Abschaltung der Kernkraftwerke, der Entkohlungskrise, der Abgaskrise kennen – Alternativlosigkeit, Nazivorwurf und geschürte Panik – sind in der Kóronakrise wieder präsent.
Man fragt sich, wie das möglich ist, daß sich in der Herrschaftsqlique einer Demokratie eine Festungspsychose wie in der Diktatur ausbreiten kann. Ich gestehe, vor 40 Jahren hätte ich das nicht für möglich gehalten. Die parlamentarische Demokratie hielt ich für eine Mauer, die so etwas verhindert. Man ist mit einem allwissenden Generalsekretär im Kreml aufgewachsen, der alles steuerte, und wo nachts noch Licht brannte. Daraus wurde auch gar kein Hehl gemacht, das wurde dem Volk als epochaler Vorteil verkauft. Und daß die parlamentarische Demokratie chaotisch, volksfeindlich und reaktionär wäre und sie vom sog. Monopolkapital beherrscht würde. Dr. Merkel versucht den Beweis anzutreten, daß die Agitatoren, Instrukteuere und Propagandisten recht hatten und das alles wirklich so ist. Sie macht nicht einmal den Versuch, eine demokratische Fassade aufrecht zu erhalten. Sie scheint es angesichts der eindimensionalen Schattenfiguren in Regierung und Medien nicht nötig zu haben.
Die Ursache für die Entdemokratisierung und die Verweigerung jeglicher Diskussion ist eigentlich klar. Die Medien sind offensichtlich von einer geheimen Schattenregierung zentral gesteuert. Solche obskuren Monopolisten wie das RND und dpa geben den Ton an, die Schnüre an denen die Marionetten geführt werden, führen teilweise in die SPD-Zentrale, teilweise zu NGOs, die sich in Berliner Hinterzimmern eingenistet haben. Es ist ja keine Spekulation von Phantasten, sondern gesicherte Erkenntnis, daß ausländische Monopolkapitalisten wie Melinda und Bill Gates die deutsche Presse zumindest teilfinanzieren und in ihrem Sinne steuern.
Zu einem Bunkerkoller gehört auch immer die Absonderung vom einfachen Volk. Das geht relativ weit unten los. Ich erinnere mich an die 80er, wo die Betriebsleitung in der Kantine der Zwischengenossenschaftlichen Bauorganisation Weimarer Land (ZBOWL) einen eigenen Tisch hatte. Wo die Offiziere Major Pape und Leutnant Schneider von der Abteilung Erziehung und Ausbildung eben auch separat in der Hochschulkantine saßen. Wo die Beriebsleitung der TGA Weimar bei der jährlichen Betriebsfeier einen eigenen Tisch bevölkerte. Im Parteienstaat setzt sich das Übel bis oben fort, wo zahlreiche Vollzeitparlamentarier nie normal gearbeitet haben, sondern von der Schulbank auf die Parlamentsbank gewechselt sind. Auch der Journalismus sitzt in der eigenen Blase fest. Mir ist schon in den frühen 90ern aufgefallen, daß selbst das lokale Käseblättchen über jede Ausstellung und über jedes Orgelkonzert berichtete, aber nie über das Leben der Malocher, der Landwirte, der Industriellen und Händler. Wegen dem aufgeplatzten Kulturteil habe ich fix abbestellt. Auch das Wohnen der medialen und politischen Klasse erfolgt oft im eigenen Dunstkreis der Selbstvergewisserung. Das Studium von städtischen Wahlergebnissen ist immer sehr aufschlußreich. In grünen Wahlbezirken gibt es kaum Blaue, in blauen kaum Grüne. Extrem in Hamburg-Altona, Berlin-Prenzlauer Berg, Bremen-Steintor. Da überlappt sich zwischen Bionadebürgertum und werktätiger Mittel- und Unterschicht nichts. In städtischen Milieus ist eine Filterblase entstanden, die auch für die Pseudoeliten selbst gefährlich ist, weil sie eine angemessene Wahrnehmung blockiert.
Eine überrreife und faktenresistente Diktatur kann schnell an ihr Ende geraten. Im „Ballast der Republik“ floß der Sekt, während das Totenglöckchen draußen unmittelbar vor der Tür bimmelte. In Versailles wurde noch gefeiert, als es in Paris wegen schlechtem Wetter zu einer Teuerung gekommen war. Auch die Revolutionen 1848 hatten alle mit schlechtem Wetter und Mißernten zu tun und fanden wie die in Ostberlin und Paris vor dem Hintergrund einer veritablen Finanzkrise statt. Auf letztere steuern wir gerade zu. Europaweit vergrößern die Regime die Ausgaben angesichts zusammenbrechender Einnahmen. Wenn ich die Steuereinnahmen vom April hier einstellen werde, reiben sich einige Leser die Augen, versprochen.
