Big Brother Tilman Kuban will 1984

Die merkeltreue Hoftrompete WELT AM SONNTAG berichtet von den Abwegen einer ehemals stolzen und aufgeklärten Partei:

„Der Vorsitzende der Jungen Union (JU), Tilman Kuban, fordert, dass die geplante App zur Kontaktverfolgung bei jedem Deutschen automatisch aufs Handy installiert wird, der nicht aktiv widerspricht.“

„Die Corona-App wird nicht der neue Impfstoff, aber sie kann uns dabei helfen, schneller zu unserem gewohnten Leben zurückzukehren und dabei die Infektionszahlen möglichst klein zu halten“, so der schwergewichtige Big Brother der JU, Tilman Kuban.

Ich will mich garnicht über 1984, totalitäre Überwachung und dergleichen aufregen. Die Sache scheitert bereits an technischen Hürden und persönlichen Liederlichkeiten, die in Fachkreisen längst diskutiert werden.

Hier mal zwei Links zu Zettels Raum:

https://zettelsraum.blogspot.com/2020/04/die-corona-app-von-technischem.html

https://zettelsraum.blogspot.com/2020/04/die-corona-app-zweiter-teil.html

Die Kurzfassung daraus, es lohnt sich auch den Langtext im Link zu lesen:

1. Es ist technisch kaum machbar, um nicht zu sagen technischer Kokolores.

„Zur Belustigung, lieber Leser: Schalten Sie mal ihr Handy ein und gehen unter Bluetooth Optionen auf alle Geräte in ihrer Nähe. Sie werden sich wundern wie viele es sind. Und Sie sind zuhause. Ich habe hier zu Hause fast ein Dutzend, auf der Arbeit etliche Dutzend. Das sind alles Geräte, die Advertisement Pakete schicken. Ein Teil davon wird von ihren Nachbarn sein. Sie können sogar von der Strasse kommen. In der Innenstadt kommen sie überall her. Ziemlich viel, oder?
Ja, sagen jetzt natürlich die Vertreter der Corona-App. Da fehlt ja auch was wichtiges. Das stimmt. Das sogeschimpfte RSSI („radio signal strengt indicator“). Simpel gesprochen: Die Empfangsstärke. Zu jedem Advertisement Paket, dass das Handy empfängt, gibt der eigentlich BT-Empfangschip auch die Signalstärke aus, mit der er das Paket empfangen hat. Theoretisch(!) kann man diese Empfangsstärke in eine Distanz umwandeln, bzw. schätzen wie weit der Sender vom Empfänger entfernt ist. Also kann man ja sagen, wie nahe man dran ist. Oder nicht? Ja, eher nicht. Denn hier kommt ein gewaltiges Problem: Funkwellenausbreitung ist ein lausiges Thema und das drückt es noch sehr harmlos aus. Wellen werden reflektiert, absorbiert, abgeschwächt und noch vielerlei Dinge mehr. Der menschliche Körper (an dem das Handy in der Regel „klebt“) besteht im wesentlichen aus Dipol-Molekülen (vulgo Wasser), und schirmt die Wellen wunderbar ab. Allerdings nur in eine Richtung. Wer also das Handy in der Gesäßtasche trägt gibt ein ganz anderes Bild ab, als jemand der es in der Hosentasche oder Handtasche trägt. „

2. Es ist politisch brandgefährlich, und das drückt es noch harmlos aus.

„So lange Menschen wie Heiko Maas, Franziska Giffey oder auch Frank-Walter Steinmeier in der deutschen Politik etwas zu sagen haben, kann man dem Staat kein solches Instrument in die Hand geben“

3. Es wird sozial nicht funktionieren.

„Die aber, die es damit nicht allzu genau nehmen, werden auch eine solche App nicht installieren und die, die es nicht nur nicht genau nehmen, sondern die Quarantäne unterlaufen, werden schlicht ihr Handy im Zweifelsfall gar nicht mitnehmen. Private Grillparty? Ohne Handy!“

Soweit Llarian auf Zettels Raum, Danisch ist auch etwas skeptisch.

Der Autor dieser Zeilen ist ein Fall von Punkt 3. Fast immer vergess ich das Funktelefon einzustecken, wenn ich das Haus verlasse. Im Sommer weiß ich auch garnicht, wo ich es hinstecken soll. Ich hab kein Prada Handtäschchen. Es hängt eigentlich immer an der Elektrostrippe und brummelt vor sich hin. Wenn ich es mal abmache, vergesse ich garantiert es wieder anzustöpseln und es liegt leer in irgendeiner Ecke. Manchmal finde ich es nicht, weil es wegen leerem Akku nicht bimmelt, wenn ich es anrufe. Die Maasi kann mir draufspielen was sie will, das ist alles für den Hintern, weil ich eine asoziale Telefonschlampe bin.

Grüße an den armen Kerl, der mein Telefon abhören muß, der langweilt sich furchtbar und kann der Führerin nicht viel melden.