Wir haben dieses Jahr auch noch ausgesprochen schlechtes Wetter. Heute morgen waren minus zwei Grad. Ich war gestern den ganzen Abend unterwegs um die Kulturen mit Folien abzudecken. Zahlreiche Kartoffeläcker sehen heute morgen schlecht aus, weil das Kraut abgefroren ist. Wenn im Juni noch mal Frost kommt, ist die Ernte ganz hin. Die Apfel- und Quittenblüte hat heute auch einen wegbekommen. Zusätzlich hat die Regierung die Grundwasserverordnung auf den Weg gebracht, um die Erträge zu reduzieren. Die Preise für landwirtschaftliche Produkte steigen in der Kaufhalle bereits, auch in der Bäckerei wurden die Preise zum Jahreswechsel erhöht, vor allem weil der Strompreis wieder gestiegen war. Dr. Merkel dreht auch in der Krise mutwillig wie ein Kind an der Preisschraube, wovor sich jeder neapolitanische König des 18. Jahrhunderts gehütet hätte. Was war das für eine rationale und aufgeklärte Zeit damals!
Jedwede Planung und Regierungstätigkeit erheischt als Vorleistung umfassende Analysen. Auch mein Blog kommt ohne zeitnahe Beobachtung der Realität nicht aus. An dieser Stelle muß ich mich ausjammern. Es ist ganz schwierig zeitnah an relevante Daten zu kommen. Trotz Informationsfreiheitsgesetz ist das nicht drin, weil sie für viele Bereiche schlicht nicht erhoben werden. Teilweise war das Statistische Jahrbuch der DDR aussagekräftiger, als der Datenfriedhof von Destatis. Oft kann man nur über die Besteuerungsdaten an die Wirtschaftsleistung und den Grad der Beschäftigung herankommen, viele Zahlen stehen erst nach Wochen und Monaten zur Verfügung, wenn das Kind schon im Brunnen liegt. Ich bringe mal das Beispiel des Reißens der Lieferketten. Ich war der einzige, der früh darüber informiert hatte, was in chinesischen Häfen los ist, und wann die Zulieferung in Deutschalnd nicht ankommen wird. Ich hatte zutreffend Ende März/April ausgerechnet, und so kam es auch.
Ohne Analyse ist erfolgreiches Handeln rein zufällig und relativ unwahrscheinlich. Wenn ich jetzt wieder sehe, wie man im Innenministerium Augen und Ohren zuhält, indem man die – zweifellos fehlbare, erklärtermaßen unvollständige und diskussionswürdige – Zuarbeit eines Referatsleiters nicht zur Kenntnis nimmt: Mir wird schlecht.
Grüße an den V-Schutz. Gegen das Mißmanagement im dekadenten Berlin seid auch Ihr machtlos!
„…….Ich gestehe, vor 40 Jahren hätte ich das nicht für möglich gehalten. Die parlamentarische Demokratie hielt ich für eine Mauer, die so etwas verhindert. ….“
Ich auch, Herr Prabel.
Svhlußfolgerung:
Entweder handelt es sich in der Praxis nicht um eine parlamentarische Demokratie,
oder
die maßgebliche Politik spielt sich außerhalb der parlamentarischen Demokratie ab.
q.e.d.
Wir haben alle Mauern niedergerissen, die letzte 1989 niedergekämpft. Aber wenn ich sehe, was in diesem Land seit dem merkelistischen Regierungsstil alles möglich ist, hätten wir mindestens eine Mauer stehen lassen sollen oder eine neue aufbauen … zum Schutz der Demokratie.
Hallo Cindy, dreimal darfst Du raten, welche. … Na? … Welche wohl?
Eine um den Führer*Innen-Bunker!!!
Nennen wir es einfach „Demokratie-Simulation“.
Der Extra-Tisch, die Extra-Sänfte: das kennen wir aus der römischen Kaiserzeit, wo es leicht war, Gift und Dolch gegen die sich vereinzelt Habenden anzuwenden (man weiss ja wo sie sind).
Eben höre ich, dass einer der selbsternannten EUGH-„Generalanwälte“ in einem schlau ausgewählten, bereits vollständig bebauten (also nicht mehr slumtechnisch nachverdichtbaren) Statdviertel einer südwestdeutschen Provinzposse, äh, Metropole residiert. Allerdings – die Demographie: wenn da jetzt ein einziger Erbe an Unbekannt verkaufen muss wegen Steuer, dann kann da plötzlich doch ein Facharbeiter hinziehen.
Alles nicht so einfach mit der Segregation in einem maximal metastabilen System.
Ich schätze mal ein, daß jetzt eine ganz neue Klientel auf die Straße geht: Betroffene der wirtschaftlichen Auswirkungen der Kórona-Bekämpfungsmaßnahmen, die politisch relativ unerfahren und auch nicht demonstrationsgeübt sind.
Diese Einschätzung teile ich ausdrücklich. Vor allem denke ich, daß da ganz normale Leute einfach mal wieder raus an die Sonne wollen (es war schönes Wetter am Wochenende), und mal wieder in der Stadt schauen, was los ist. Und was anderes läuft ja nicht (kein Festival, kein Stadtfest, kein Fußball), und ärgerlich über das Daheimhocken ist man auch, also geht man da hin.